Elektrischer BMW M3 mit vier E-Motoren: Offizielle Teaser

Neue-Klasse-M mit bis zu 1.360 PS
Soundcheck mit dem neuen Elektro-Biest von BMW

In diesem Artikel:
  • Tiefer Einblick in die Testarbeit
  • Auch Elektro-M3 heißt "M3"
  • "Präziser, schneller und unabhängiger"
  • Höhere Rekuperationsleistung
  • Performance-Allrad kommt
  • Zusätzlich auch als Verbrenner

Das Bild rund um einen kommenden Elektro-M3 vervollständigt sich immer weiter. Bislang testete der Autobauer die Quad-Motor-Technik unter der aktualisierten Karosserie eines BMW i4. Zuletzt hat BMW über seinen Instagram-Kanal erstmals Erlkönigbilder des kommenden Elektro-M3 unter der Neue-Klasse-Karosserie veröffentlicht. In einem neuen Video, das im Februar 2025 veröffentlicht wurde, werden die Zuschauer mit auf die Erprobungsstrecke genommen. Auf der BMW-M-Website erklärt Entwicklungschef Dirk Häcker zusätzlich: "Die Elektrifizierung ermöglicht uns ganz neue Freiheitsgrade, um die typische M-Fahrdynamik abzubilden." Fahrdynamisch soll also auch der elektrische M3 alle M-Fans zufriedenstellen.

Tiefer Einblick in die Testarbeit

Das zuletzt veröffentlichte Video ist aus zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Einerseits bekommen die Zuschauer einen erstaunlich offenherzigen Einblick in die Testarbeit der Entwickler auf den üblicherweise streng abgeschirmten Testgeländen. Andererseits ist die Begeisterung des Entwicklungsteams greifbar, die ungekünstelt und authentisch wirkt. Axel Theiling, Projektmanager für Antriebselektrifizierung bei BMW M, bringt in dem neuen Video hierzu ein bezeichnendes Statement: "Wir werden jetzt ein erstes High-Performance-BEV-Fahrzeug auf die Straße stellen, das sich der Messlatte M3 stellen wird. Und wir sind davon überzeugt, dass wir diese Messlatte überspringen werden." Das klingt für die treue M3-Fangemeinde durchaus verlockend.

Gezeigt wird im Video unter diesem Absatz die Testarbeit an einem neuen Versuchsträger auf Basis des aktuellem BMW i4 M50, der sich für die Erprobung der neuen Komponenten laut BMW "aufgrund seiner Architektur als Elektrofahrzeug mit hoher Steifigkeit und einem ideal positionierten Energiespeicher" für diesen Job qualifiziert hat. "Nadine" wurde dieses Fahrzeug getauft, ein früherer von uns "erlegter" Erlkönig hörte auf den Namen "Ashley". Für Petrolheads besonders interessant im Video unter diesem Absatz: Ganz zum Schluss erlaubt uns BMW eine kleine Klangprobe, die einen Ausblick auf das kommende Erlebnis gibt. Beim Beschleunigen wird im Fahrzeug ein Sound eingespielt, der nach reichlich bösem Sechszylinder-Turbo klingt.

Bereits im Sommer 2023 hatte BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber dem australischen Magazin "Carsales" bei einer Veranstaltung in Portugal bestätigt, dass ein Sportmodell auf Basis der Neuen Klasse voraussichtlich Ende 2026/Anfang 2027 kommen wird. Zwischendurch stand auch die Produktbezeichnung "iM3" im Raum, da BMW sich dieses Kürzel hat schützen lassen. Doch M-GmbH-Chef Frank van Meel hatte einen iM3 dementiert.

Auch Elektro-M3 heißt "M3"

Bei einer Preisverleihung in Großbritannien sagte er: "Wir würden niemals ein i für einen M verwenden, auch wenn er elektrisch wäre." Das "i" stehe bei BMW für eine Technologie, aber bei Produkten der M GmbH gehe es nicht um Technologie oder einen Antriebsstrang. "Es geht um ein Versprechen, es geht um Motorsport, es geht um Emotionen", ergänzte der gebürtige Niederländer. Was im Subtext bedeuten würde, dass auch ein M3 mit E-Antrieb schlicht "M3" heißen würde.

BMW M Versuchsträger Allrad
BMW

Ein bei früheren Wintertests erwischtes Modell zeigte sich bereits als modifizierter i4 M50, den die Testingenieure "Ashley" getauft hatten. Der Name prangte in weißer Schrift im Kühler. Ashley zeigte eine komplett neue Motorhaube mit anderen Aero-Elementen. An der Front wurden ein neuer Splitter und zusätzliche Carbon-Flaps verbaut. Die hintere Stoßstange war in Sichtcarbon ausgeführt, eine zusätzliche Spoilerlippe am Kofferraum ergänzte die Modifikationen, an der Seite wurde eine neue Tarnung rund um die Radkästen angebracht. Der Prototyp präsentierte eine komplett neue Bremsanlage mit roten Bremssätteln. Das klassische farbige Logo des 50-jährigen Jubiläums der BMW M Division waren ebenfalls auf dem gesamten Fahrzeug zu sehen.

Den Kern bildet der elektrische BMW-X-Drive-Allradantrieb mit vier Elektromotoren, einen pro Rad. Er ermöglicht also ein echtes Torque-Vectoring. Die Motoren sind mit einem zentralen Steuergerät (intern bei BMW "Hand of God", übersetzt "Hand Gottes") verbunden, das über einen eigens entwickelten, integrierten Regelungsalgorithmus innerhalb von Millisekunden die richtige Kraftübertragung errechnet. Dabei werden Parameter wie Pedalstellung, Lenkwinkel, Längs- und Querbeschleunigung sowie die Drehzahl des Rades analysiert. Die Signale dafür gelangen ebenso schnell und ohne Umwege über eine Lamellenkupplung und Differenziale auf direktem Weg an die vier Motoren.

Im oben gezeigten Teaservideo ist zudem zu erkennen, dass das Modell einen Tank-Turn (ähnlich dem G-Turn der kommenden elektrischen G-Klasse EQG) vollführt. Jedoch sieht der Stunt im Video nach einer per Computer generierten Sequenz aus.

"Präziser, schneller und unabhängiger"

Nach Aussage von BMW soll der neue Allradantrieb den Grenzbereich für ein kontrolliertes Handling verschieben. "Wir können damit den Fahrerwunsch präziser, schneller und unabhängiger voneinander umsetzen als je zuvor", sagt Dirk Häcker, Entwicklungschef bei der BMW M GmbH. Zudem könnten bei "regennasser Fahrbahn oder verschneiten Straßen deutlich höhere Kurvengeschwindigkeiten erzielt werden", so BMW weiter, da parallel zum Lenkeinschlag das Antriebsmoment für das kurvenäußere Hinterrad erhöht wird. "Mit einer konventionellen Antriebstechnologie ist so etwas einfach nicht möglich", sagt Häcker.

"Bis zu einem Megawatt"

Entwicklungsvorstand Weber ergänzte in einem Gespräch mit dem BMW-Blog: "Was Sie von dieser Neue-Klasse-Architektur erwarten können, ist nicht nur Flexibilität innerhalb Ihrer Hochvoltbatterie. Sie können auch eine supereffiziente Architektur mit einem Motor, eine Architektur mit zwei Motoren haben und diese kann sogar eine Architektur mit vier Motoren bis zu einem Megawatt liefern." Das wäre dann umgerechnet ein Leistungswert von bis zu 1.360 PS. Die Neue Klasse an sich startet übrigens bereits 2025.

Höhere Rekuperationsleistung

Die vier Elektromotoren erlauben innerhalb des neuen Antriebskonzepts auch die Rekuperation der Bremsenergie. Sie fungieren beim Anbremsen vor einer Kurve als Generator und speisen die Hochvoltbatterie. Diese muss also in der Lage sein, nicht nur besonders schnell Energie abzugeben, sondern auch aufzunehmen, "denn die Rekuperationsleistung der vier Motoren wird bedeutend höher sein als die aktueller E-Fahrzeuge", sagt Dirk Häcker. Damit der Versuchsträger diese Power bei der Bremsenergie-Rückgewinnung überhaupt nutzen kann, haben die Ingenieure der M GmbH eine neue Zelltechnologie im Batteriegehäuse des i4 M50 untergebracht.

Performance-Allrad kommt

"Wenn man einen Schritt weiter geht und sich Elektroautos mit vier Elektromotoren ansieht, wie wir sie in unserem sehr frühen Entwicklungsauto haben, dann kann man natürlich immer noch dieselbe Logik verwenden, um das Auto so zu steuern, dass es wie ein M fährt", sagte er. "Ich würde aber sagen, dass man damit noch mehr Möglichkeiten hat." So nennt er explizit die größere Energierückgewinnung durch eine angetriebene Vorderachse bei der Verzögerung. Auch will BMW weiter an den Beschleunigungswerten arbeiten.

Und in welchem elektrischen M-Modell wird der Performance-Allradantrieb dann zum Einsatz kommen? Sicher ist die Implementierung dieser Technik in bereits bestehende Modelle schwierig. Vor allem, da die Entwicklung noch in den Kinderschuhen steckt. "Man muss sehr früh mit der Entwicklung beginnen, weil es Jahre dauert, bis alles fertig ist", so van Meel. Wenn er dann aber kommt, so wird er "einfach alles schlagen", was wir bislang kennen, so van Meel in einem Interview mit dem US-Magazin "Motor Trend" im Juni 2024. Puristen verspricht er zudem, dass es auch in der elektrischen Ära weiter M-Modelle mit reinem Hinterradantrieb geben wird.

Zusätzlich auch als Verbrenner

Und auch für die Hardcore-Verbrennerfreunde hat van Meel eine Botschaft im Gepäck. Die nächste M3-Generation wird parallel zur Elektroversion auch weiterhin mit einem weiterentwickelten S58-Reihensechszylinder-Biturbo zu haben sein.