Alfa Romeo Junior: Neuer Hybrid mit Elektro-Allrad kommt

Alfa Romeo Junior
Den Hybrid gibt's jetzt mit Elektro-Allrad

Als erste Informationen über einen neuen Einstiegs-SUV von Alfa Romeo durchsickerten, ging es vorrangig um dessen Namen. Lange Zeit wurde die Modellbezeichnung "Brennero" kolportiert, wohinter sich die italienische Bezeichnung für den Brenner-Pass verbirgt. Der Hersteller selbst befeuerte diese mit diversen Hinweisen, von denen sich einige als Nebelkerzen erwiesen. Erst Mitte Dezember 2023 dann die Gewissheit: Alfa Romeo verkündete offiziell, dass der Neuling den Namen Milano trägt. Er heißt also wie die Heimatstadt jener Marke, die 1910 in Mailand als A.L.F.A. ("Anonima Lombarda Fabbrica Automobili") gegründet und später in Alfa Romeo umbenannt wurde. Genau hier feierte er im April 2024 Weltpremiere. Doch der Name währte nur kurz. Nur wenige Tage nach dem Debüt hatte Alfa Romeo nach einer Kontroverse mit der italienischen Regierung den Milano in Junior umbenannt.

Design

Das Stadtwappen Mailands taucht indes weiter im Markenemblem von Alfa Romeo auf. Dieses trägt der 4,17 Meter lange, 1,78 Meter breite und 1,50 Meter hohe Junior immer in klassischer Form am vorderen Ende der Fronthaube. Und nach Wahl des "Progresso"-Designs (Fortschritt) auch stilisiert im dreieckigen Styling-Element im Zentrum der Front, das gemeinhin als "Scudetto" (deutsch: Abzeichen) bekannt ist. Alternativ präsentiert er in der Version "Leggenda" (Legende) an dieser Stelle den historischen Markenschriftzug. Der eigentliche Kühlergrill sitzt als vergitterter horizontaler Lufteinlass in der Frontschürze. In dieser befinden sich seitlich weitere Aussparungen. Darüber sitzen die Scheinwerfer mit prägnanter Lichtsignatur. Pro Seite rahmen vier größere und drei kleine LED-Tagfahrleuchten die Voll-LED-Matrix-Hauptscheinwerfer ein.

Die Seitenansicht ist geprägt von einer leicht aufsteigenden unteren Fensterlinie, ausgestellten Kotflügeln samt kunststoffbeplankter Radläufe und dem "Junior"-Schriftzug auf den vorderen Kotflügeln. Die vorderen Türen öffnen sich über Bügelgriffe, die hinteren Pendants über versteckte Griffe im Fensterdreieck an der C-Säule. Am Heck beschirmt ein Spoiler die schmale, recht flach in eine scharfe Abrisskante auslaufende Scheibe. Auch die hier platzierten, jeweils dreiteiligen Leuchten sind fein und schmal ausgearbeitet und befinden sich in einem schwarzen Styling-Element, unter dem erneut der Alfa-Romeo-Schriftzug prangt. Die Heckklappe verfügt über eine markante Sicke. Die Schürze präsentiert sich – genau wie die Dachpartie – in edlem Schwarz.

Innenraum und Infotainment

Hinter dem kleinen, unten leicht abgeflachten Multifunktions-Lenkrad sitzt ein 10,25 Zoll großes digitales Kombiinstrument, dessen runde Außenform klassische Rundinstrumente nachahmt. Auch der zentrale, leicht zum Fahrerplatz geneigte Infotainment-Touchscreen misst 10,25 Zoll und kann individualisiert werden, indem die einzelnen "Widgets" im Drag-and-Drop-Verfahren unterschiedlich angeordnet werden. Das System lässt sich aber nicht nur mit den Fingern, sondern auch per Sprache befehligen. Dabei helfen die KI-Software "ChatGPT" und das vorangestellte Kommando "Hey Alfa". Verschiedene Fahrzeugfunktionen lassen sich von außerhalb über die Smartphone-App "My Alfa Connect" steuern und Software-Updates werden kabellos "over the air" abgewickelt.

Im kompakten Alfa Romeo Junior finden bis zu fünf Personen Platz. Die optionalen Sportsitze in der ersten Reihe stammen vom Spezialisten Sabelt und tragen eingestickt das Markenemblem auf den integrierten Kopfstützen. Auf den äußeren Luftausströmern sind vierblättrige Kleeblätter (bekannt als "Quadrifoglio") zu erkennen; dieses Symbol kennen wir von den Rennwagen und den sportlichen Modellen der Marke. Die Mittelkonsole nimmt im vorderen Bereich Smartphones in einer induktiven Ladeschale auf. Die Elektroversion des Alfa Romeo Junior bietet ein etwa 400 Liter großes Gepäckabteil, wobei das Ladekabel im vorderen Kofferraum (Frunk) seinen Platz findet.

Junior Elettrica – die E-Version

Der Alfa Romeo Junior basiert vorübergehend auf der CMP- und e-CMP-Plattform (Common Modular Platform), die erst 2026 vom neuen STLA-Small-Baukasten abgelöst wird. Demnach verfügt die E-Version mit dem Beinamen "Elettrica" – übrigens der erste rein elektrisch angetriebene Alfa Romeo überhaupt – über eine 54 Kilowattstunden große Traktionsbatterie mit Lithium-Ionen-Zellchemie, die eine WLTP-Reichweite von 410 Kilometern gewährleisten soll. Eine Schnellladung per Gleichstrom von zehn auf 80 Prozent ihrer Kapazität soll mit maximal 100 kW und in weniger als 30 Minuten gelingen. Der E-Motor, der die Vorderräder antreibt und unter der Fronthaube werkelt, leistet 115 kW (156 PS).

Junior Elettrica Veloce – die elektrische Sportversion noch stärker

Damit ist das Ende der elektrischen Leistungs-Fahnenstange allerdings noch nicht erreicht. Bei der Premiere kündigte Alfa Romeo direkt eine weitere Version des Junior Elettrica an. Veloce steht auf dem Kotflügel, das ist immerhin vielversprechend. Veloce bedeutet auf Italienisch schnell, und es ist ein genau so traditioneller Alfa-Namenszusatz wie Junior. Womöglich ist das den gestrengen italophilen Aufpassern im Ministerium für Unternehmen und Made in Italy entgangen, sonst hätte sie womöglich auch gegen diese italienische Bezeichnung protestiert.

Der Veloce heißt so, weil die einstweilen stärkste und schnellste Variante des Junior ist, 207 kW/280 PS stark und 200 km/h maximal schnell. Den Spurt von null auf 100 km/h soll er in 5,9 Sekunden absolvieren. Endgültig sind diese Werksangaben freilich nicht, die Zertifizierung steht noch aus. Gilt im Übrigen ebenso für die Reichweite und Gewicht. Bis zu 410 km und um die 1.590 kg. Damit zählt der Junior Elletrica 280 zu den Leichtgewichten seiner Zunft. Geschuldet ist das allerdings der vergleichsweise kleinen Antriebsbatterie (51 kWh netto).

So fährt der Alfa Romeo Elettrica Veloce

Da stehen die ersten Vorserien-Fahrzeuge nun in der gleißenden italienischen Sommersonne auf dem Prüfgelände in Balocco. Es soll über einen beinahe 20 km langen Kurs gehen, der den sogenannten Langhe-Kurs und die Handlingstrecke beinhaltet. Alle Testwagen sind mit den optionalen Sabelt-Sportsitzen ausgestattet. Sie gehören zum 2.500 Euro teuren Corsa-Paket, wirken aber im kompakten Junior etwas wuchtig und schränken zudem die Kniefreiheit im Fond ein. Dafür sitzen zwei in der ersten Reihe hervorragend, das kommt hier in Balocco recht gelegen.

Los geht’s. Drei Fahrstufen gibt es, wird dir vorher erzählt. Also wählst du direkt den Dinamic-Modus, denn so entfesselt der Antrieb jedes einzelne seiner 345 Newtonmeter und die Bremse verzichtet aufs Rekuperieren. Das soll knackigeres Brems-Feedback liefern. Das Pacecar ist eine Giulia Q4, das kann ja was werden. Für die nächsten 45 Minuten jagen wir im Junior die Giulia. Und registrieren erst nach einer Weile, dass der kompakte Elektro-SUV seine Sache so schlecht nicht macht. Das Fahrwerk zeigt sich zwar straff, doch keineswegs überhart. Trotz der großen 20-Zöller reagiert es geschmeidig auf Anregungen und übertreibt es auch nicht mit der Seitenneigung. Leicht untersteuernd lenkt sich der Alfa in die Biegungen, dreht sich bei Lastwechseln leicht ein, bevor die Fahrdynamiksysteme sanft nachregeln.

Hervorragende Traktion

Präzise agiert dabei die Lenkung, etwas mehr Rückmeldung könnte sie dennoch vertragen. Macht Spaß, stellst du bald fest. Auch, weil der E-Antrieb vorn schön progressiv aufs Fahrpedal reagiert. Und die Traktion auch aus engen Kehren hervorragend ist. Immerhin verfügt der Alfa über ein Torsen-Differenzial an der Antriebsachse, welches bekanntlich über die Fähigkeit verfügt, das Drehmoment ans gripstärkere Rad weiterzureichen. Das klappt beim Junior recht gut. Auf warmem, trockenem Asphalt zumindest.

Mit leicht teigiger werdendem Druckpunkt in der Bremse und weichgekneteten Reifen rollt der Alfa Junior auf eine Abkühlrunde. Nach draußen dürfen wir diesmal mit dem Wagen nicht. Wir dürfen auf jeden Fall gespannt sein, wie er sich im wahren Leben abseits der Teststrecken so schlagen wird.

Junior Ibrida – die Hybrid-Version

Als dritte Modellvariante legt Alfa Romeo den Junior Ibrida mit Mild-Hybrid auf. Hier arbeitet ein 136 PS starker 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner mit einem ins Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe integrierten Elektromotor zusammen, der 21 kW (29 PS) leistet und den kleinen SUV dazu befähigt, kurzzeitig rein elektrisch zu fahren. Die E-Maschine holt sich ihre Energie aus einem 48-Volt-Lithium-Ionen-Akku. Den Durchschnittsverbrauch gibt Alfa Romeo mit 5,2 Litern auf 100 Kilometer an.

Junior Ibrida Q4 – die Allrad-Version

Der Hybrid-Junior kommt im April 2025 optional mit einem elektrifizierten Allradantrieb. Der Junior Q4 erhält einen weiteren, ebenfalls 21 kW (29 PS) starken E-Motor an der Hinterachse. Dieser hebt die Systemleistung auf 107 kW (145 PS), arbeitet unabhängig sowie ohne mechanische Verbindung zur Antriebseinheit der Vorderachse und wird bei Bedarf zugeschaltet. Um die Traktion zu optimieren, verfügt er über ein Untersetzungsgetriebe und verpasst Alfa Romeo dem Allrad-Junior eine Multilink-Einzelradaufhängung an der Hinterachse. Eine weitere Q4-Eigenheit ist die spezielle Steuerung der Antriebsbatterie (Power Looping). Damit der Allradantrieb auch bei entladenem Akku verfügbar ist, erzeugt der Benzinmotor in Echtzeit die für das Zuschalten der Hinterachse nötige Energie. Hinzu kommt ein eigener Q4-Fahrmodus, der bis 30 km/h einen permanenten und bis Tempo 90 einen automatisch zuschaltenden Allradantrieb gewährleistet.

So fährt der Alfa Romeo Junior Ibrida Q4

Damit der Allradantrieb auch bei entladenem Akku (nur 0,42 kWh netto) verfügbar ist, erzeugt der Benzinmotor in Echtzeit die für das Zuschalten der Hinterachse nötige Energie. Hinzu kommt ein Q4-Fahrmodus, der bis 30 km/h permanent angetriebene Hinterräder garantiert.

Genau der ist nun aktiv und wir sind mittendrin in einem matschigen, zerfurchten und steinigen Weg bergan. Für Fronttriebler gewiss sehr anspruchsvoll. Als Q4 wühlt sich der Alfa Romeo Junior emsig durch und leidet eher an seiner geringen Bodenfreiheit als an fehlender Traktion. Bis 90 km/h sorgt die stark untersetzte E-Maschine je nach Fahrmodus und ESC-Rückmeldung für zusätzliche Traktion. Ob das so stimmt? Wollten wir hier nicht komplett austesten.

Im Alltag ein unaufgeregter SUV

Also zurück auf die Straße. Schön, wie gleichmäßig der Junior aus dem Stand beschleunigt und sich bei höheren Drehzahlen nicht in ein nerviges Röhrgerät verwandelt. Auch die Gangwechsel klappen flott, und gelegentlich rollt der Hybrid schon mal ein paar Meter rein elektrisch.

Ansonsten fährt sich der SUV nicht bemerkenswert agil, eher auffallend unspektakulär – trotz eigens entwickelter Mehrlenker-Hinterachse. Die Lenkung brilliert nicht mit Feedback und das Fahrwerk gibt kleine Stöße gerne weiter – das war's an Auffälligkeiten.

So bleibt noch Platz, um auf Nachteile des Allradlers hinzuweisen: Sein Leergewicht steigt um 195 kg, der WLTP-Verbrauch um 0,4 l/100 km und der Kofferraum schrumpft um 75 auf 340 Liter. Und natürlich der Preis: 37.000 Euro ruft Alfa für den Junior Ibrida Q4 auf. Die 2WD-Variante kommt bei ähnlicher Ausstattung rund 4.000 Euro günstiger.

Kommt die "Quadrifoglio Verde"-Sportversion?

Ob die Stellantis-Marke irgendwann eine echte "Quadrifoglio Verde"-Sportversion – ob rein elektrisch oder mit Hybridantrieb – nachschiebt, bleibt bislang unklar. Alfa-Romeo-CEO Jean-Philippe Imparato äußerte sich zu diesem Thema bisher vage. Ob das Topmodell komme, hänge vor allem davon ab, ob potenzielle Kundinnen und Kunden bereit wären, den wahrscheinlich üppigen Preis für einen Alfa Romeo Junior QV zu zahlen.

Fahrwerk und Fahrassistenten

Das sportlich ausgelegte Fahrwerk soll jenes Ingenieurs-Team entwickelt haben, das auch für die Abstimmung der Alfa-Romeo-Sportler Giulia GTA/GTAm und 4C verantwortlich war. Beim Veloce zeigt es sich um 25 Millimeter tiefergelegt und um verstärkte Stabilisatoren an beiden Achsen ergänzt. Hinzu kommt eine Sportbremsanlage mit Vierkolben-Monoblock-Sätteln und 380 Millimeter großen Scheiben an der Vorderachse. Speziell angemischte und auf 20-Zoll-Felgen aufgezogene Reifen sowie ein Torsen-Sperrdifferenzial sollen die Traktion optimieren.

Die Fahrdynamikregelung "Alfa D.N.A" bietet in jedem Junior die Modi "Dynamic", "Natural" und "Advanced Efficiency". Der Allrad-Hybride wird zusätzlich einen speziellen Q4-Modus erhalten. Die elektronischen Fahrassistenzsysteme sollen den kleinen SUV zum Autonomie-Level 2 befähigen und die rundum angebrachten Parksensoren sowie die Heckkamera das Einparken erleichtern. In der E-Version verfügt die Navigation über die Funktion "EV Routing", welche die Fahrtrouten unter Berücksichtigung der Ladestopps berechnet. Europaweit sind darin aktuell mehr als 600.000 Ladepunkte hinterlegt.

Junior Speciale – die Einführungs-Version

Der dritte Alfa-Romeo-SUV nach Stelvio und Tonale rollt bereits seit dem ersten Quartal 2024 in Tychy (Polen) vom Band, wo auch die Plattformbrüder Fiat 600e und Jeep Avenger gebaut werden. Die ersten Exemplare, die im September zu den Händlern kommen werden, gehören der Einführungsversion "Speciale" an, die sich sowohl mit dem 156-PS-Elektro- als auch dem 136-PS-Hybridantrieb kombinieren lässt. Äußere Merkmale sind der Scudetto im Progresso-Stil, mattschwarze Karosseriedetails mit roten Akzenten, getönte Scheiben und 18-Zoll-Leichtmetallräder im markentypischen Loch-Design. Innen gibt es ein Lederlenkrad, einen elektrisch verstellbaren Fahrersitz mit Massagefunktion und eine achtfarbige Ambientebeleuchtung. Eine elektrische Heckklappe mit Gestensteuerung und das schlüssellose Zugangs- und Motorstart-System sind aufpreisfrei an Bord.

Marktstart und Preise

Preislich siedelt sich der neue Alfa Romeo Junior etwas oberhalb seiner Plattform-Geschwister an, wobei der Junior Ibrida mindestens 29.500 Euro kostet. Zum Vergleich: Der entsprechende Fiat 600 startet aktuell bei 25.490 Euro, während der Jeep Avenger Hybrid (allerdings mit nur 100 PS) ab 27.600 Euro erhältlich ist. Wer die Allrad-Version möchte, zahlt mindestens 37.000 Euro für den Alfa Romeo Junior Ibrida Q4. Das entsprechende Jeep-Pendant, das es bei 136 PS belässt, kostet mit 33.600 Euro deutlich weniger.

Die Preisliste des Junior Elettrica startet bei 39.500 Euro – auch das ist mehr als bei den Pendants von Fiat (36.490 Euro) und Jeep (38.500 Euro). Noch einen Tick teurer sind die umfangreich ausgestatteten und ab sofort bestellbaren Speciale-Sondermodelle, die mindestens 31.500 (Hybrid) beziehungsweise 41.500 (Elektro) kosten. Das Topmodell Elettrica Veloce ist für wenigstens 48.500 Euro erhältlich.