Robert Kubica hält in der Rallye-WM Hof wie ein alter Hase, und wie ein solcher führte der 28-Jährige Rundstreckenkünstler schon nach der ersten Etappe der härtesten Rallye des WM-Kalenders seine Klasse an. Dass das alles nicht so selbstverständlich ist, betont der Pole gern und viel: "Man darf nicht vergessen, dass das hier erst meine dritte Rallye auf Schotter ist", sagt er feierlich.
Dennoch nahm er die Gratulationen für seinen Klassensieg in der WRC2 für Allradautos mit Zweiliter-Saugmotoren oder Turbos mit verkleinertem Air-Restriktor mit großer Gelassenheit entgegen, dabei war diese Rallye Akropolis für ihn durchaus ein Abenteuer. Durch seine nach dem schweren Rallye-Unfall vor zwei Jahren immer noch stark eingeschränkt nutzbare, rechte Hand steuert Kubica seinen Citroën DS3 RRC überwiegend mit der Linken, kein einfaches Unterfangen bei einer Rallye, bei der ständige Schlaglöcher, Steine oder tiefe Spurrillen den Fahrern das Lenkrad aus der Hand zu schlagen versuchen.
Klassensieg und Gesamtrang 11 für Kubica
Kubica holte sich den Sieg und den elften Gesamtrang in Loutraki dennoch mit Bravour und größter Souveränität. Sein Auto hatte keine Schramme, und im Gegensatz zu den meisten seiner Konkurrenten fing er sich keinen Reifenschaden ein. Das wiederum liegt auch an seinem Aufschrieb: "Ich lerne ja immer noch pausenlos dazu, und so sehe ich an den Spuren der anderen, wo die teilweise komplett über die Wiese abkürzen. Ich bin auf der Rundstrecke aber 20 Jahre konditioniert worden, dass du weg vom Fenster bist, sobald du auf das Gras kommst. Ich muss so was künftig beim Erstellen des Aufschriebs mit einarbeiten."
Ebenfalls eine neue Erfahrung für Kubica war eine Nachtfahrt auf Schotter: "Ich bin zwei Mal auf Schnee im Dunkeln gefahren, aber das hier ist schwieriger. Wenn du einen Belagwechsel hast, siehst du den beim Training im Hellen und kannst dich darauf einstellen. Aber im Dunkeln siehst du ihn praktisch nicht mehr, also musst du ihn zusätzlich in den Aufschrieb diktieren."
Al Kuwari ohne Chance gegen Kubica
Nachdem die Konkurrenz, darunter auch Tabellenführer Abdelaziz Al Kuwari im Ford Fiesta schon nach einer Etappe erkannte, dass dem schnellen Polen nicht beizukommen war, beschränkte dieser sich auf die Verteidigung des Vorsprungs, mochte aber nicht zu langsam fahren: "Auch wenn du langsam fährst, kann in diesem Sport immer etwas schief gehen, es ist besser in einem zügigen Rhythmus zu bleiben."
Von Titelambitionen in der zweiten Liga der Weltmeisterschaft will Kubica aber trotz seiner starken Vorstellung bei seinem erst zweiten WM-Lauf nichts wissen: "Über den Titel denke ich überhaupt nicht nach. Ich fahre gern Autos am Limit, aber Rallyefahren ist nur zu 20 Prozent Fahrzeugbeherrschung, die restlichen 80 Prozent sind Insiderwissen und Erfahrung, und die habe ich einfach kaum."