Rallye Monte Carlo 2012: Loeb gewinnt die Monte

Rallye Monte Carlo 2012
Loeb gewinnt die Monte

Nur ein einziges Mal kamen im Weltmeisterteam Citroen Zweifel auf, als man seinen Superstar auf der ersten Etappe mit falschen Reifen losgeschickt hatte. Ford-Pilot Jari-Matti Latvala lag so am ersten Morgen bereits mit eine halben Minute Vorsprung in Führung.

Aber der Finne überhörte eine Ansage seines Copiloten und verabschiedete sich schon auf Prüfung vier mit einem Unfall. Da der veranstaltende Automobilclub von Monaco mit Segen der FIA erstmals das Superallye-System aussetzte, das ausgefallenen Teilnehmern mit Strafzeiten den Restart erlaubt, blieb Ford nur noch Petter Solberg, um die Spitze anzugreifen. Der Norweger fuhr sich allerdings einen Plattfuß ein, hatte einen Hochgeschwindigkeitsdreher und  musste am Ende für die knochentrockene Powerstage am Col de la Madone zwei Winterreifen aufziehen lassen, weil ihm im limitierten Reifenkontingent die Slicks ausgegangen waren. Solberg konnte immerhin bei einer Rückkehr in ein Werksteam mit Rang drei eine Podiumsplatzierung feiern.

Drei Mini in den Top-Ten

Davor landete überraschend Dani Sordo auf Rang zwei. Der Spanier fuhr im Mini eine fehlerlose und problemlose Rallye. Vom internen Hickhack zwischen dem Werksteam Prodrive und BMW unbeeindruckt brachte die Mannschaft von David Richards drei Countryman WRC in die Top-Ten.

Im Vorjahr feierte der ACM den 100-jährigen Geburtstag der Monte, in diesem Jahr stand das Jubiläum der 80. Ausgabe der Königin der Rallyes an, die nach vierjähriger Unterbrechung erstmals wieder den traditionellen WM-Auftakt bildetet. Bis auf wenige Kilometer Schneematsch und feuchter Strecke war die Winter-Rallye sonnig und der Asphalt meist völlig trocken, selbst am legendären Col de Turini lag auf 1.600 Metern Höhe kein bisschen Schnee. Das neue Format mit fünf Fahrtagen und dementsprechend höheren Kosten kam nicht bei allen Teams gut an. ACM-Generalsekretär Michel Ferry kündigte prompt an, man werde es überarbeiten und mit Blick auf die Privatfahrer 2013 auf vier Tage reduzieren.

Loeb-Copilot mit Heimvorteil

Asphalt-König Loeb kontrollierte nach Latvalas Ausfall an der Spitze das Tempo, kassierte auch die drei Zusatzpunkte für die Powerstage ein und sicherte sich mit 2:45 Minuten Vorsprung seinen sechsten Monte-Sieg und den 68. WM-Erfolg - beides Rekord. "Das ist einfach meine Rallye" kommentierte der Elsässer. Für Beifahrer Daniel Elena trifft das insbesondere zu. Er ist monegassischer Staatsbürger.

Citroën-Teamkollege Mikko Hirvonen brauchte eine Weile, um nach dem Wechsel von Ford mit dem neuen Arbeitsgerät DS3 zurechtzukommen. Trotz vereinzelter Bestzeiten fand der 30-jährige Finne nie einen richtigen Rhythmus, begnügte sich am Ende mit Rang vier und tat das, wozu man ihn eingekauft hatte: wichtige WM-Punkte in der Marken-Wertung sammeln.

Ogier mit Highspeed-Abflug

Hinter ihm war der Russe Evgeniy Novikow bester Semi-Werksfahrer auf Rang fünf. Bester Privatier war der Tscheche Martin Prokop in einem weiteren Ford auf Platz neun. Nach dem Ausfall des lange führenden Schweden Per-Gunnar Andersson im Proton Satira wegen eines Benzinlecks sicherte sich der Brite Craig Breen in einem Ford Fiesta den Sieg in der Super-2000-WM-Wertung für Allradautos mit Zweiliter-Saugmotoren. Nicht eingeschrieben in die SWRC, aber eigentlich bester Teilnehmer in einem S2000, war der Niederländer Kevin Abbring im Skoda Fabia des VW-Werksteams auf Rang zwölf.

Dessen Teamkollege Sébastien Ogier brannte am ersten Tag ein Feuerwerk ab und lag auf dem vierten Gesamtrang, bis ein Hochgeschwindigkeitscrash am zweiten Tag seinen furiosen Auftritt beendete. "Was der hier gezeigt hat, sollte einigen WRC-Teilnehmern zu denken geben", sagte Ilka Minor, Beifahrerin des Jahres 2011 und schloss dabei ihren Chauffeur Henning Solberg mit ein, der nur 13. wurde.

Delecour lässt Beifahrer ans Steuer

Wirklich ins Grübeln kam allerdings Francois Delecour. Der Monte-Carlo-Sieger von 1994 ging als 49-Jähriger noch einmal in einem Ford des M-Sport-Teams an den Start.  Weil die vorderen Positionen schon vor der "Nacht der langen Messer" am Samstag vergeben waren, schenkte der ungefährdet auf Rang sechs liegende Franzose seinem Beifahrer Dominique Savignioni zum Abschluss von dessen Karriere eine Wertungsprüfung am Steuer. Delecour setzte sich auf der fünf Kilometer langen Powerstage auf den Beifahrersitz und war am Ende baff: "Er ist so langsam gefahren, und trotzdem war ich mit dem Vorlesen des Aufschriebs immer zu spät dran. Es ist unglaublich, wie diese Jungs auf dem rechten Sitz ihren Job machen können."