Alpine Alpenglow Hy6: Rennwagenkonzept verfeuert Wasserstoff

Alpine Alpenglow Hy6
Jetzt verfeuern sechs Zylinder Wasserstoff

Autosalon Paris 2024

Im Rahmen des Konzernumbaus bei Renault in Richtung Elektromobilität muss sich auch die Sportwagentochter Alpine neu orientieren. Wohin die Reise in Sachen Design und Antriebstechnik für Serienautos und Rennsportmodelle gehen könnte, hatten die Franzosen mit der Studie Alpine Alpenglow Hy4 bereits auf dem Pariser Autosalon 2022 angedeutet. Anderthalb Jahre später zeigten die Franzosen im Mai 2024 die Weiterentwicklung des Konzepts und gaben tiefere Technikeinblicke. Zum Pariser Autosalon 2024 im Oktober erfährt das Konzept ein weiteres Update.

Der Alpenglüher scheint direkt an das vorherige Concept Car A4810 anzuschließen. Der Name Alpenglow bezieht sich übrigens auf ein leuchtendes Phänomen, bei dem vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang ein horizontaler Streifen aus rot getöntem Licht über den Bergen erscheint.

Satte Evolution beim Wasserstoff-Verbrenner

Im Mittelpunkt des Alpenglow-Konzepts steht Wasser. Einerseits steht Wasser für die stromlinienförmige Optik des Alpenglow, andererseits soll grüner Wasserstoff als Treibstoff den Verbrennungsmotor im Alpine extrem sauber machen. Im Alpenglow sitzen die Passagiere eingebettet zwischen zwei flankierenden und einen hinten angeordneten Wasserstofftank, die je 2,1 Kilogramm Treibstoff unter 700 bar Druck vorhalten. Mit diesem füttern die Franzosen in der zuerst präsentierten Version Alpenglow Hy4 einen herkömmlichen Verbrennungsmotor mit zwei Litern Hubraum, vier Zylindern und Turboaufladung. Die Leistung wird mit 340 PS angegeben. Das Triebwerk verfügt über Wasserstoff-Direkteinspritzung mit 40 bar Druck und Wassereinspritzung zur Reduzierung der NOx-Emissionen. Es erreicht eine maximale Drehzahl von 7.000/min und überträgt seine Kraft über ein sequenzielles Renngetriebe mit Fliehkraftkupplung an die Antriebsräder. Die Leistung ist vergleichbar mit der eines Benzinmotors, die Höchstgeschwindigkeit beträgt etwa 270 km/h.

Sponsored

Im in Paris vorgestellten Alpenglow Hy6 sitzt nun der bereits angekündigte, auf Wasserstoffbetrieb ausgelegte V6-Motor. Der von Alpine selbst entwickelte Sechszylinder mit 100 Grad Bankwinkel, Aluminiumblock und Trockensumpfschmierung schöpft aus 3,5 Litern Hubraum in Kombination mit Biturbo-Aufladung satte 740 PS bei 7.600 Touren. Das maximale Drehmoment von 770 Nm liegt bei 5.000 Umdrehungen an. Drehen darf der V6 sogar bis zu 9.000/min. Die Kraftübertragung per sequenziellem Sechsgang-Renngetriebe mit Fliehkraftkupplung an die Antriebsräder bleibt erhalten. Die mögliche Höchstgeschwindigkeit legt auf über 330 km/h zu.

Weiter angepasste Le-Mans-Prototypen-Optik

Der aufgefrischte Alpine Alpenglow Hy4, der auf einem LMP3-Rennwagen-Chassis aus Kohlefaser basiert, ist dem Concept Car von 2022 sehr ähnlich, aber nochmals harmonischer proportioniert. Die Form folgt bei dem Versuchsträger der Funktion, mit einer neu gestalteten Crashbox zur Absorption von Aufprallenergie, einem größeren Innenraum mit zwei Sitzen und einem höheren Aufbau, wobei die Lage der Wasserstofftanks in den Seitenkästen und hinter dem Cockpit beibehalten wurde. Die Spur wurde auf 2,10 Meter verbreitert. Die Gesamtbreite beträgt jetzt 2,15 Meter, die Länge 5,20 Meter und die Höhe 1,10 Meter. Die idealen Proportionen stellen die optische Verbindung zur Alpine A424 her, die in der Hypercar-Kategorie der World Endurance Championship antritt.

Die aerodynamische Effizienz war ein wesentlicher Bestandteil des Design-Prozesses. So wurde der Frontsplitter neu gestaltet, sodass ein großer, niedriger Lufteinlass entstand. NACA-Lufteinlässe versorgen die Öl- und Wasserkühler mit Kühlluft, und der Luftansaugschnorchel für den Motor ähnelt dem eines Rennwagens. Das lange Heck erinnert an den Alpine-Rennwagen A220 aus den späten 1960er-Jahren. Weiteres Kennzeichen des Alpine Alpenglow Hy4 ist der niedrige transparente Spoiler. Der Heckdiffusor erhielt eine neue Form, um die aerodynamische Effizienz weiter zu verbessern.

Das Dreieck an der Vorderseite des Cockpits ist ein typisches Alpine-Merkmal. Durch Farbwechsel kann es zudem etwa die Querbeschleunigung in Echtzeit, die Motordrehzahl oder Informationen zur Fahrgeschwindigkeit anzuzeigen.

Mit dem neuen Sechszylinder-Motor im Heck musste die Linienführung des Alpenglow abermals angepasst werden. Der Alpenglow Hy6 trägt auf seiner nun durchsichtigen Motorabdeckung neue Lufteinlässe. Die als Flügelelement gestaltete Quertraverse zwischen den Hinterrädern entfällt am Hy6. Dafür durften die Seitenflächen am transparenten Heckspoiler weiter wachsen. Auch die Längsfinne auf dem Heck wurde deutlich vergrößert.

Wasserstoff im Renneinsatz möglich

Für die Serie hat Alpine bislang kein Wasserstoffmodell eingeplant. Vorgestellt haben die Franzosen bislang den kompakten Sportwagen A_290 auf Basis des neuen R5, angekündigt den A_390-Crossover und einen A110-Ersatz. Diese Modelle setzen aber alle auf einen rein batterieelektrischen Antrieb. Für den Einsatz im Motorsport dürfte der Wasserstoff-Verbrenner jedoch kommen. Denkbar ist diese Konfiguration aber auch für den ebenfalls angekündigten Alpine-Supersportwagen.

Alpine Racing verfolgt dazu die Änderungen in den Wettbewerbsreglements: Der Automobile Club de l’Ouest wird bei den 24 Stunden von Le Mans ab 2027 wasserstoffbetriebene Autos zulassen. Auch die Motoren der Formel 1 könnten bis 2031 auf Wasserstoff umgestellt werden. Allerdings hat Alpine mittlerweile das Ende der eigenen F1-Motorenentwicklung angekündigt.