Die ehemalige Solitude-Rennstrecke im Südwesten von Stuttgart war schon immer ein gefährliches Pflaster für Motorräder und Autos. Bei Motorsport-Veranstaltungen in den 60er Jahren waren auf den öffentlichen Straßen sogar Formel 1-Autos mit Stars wie Jim Clark, John Surtees oder Jack Brabham unterwegs.
Solitude-Revival nach Unfall abgebrochen
Mit dem zweitägigen Retro-Festival sollte an die Glanzzeiten des traditionsreichen Kurses erinnert werden. Der Verein „Solitude Revival“ hatte dazu viele hochkarätige Klassiker geladen. Insgesamt waren 350 Teilnehmer am Start. Bei bestem Wetter kamen rund 10.000 Besucher an den Solitude-Ring, der für den öffentlichen Straßenverkehr gesperrt wurde.
Leider kam es am Sonntag zu einem schweren Unfall auf der Piste. Nach Informationen der Polizei war ein Ronart-Jaguar-Fahrer gegen 14.30 Uhr in einer langen Rechtskurve links von der Strecke abgekommen. Das Auto streifte einen großen Strohballen, überschlug sich mehrmals und kam schließlich im angrenzenden Wald zum Stillstand.
Beide Insassen schwer verletzt
Der 65-jährige Pilot und sein 45 Jahre alter Beifahrer wurden schwer verletzt geborgen und ins Krankenhaus transportiert. Auch 2 Streckenposten und eine Mitarbeiterin des Sicherheitsdienstes wurden von herumfliegenden Teilen getroffen, aber nach ersten Informationen nur leicht verletzt. Der Ronart-Jaguar Typ 152 wurde völlig zerstört.
Pikant: Der Ronart W152 ist ein britischer Retro-Rennwagen im Vorkriegsstil, dessen Produktion erst im Jahr 1987 begann. Das vielerorts genannte Baujahr 1969 bezieht sich vermutlich auf den eingebauten Jaguar-Motor, mit dem der Zweisitzer mit dem Gitterrohrrahmen bestückt war. In Frage kommen der klassische 4,2-Liter-6-Zylinder und ein V12 mit 5,3 oder gar 6,0 Liter Hubraum. Leistungen von 325 PS und mehr sind kein Problem. Auf historische Originalität kommt es dabei weniger an, der Ronart ist eher auf Performance ausgelegt und begnügt sich mit einem vordergründigen Retro-Look. So bietet Ronart auf seiner Website im gleichen Atemzug klassische SU-Vergaser und Einspritzanlagen von Fuji an. Für die Optik gibt es dann historische Schalter sowie Instrumente und ein Armaturenbrett aus massivem Walnussholz.
Von einem historischen Rennwagen oder einem Oldtimer kann also keine Rede sein. Darum haben derartige Fantasie-Renner mit ihrem fragwürdigen Stil- und Technikmix auf etablierten Rennveranstaltungen wie AVD Oldtimer Grand Prix oder Classic Days Schloss Dyck üblicherweise gar keine Startberechtigung. Vielleicht auch, weil sie aufgrund ihres relativ geringen Werts als Klassiker und moderner Technik umso mehr zum Schnellfahren animieren.
Ob ein technisches Problem zu dem Unfall geführt hat oder ob es sich um einen Fahrfehler handelte, konnte nach einer ersten Analyse des Wracks noch nicht geklärt werden. Die Veranstaltung wurde nach dem Zwischenfall abgebrochen.
In unserer Galerie haben wir einige Impressionen vom Solitude Revival 2015 gesammelt.