Vorschau Rallye Australien 2014: Formsache Titelverteidigung für VW

Vorschau Rallye Australien 2014
Formsache Titelverteidigung für VW

Der Ärger über den unnötigen Doppelausfall beim Heimspiel verrauchte beim erfolgsverwöhnten VW-Team schnell. Bei neun Saisonsiegen in Folge konnte man sich eine Nullrunde locker leisten. Etwas länger zwickt aber die verpasste Chance, die Verteidigung des Herstellertitels eben nicht medienwirksam vor heimischer Kulisse feiern zu können, sondern mit ziemlicher Sicherheit erst am kommenden Sonntag (14.9.2014) im fernen New South Wales.

Siebter Platz reicht VW in Australien zum Titel

Bei insgesamt 305 Zählern hat VW auf das zweitplatzierte Citroën-Team sagenhafte 167 Punkte Vorsprung. Bei den verbleibenden vier Rallyes sind aber in der Marken-Wertung nur noch maximal 172 Punkte zu vergeben. Dass heißt: Selbst bei einem Citroën-Doppelsieg würde den Hannoveranern ein siebter Platz (6 Punkte) reichen, um nach 2013 den zweiten Marken-Titel nach Wolfsburg zu holen.

Im französischen Lager denkt man indes nicht im Traum daran, die Polos abzuduschen. Citroën-Sportchef Yves Matton wäre schon froh, dass der zuletzt in Finnland und Deutschland sehr schnelle Kris Meeke weiter ansteigende Form zeigt und der zuletzt stagnierende Mads Östberg sich erfolgreich rekalibrieren kann.

Die Chancen darauf stehen nicht schlecht, gehen die DS3-Werksfahrer doch gemäß ihrer WM-Position in der Fahrerwertung auf der ersten Etappe von den Rängen 4 (Östberg) und 8 (Meeke) auf die Piste. Nirgendwo sonst ist vor allem der vorderste Startplatz so ein Nachteil wie beim australischen WM-Lauf, wo das Auto auf der losen Bauxit-Auflage der schnellen Schotterprüfungen wie auf Erbsen dahinrutscht.

Das härteste Schicksal trifft mal wieder Weltmeister Sébastien Ogier. Als Tabellenführer hat er schon bei einigen vorangegangenen Rallyes geklagt und gejammert, dass er trotz Fahren mit größtem Einsatz den anderen Top-Fahrern am ersten Rallyetag kaum folgen konnte.

Letzte Titelchance für Latvala

Vor allem Teamkollege Jari-Matti Latvala, der als Zweiter auf die Piste geht, weiß den Schwachpunkt des Franzosen seit seinem Sieg im Frühjahr in Argentinien durchaus auszunutzen. Nach seinem späten Ausrutscher und null Punkten in Deutschland muss der Finne aber zunächst beweisen, dass er seinen Fauxpas nervlich verdaut hat.

Angesichts von 44 Punkten Rückstand auf Ogier ist Australien für den Verfolger so ziemlich die letzte Chance, den WM-Kampf offen zu halten, folgt doch danach Ogiers Heimspiel in Frankreich auf Asphalt. Latvala gibt sich kämpferisch und sagt: "Ich kann kaum abwarten, dass es losgeht."

Die Furcht des Champions hält sich allerdings in Grenzen. 2013 kam Ogier ebenfalls als Tabellenführer nach Coffs Habour, sicherte sich 19 von 23 Bestzeiten und die drei Extrapunkte der Powerstage obendrauf. "Ich liebe das Layout dieser Rallye und fühle mich in Australien immer gut", sagt Ogier.

Hyundai will Titel "Best of the Rest"

Angesichts der VW-Dominanz vom Vorjahr, backen auch die Deutschland-Doppelsieger von Hyundai lieber kleine Brötchen: "Australien gehört zu unserem Lernprozess. Wir hoffen auf ein gutes Resultat", sagt Teamchef Michel Nandan diplomatisch. Mit dem ersten Hyundai-Sieg der Geschichte im Rücken, will das Team aus Alzenau auf der anderen Seite der Erde aber zumindest den Titel "Best of the Rest" anstreben, und das ist gar nicht unrealistisch, denn die Koreaner mit Teamsitz in Bayern haben nach VW die stärkste Fahrertruppe aufzubieten.

Der frisch gebackenen Deutschland-Sieger Thierry Neuville reist mit entsprechend breiter Brust nach New South Wales. Er wird unterstützt von Chris Atkinson und Nachwuchsmann Hayden Paddon. Lokalmatador Atkinson und der Neuseeländer Paddon kennen sich mit den schnellen Pisten Down Unders bestens aus.

Eher verhalten sind die Hoffnungen bei M-Sport. Teamchef Malcolm Wilson hat im früheren Ford-Werksteam die Hoffnung fast aufgegeben, dass sein Top-Fahrer Mikko Hirvonen zurück auf sein früheres Niveau findet, das ihm 15 WM-Siege und vier Vize-Weltmeisterschaften einbrachte. Wilson setzt vielmehr auf weitere Fortschritte seines Youngsters Elfyn Evans, der zuletzt in Trier mit Rang vier sein bestes WM-Ergebnis feierte.

Das Ergebnis der Rallye Australien, die am Freitag (12.9.2014) beginnt und nach 20 Wertungsprüfungen mit 320 Kilometern am Sonntagnachmittag um 17 Uhr Ortszeit endet, wird für die europäischen Rallyefans schon am Sonntagmorgen um 9.30 Uhr feststehen, denn die Zeitdifferenz liegt bei siebeneinhalb Stunden.

Apropos Kopfrechnen: Sollte VW sich angesichts fehlender Stallorder wie in Deutschland einen Doppelausfall leisten und dieses Desaster in Frankreich und Spanien gar wiederholen, würden die Titelverteidiger selbst bei drei Citroën-Doppelsiegen mit einem Vorsprung von 38 Punkten zum Saisonfinale nach Wales reisen.

In unserer Bildergalerie zeigen wir Ihnen noch einmal die Highlights der Rallye Australien aus dem Vorjahr.