THE 8 X JEFF KOONS: Auto-Kunst für 350.000 Euro

BMW 8er Edition THE 8 X JEFF KOONS
:
Kunst-Schnäppchen für 350.000 Euro

BMW 8er Jeff Koons Edition THE 8 X JEFF KOONS © Enes Kucevic/BMW 24 Bilder

Jeff Koons hat wieder ein Art Car für BMW gestaltet. Diesmal ist es kein Rennwagen, sondern ein M850i xDrive Gran Coupé für die Straße. 99 Stück davon kann man kaufen. Zu einem stolzen Preis. Der könnte sich für die künftigen Besitzer als prima Investment erweisen.

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Dass ein BMW 8er nicht billig ist, versteht sich beim Blick in den Konfigurator: Ein M850i xDrive Gran Coupé kostet jetzt nach dem Facelift mindestens 126.000 Euro. Für die nach Jeff Koons Vorstellungen umgestalteten Exemplare müssen Interessenten aber noch mal 224.000 Euro drauflegen. Irre? Vielleicht eher ein irre gutes Angebot: Im Mai 2019 wurde im Auktionshaus Christie’s die 1,04 Meter hohe Stahlskulptur "Rabbit" von Jeff Koons für 91 Millionen US-Dollar (heute rund 80 Millionen Euro) versteigert. Sie gilt als das teuerste Werk eines noch lebenden Künstlers. Das 8er Gran Coupé ist immerhin 1,407 Meter hoch und vor allem mit 5,08 Meter Länge ein Riesentrumm von Auto, dessen ausladende Karosse erstmal bemalt bzw. besser gesagt lackiert werden will.

Am und im Künstler-Coupé 5:06 Min.

285 Stunden zusätzliche Arbeit

BMW bezeichnet den Künstler-8er als das am aufwändigsten gestaltete Fahrzeug in der Firmengeschichte: Mehr als 200 Arbeitsstunden verschlingt allein die Lackierung des Kunst-Stücks, zusammen mit der speziellen Gestaltung des Interieurs sollen gar 285 Arbeitsstunden vergehen, bis aus dem ursprünglich silbernen Gran Coupé ein Edition THE 8 X JEFF KOONS wird – mit Sitzen in satten Rot- und Blautönen. Die Superman-Farben verweisen passend zum Pop-Art-Künstler aufs Comicuniversum – zufälligerweise finden sie sich auch in der Coporate Identity von BMW M. Sogar den Schutzumschlag der Bedienungsanleitung hat der Künstler entworfen. Auf der Cupholder-Blende findet sich eine farbige Signatur des Künstlers. Jeff Koons entschied sich hier für das Bayrisch Blau aus dem Logo von BMW.

© Enes Kucevic/BMW

Die Farbgebung im Innenraum könnte man als gewagt bezeichnen, auf der Cupholder-Blende ist das Kunstwerk signiert.

Wer jetzt denkt, BMW würde für die Karosseriegestaltung sein neues Lackierverfahren "Eco Paint Jet Pro" verwenden, das erlaubt, mit einer Breite zwischen einem und 50 Millimeter trennscharf zu zeichnen oder flächendeckend zu lackieren, der täuscht. Der neue Lackierkopf kann nur wenige Farben der Münchner verarbeiten; Jeff Koons nutzt elf Lacke des Herstellers von Blau über Silber und Gelb bis hin zu Schwarz.

© BMW
BMW probiert an einer Kleinserie des M4 Coupés ein neues Lackierverfahren aus: Der Eco Paint Jet Pro soll komplizierte Grafiken millimetergenau auf das Fahrzeug auftragen – ohne Schablone, ohne Abkleben und weniger verschwenderisch.
© BMW
Der Applikator für den Eco Paint Jet Pro wird am Roboterarm installiert und sprüht die Farbe über eine spezielle Düsenplatte aus drei Zentimeter Entfernung auf. BMW entwickelte das Verfahren gemeinsam mit dem Maschinen- und Anlagenbauer Dürr.
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Mit einer Strahlbreite zwischen einem und 50 Millimeter kann randscharf gezeichnet oder flächendeckend lackiert werden.
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Auf die Grundlackierung des M4 Coupés zeichnet die Düsenplatte eine schwarze Grafik auf die Motorhaube, spart dabei einen sauberen orangenen M4-Schriftzug aus. Schablonen und Maskierungen für andere Karosserieteile sind hinfällig, die Produktion dadurch günstiger und weniger aufwändig.
© BMW
Das Verfahren verhindert zudem den sogenannten Overspray, sprich einen Überschuss an Lackpartikeln.
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Außerdem arbeitet das System energiesparender als traditionelle Methoden: Der Eco Paint Jet Pro braucht im Gegensatz zu traditionellen Lackiermethoden keine Lackabscheidung. Und die ist ein echter Energiefresser.
© BMW
Schon für nächstes Jahr plant BMW den Serieneinsatz des neuen Lackverfahrens im Produktionsnetzwerk.
© BMW
Noch schnell das Heck verziert und fertig ist die Lackierung der auf 19 Stück limitierten M4-Kleinserie für den internen Fuhrpark, an der BMW das neue Verfahren testet.

Einer will seinen Künstler-8er auch fahren

Und die bringen spezialisierte Fachkräften mit riesigen Schablonen und oftmals mit Lupenbrillen in Handarbeit auf. Pro Woche können in den Werken Landshut und Dingolfing nur zwei Karossen lackiert werden. So gesehen erwerben Käufer auch handwerklich ein echtes Kunstwerk, dessen Arbeitsaufwand den satten Aufpreis relativiert. Wenn sich die Preisentwicklung nur annähernd an anderen Objekten von Jeff Koons orientiert, könnte das Art Car ein lohnendes Spekulationsobjekt werden – die 80 Millionen Euro für die Skulptur Rabbit durch die 99 Exemplare des Jeff-Koons-8er – das ergäbe immerhin gut 808.000 Euro als Zielpreis für einen der Viertürer, die auf der Mittelkonsole vom Künstler signiert ist. Einer der künftigen Besitzer will das gute Stück nach eigenem Bekunden auf jeden Fall auch benutzen: "Ich kann es kaum erwarten, in meinem 8er Gran Coupé herumzufahren und ich hoffe, dass alle anderen ebenso viel Gefallen daran finden werden wie ich", sagt Jeff Koons selbst, der sich ein Exemplar ausbedungen hat.

© BMW / Patrick Lang
Aus BMW 4er und 8er wird ein 6er Coupé-Verschmelzung auch bei BMW?

Der Künstler über sein Objekt: "Meine Edition des BMW 8er Gran Coupé ist mein absolutes Traumauto! Ich wollte schon immer einen ganz besonderen BMW gestalten und das Projekt bedeutet mir sehr viel. Die Edition ist sportlich und springt ins Auge, zugleich ist sie aber auch minimalistisch und konzeptionell. Entlang der Oberfläche des Fahrzeugs verbreitern sich die Linien von der Motorhaube hin zum Kofferraum und vermitteln so ein Gefühl der Vorwärtsbewegung, genau wie das ‚POP!‘ und die Windwirbel. Die blaue Farbe erinnert dabei an die Weiten des Weltalls und mir gefällt die Idee, dass das Fahrzeug für die ganze Welt zugelassen ist. Was zählt ist doch schließlich, in welcher Verbindung wir alle zueinanderstehen und unser Bewusstsein über all das, was uns umgibt. Für den Fahrer und alle Insassen entsteht so ein besonderes Gefühl der Freude. Das ist es, was mein Fahrzeug zu bieten hat."

Das erste Exemplar wird für einen guten Zweck versteigert

Der THE 8 X JEFF KOONS soll in Manhattan auf dem Rockefeller Plaza für eine breite Öffentlichkeit zu sehen sein, bevor ein Fahrzeug der Edition am 4. April bei Christie’s in New York international versteigert wird. Alle Erlöse aus dem höchsten Gebot gehen dabei an das International Centre for Missing & Exploited Children (ICMEC), der Jeff Koons persönlich seit über zwei Jahrzehnten verbunden ist.

© Enes Kucevic/BMW

Dieses Kunstwerk kann fahren - belibt nur die Frage: Wie viele Käufer machen das?

Nach seiner Weltpremiere will BMW den Kunst-8er auf Kunstmessen und Veranstaltungen in Europa, Asien und im Mittleren Osten präsentieren, unter anderem auf der 16. Istanbul Contemporary, der Paris Photo, dem Goodwood Festival of Speed, der Art Dubai, der West Bund Art & Design Fair Shanghai und der Art Basel Hong Kong.

Bislang BMW Art Cars von 19 Künstlern

Die Art Cars von BMW gibt es bereits seit den 70ern. Wohl auf Initiative des französischen Rennfahrers (und Kunstliebhabers) Hervé Poulain bat man im Schulterschluss mit dem damaligen BMW Motorsport Direktor Jochen Neerpasch 1975 den Künstler Alexander Calder, Poulains BMW-Rennwagen zu gestalten. Seitdem haben insgesamt 19 Künstler aus aller Welt BMWs gestaltet – u.a. Roy Lichtenstein, Esther Mahlangu, Jenny Holzer, Andy Warhol, David Hockney, Ólafur Elíasson, Frank Stella, Robert Rauschenberg, Cao Fei und John Baldessari.

© BMW
Die Weltpremiere des BMW Art Car fand am 1. Juni zur Feier des 35. Jahrestags der BMW Art Car Serie im Pariser Centre Pompidou statt.
© BMW
Als Basis für das Koons Art Car diente ein 500 PS starker BMW M3 GT2, der für das LeMans-Langstreckenrennen homologiert wurde.
© BMW
Damit knüpft Koons an die Tradition der BMW Art Cars an - wie bereits 1977 Roy Lichtenstein, der ebenfalls in Paris sein Art Car präsentierte und signierte.
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Koons setzte sogar selbst einen Helm auf, um an einem Testtag des BMW Rahal Letterman Racing Teams am 23. Februar in Sebring, Florida, teilzunehmen.
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Die erlebte Renngeschwindigkeit im BMW M3 GT2 diente Jeff Koons als weitere Inspiration für sein Design.
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Mit den für Koons typisch knalligen Farben ist das Kunstwerk Ausdruck von Kraft, Bewegung und überschäumender Energie.
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Für das Design des BMW M3 GT2 Art Cars hat Koons Bilder von Rennwagengrafiken, lebhaften Farben und Darstellungen von Geschwindigkeit und Explosionen gesammelt.
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Das ausdrucksstarke Außendesign in Kombination mit dem silbernen Interieur verleiht diesem Art Car selbst im unbewegten Zustand eine kraftvolle Dynamik.
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In monatelanger Zusammenarbeit mit BMW in München haben Koons und die Ingenieure ihre Kompetenzen vereint, um sicherzustellen, dass das BMW Art Car für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans startbereit ist.
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Durch die Arbeit mit dreidimensionalen CAD-Modellen des BMW M3 GT2 konnte Koons die Grafiken auf die Oberflächen des Autos projizieren und aus allen Blickrichtungen prüfen.
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Unter der direkten Leitung und Aufsicht von Koons wurde sein BMW Art Car mit Hilfe eines Teams von BMW Ingenieuren und Designern bei Schmid Design, nahe München produziert.
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Die Herausforderung bei der Kreierung des BMW Art Cars lag in der Verwendung eines leichten Materials und eines Designs, das die Aerodynamik und das Gewicht des Rennwagens nicht negativ beeinflusst.
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Auch das Timing war ein wichtiges Thema, da zwischen den ersten Designskizzen und der Weltpremiere in Paris nur zwei Monate lagen
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Aus diesem Grund wurde entschieden, Digitaldruck auf Vinyl für die Umsetzung des BMW M3 GT2 Art Cars zu verwenden.
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Anschließend wurde eine doppelte Klarlackschicht aufgetragen, um die Farben zur Geltung zu bringen.
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BMW gab bereits im April bekannt, dass das 17. BMW Art Car am 24-Stunden-Rennen von Le Mans in Frankreich, das dieses Jahr vom 12. bis 13. Juni 2010 stattfindet, teilnehmen wird.
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"Diese Rennautos sind wie das Leben, sie strotzen vor Kraft und haben enorme Energie", sagt Jeff Koons über sein Werk.
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Koons: "Unter der Haube steckt viel Kraft und meine Ideen sollen damit verschmelzen – es geht einzig darum, sich völlig darauf einzulassen”.
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Standesgemäß wurde das BMW M3 GT2 Art Car unmittelbar nach der Präsentation vom Künstler signiert.
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Nur mit der Originalunterschrift von Jeff Koons ist der BMW M3 GT2 ein echtes Art Car und eben ein echter Koons.
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Das Design von Koons ist von vielen hellen Kontrastfarben geprägt, um der kraftvollen Ästhetik Ausdruck zu verleihen.
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Das Konzeptdesign wurde in hart umrissene Farblinien übersetzt. An den hinteren Seitenteilen und auf der Rückseite des Autos befinden sich explosionsartige Grafiken, die die Kraft des Autos widerspiegeln.

Mit dem BMW M3 GT2 gestaltete Jeff Koons 2010 das 17. BMW Art Car. Es nahm am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil, nachdem es im Pariser Centre Pompidou enthüllt worden war. BMW und Koons blieben danach im Gespräch und entschieden sich laut Hersteller Anfang 2020 für eine limitierte Edition des neuen BMW 8er Gran Coupé.

Fazit

BMWs 8er bedient vor allem als Zweitürer eine kleine Zielgruppe. Gerüchten zufolge bekommt die Baureihe keinen direkten Nachfolger. Vielmehr soll ein neues 6er-Coupé mittlerer Größe neben dem 8er auch den 4er gleich mitersetzen. Einziger Überlebender könnte das Gran Coupé sein, das dann aber wohl der 7er-Reihe zugeschlagen wird. So ähnlich erging es schon dem ersten 8er der 90er-Jahre. Das Ziel der Höherpostionierung als Luxus-Coupé mag damals wie heute gelungen sein, die Stückzahl blieb aber gemessen am Aufwand offenbar beide Male hinter den Erwartungen zurück.

Da passt es gut, dass Jeff Koons mit ausgerechnet dem 8er Gran Coupé eine ganz eigene Form der Höherpositionierung verschaffte. Die Stückzahl bleibt zwar auch hier gemessen am Aufwand gering, aber das ist in diesem Fall Absicht und könnte den teuersten 8er zu einem guten Angebot machen.

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