Rallye-WM 2020 – Autos & Fahrer: Jagd auf Toyota

Rallye-WM 2020 – Autos & Fahrer
Alle machen Jagd auf Toyota

Von Winterpause konnte in der Rallye-WM zuletzt nicht die Rede sein. Wenige Tage nach seinem ersten WM-Titel kehrte Ott Tänak seinem Arbeitgeber Toyota den Rücken und unterschrieb einen Zweijahresvertrag bei Hyundai. Das freigewordene Toyota-Cockpit sicherte der entthronte Sébastien Ogier, was dazu führte, dass sich Citroën beleidigt komplett zurückzog.

Das Fahrerkarussell drehte auf Hochtouren. Dumm nur, dass nach dem Citroën-Abschied zwei Werkscockpits weniger auf dem Markt waren. So ist in der Saison 2020 nicht nur Kris Meeke außen vor. Auch Andreas Mikkelsen, Craig Breen oder Hayden Paddon sind erst einmal raus und werden sich schwertun, nochmals in ein bezahltes WRC-Cockpit zurückzukehren.

Die Rallye-WM steht dennoch vor einer erneut spannenden Saison. Das liegt zum einen am gelungenen Reglement und der daraus resultierenden Leistungsdichte. Zum anderen an den neu formierten Werksteams von Hyundai, Toyota und M-Sport.

Hyundai i20 WRC 2020
Hyundai

Weltmeister fährt für Hyundai

Hyundai bläst wie schon im Vorjahr mit aller Macht zum Angriff. Nach dem Konstrukteurspokal will man nun auch den ersten Fahrertitel einsammeln. Dafür stellte sich der Rennstall, der aus dem bayerischen Alzenau operiert, neu auf. Der WM-Vierte Andreas Mikkelsen musste ebenso gehen wie Teilzeitfahrer Craig Breen. Sardinien-Sieger Dani Sordo und Sébastien Loeb teilen sich weiter einen Werkswagen.

Gesetzt ist Hyundai-Urgestein Thierry Neuville. Nach vier Vizemeisterschaften in Folge dürfte die Jagd nach dem Fahrertitel für den Belgier aber nicht einfacher werden, allem voran wegen Neuzugang Ott Tänak. Der Weltmeister gilt nicht nur als extrem nervenstark, sondern als ähnlich detailversessen wie sein früherer Teamkollege Ogier.

Der optisch kaum veränderte Hyundai i20 WRC gilt als das ausgewogenste und zuverlässigste Auto im Feld und dürfte durch die geballte Erfahrung seiner Piloten noch schneller werden. Arbeiten die Titelkontrahenten Neuville und Tänak nicht gegeneinander, und knüpft Rekordchampion Loeb nach seiner Debütsaison im i20 WRC an die Leistungen seines Teilzeitkollegen Sordo an, dürfte die Titelverteidigung in der Hersteller-Wertung zur Formsache werden.

Sebastien Ogier - Toyota - Rallye-WM - 2020
Toyota

Ogier verpflichtet zum Erfolg

Als einziges Werksteam tritt Toyota mit einer komplett neuen Fahrerriege an. Ursprünglich sollte nur einer, maximal zwei Fahrer ausgetauscht werden, unter anderem für den schon länger eingeplanten WRC2-PRO-Champion Kalle Rovanperä. Zudem hatte man ein Auge auf Elfyn Evans geworfen, der nach Jahren bei M-Sport schon länger auf ein gut bezahltes Werkscockpit schielte.

Als dann Weltmeister Ott Tänak zu Hyundai wechselte, stand man plötzlich ohne Teamleader da, wurde sich aber mit dem von Citroën frustrierten Ogier handelseinig. Damit waren Kris Meeke und Jari-Matti Latvala raus. Während Letzterer in einem privaten Yaris WRC fünf Läufe bestreiten will, wird Werksjunior Takamoto Katsuta bei allen europäischen WM-Läufen und beim finalen Heimspiel in Japan in einem vierten Werkswagen sitzen.

Design scheint bei Toyota kein Thema, denn bis auf kleine Details entspricht die Yaris-Optik jener vom Debütjahr 2017. Anders bei der Technik: Jeweils zum Saisonstart und zum flotten Heimspiel in Finnland erhält das schnellste World Rally Car eine neue Motorenausbaustufe. Will man damit um WM-Titel kämpfen, gilt es vor allem, an der Zuverlässigkeit zu arbeiten, sowohl beim Auto als auch beim Team, das im Vorjahr ähnlich oft patzte wie die Fahrer.

Die Ambitionen sind groß, allen voran bei Ogier, der sich zu gerne mit seinem siebten WM-Titel von der großen Bühne verabschieden will. Problematisch könnte die Mehrfachbelastung werden. Denn neben der laufenden Weiterentwicklung des aktuellen Yaris muss auf Basis des Nachfolgemodells ein WRC für 2021 und nebenbei noch das neue Hybridauto für 2022 gebaut und getestet werden.

M-Sport Ford Fiesta WRC 2020
M-Sport

Mehr Ford-Hilfe für M-Sport

M-Sport geht als Außenseiter ins Rennen. Nach den beiden Jubeljahren 2017 und 2018 mit Weltmeister Ogier muss die britische Edelschmiede kleinere Brötchen backen, wie nur drei Podiumsplätze im Vorjahr bestätigen.

Unterkriegen lässt man sich deswegen nicht. Ford hat sein Rallye-Engagement nach dem Ausstieg aus dem GT-Sport nochmal verstärkt und bei der Weiterentwicklung des Fiesta WRC mitgeholfen. Nach einer geänderten Aerodynamik und einer neuer Fahrwerksgeometrie zur zweiten Saisonhälfte 2019 wird im Frühjahr die langersehnte Ausbaustufe des WRC-Triebwerks mit deutlich mehr Leistung und Drehmoment folgen.

Partner Castrol ist weiterhin an Bord, es fehlt allerdings weiter ein Hauptsponsor, um die dünne Finanzdecke zu stärken. Folglich blieben M-Sport-Boss Malcolm Wilson und Teamchef Richard Millener für die Fahrerverpflichtung nur wenig Handlungsspielraum. So war die Verpflichtung von Esapekka Lappi ist sportlich wie wirtschaftlich ein Glücksgriff, saß dieser doch schon im Toyota und Citroën und siegte beim Saisonhöhepunkt in Finnland. Besser noch: Sein Gehalt wird bis Ende 2020 von Citroën bezahlt.

Ansonsten bleibt die M-Sport-Riege unverändert. Während Teemu Suninen erneut alle WM-Läufe bestreiten wird, nimmt M-Sport-Junior Gus Greensmith an neun WM-Läufen teil. Einmal mehr geht der Ford Fiesta WRC mit neuem Design an den Start, das die weiß-blaue Lackierung von François Delecours Ford Escort RS Cosworth von 1995 aufgreift.

Am 23. Januar beginnen die ersten Wertungsprüfungen der Saison in Monte Carlo. In der Galerie zeigen wir Ihnen jetzt schon mal die neuen 2020er Werksautos von Toyota, Hyundai und M-Sport Ford im Überblick.