Rallye Frankreich, 2. Etappe: Latvala und der große Traum

Rallye Frankreich, 2. Etappe
Latvala und der große Traum

Fünf Bestzeiten auf sieben Prüfungen sprechen eine deutliche Sprache. Jari-Matti Latvala setzte sich am zweiten Tag der Rallye Frankreich kontinuierlich vom Feld ab und brachte vor allem weitere 20 Sekunden zwischen sich und VW-Teamkollege Andreas Mikkelsen. Latvala war auf allen sieben Prüfungen schneller als der Norweger und geht mit einem 28-Sekunden-Polster in die vier letzten Prüfungen. „Ehrlich gesagt, hätte ich nicht gedacht, dass ich so schnell noch so eine Chance bekomme, endlich auf Asphalt zu gewinnen, aber noch ist es nicht vorbei. Wir erinnern uns alle, was in Deutschland passiert ist.“

Die Gefahr, abermals auf rutschigem Terrain am finalen Sonntag bequem in Führung liegend von der Piste zu fliegen, ist gar nicht so klein, denn der Wetterbericht droht nach zwei strahlenden Tagen mit Regen. Im VW-Team herrscht trotzdem keine Nervosität. Kaum jemand glaubt, dass Latvala sich einen derartigen Schnitzer noch einmal erlaubt, und wenn doch, feiern die Mannen von Sportchef Jost Capito auch gern den ersten WM-Sieg von Andreas Mikkelsen.

Robert Kubica zeigt seine beste Leistung in diesem Jahr

Der Youngster konnte sich nämlich seinerseits klar von den restlichen Verfolgern absetzen. Mikkelsen hat kanpp 26 Sekunden Vorsprung auf den drittplatzierten Kris Meeke. Der Citroën-Pilot war auch am zweiten Tag „Best of the Rest“, droht aber, sich mit dem untersten Rang auf dem Podium nicht ohne weiteres zufrieden zu geben. „Die Abstände sind nicht in Stein gemeißelt, vor allem wenn es anfängt zu regnen. Da kann sich noch vieles ändern.“ Mit regennassen Straßen kennt sich Meeke bestens aus. Er ist gebürtiger Ire.

Hinter ihm hofft auch Dani Sordo auf Platz vier auf Regen. 48 Sekunden Abstand auf Meeke kann der Spanier im bestplatzierten Hyundai i20 auf den ausstehenden 60 Prüfungs-Kilometern kaum aufholen, aber das Wetter könnte ihm nach hinten Luft verschaffen. Robert Kubica bot laut Teamchef Malcolm Wilson seine beste Leistung in diesem Jahr und robbte sich ohne große Risiken auf Rang vor fünf vor – nur 0,9 Sekunden hinter Sordo. Beide beklagen sich über Motoren mit zu wenig Leistung, müssen sich aber keine Sorgen machen, dass sie von hinten überrannt werden könnten. Mikko Hirvonen auf Platz sechs liegt zwölf Sekunden hinter Kubica, fährt aber wie der Pole einen Ford Fiesta.

Hirvonen wieder mit Pech

Mads Östberg im zweiten Citroën liegt 1:10 Minuten hinter Hirvonen. Am Vormittag freute der sich noch, dass er mit seinem DS3 die Zeiten einiger Asphalt-Spezialisten mitgehen konnte, aber dann tropfte Öl aus dem Hinterachsdifferenzial. Als die hintere Kraftverteilung ihren Dienst einstellte, versuchte Östberg den Schaden zu reparieren und kassierte wegen Verspätung an einer Zeitkontrolle 70 Strafsekunden. „Seit fünf Rallyes in Folge Pech, das muss man sich mal vorstellen“, klagt der Norweger.

Hinter dem siebtplatzierten Östberg finden sich die Gestrandeten und Beladenen des ersten Tages. Elfyn Evans fuhr im M-Sport-Ford einige gute Zeiten und robbte sich nach seinem Elektrikschaden vor auf Platz acht. Hinter ihm liegt Bryan Bouffier im Hyundai, der wie Teamkollege Thierry Neuville auf Platz zehn über Handlingsprobleme klagt.

Immerhin liegen alle drei Hyundai nun wieder in den Top Ten – zum Leidwesen von Privatfahrer Martin Prokop im Ford Fiesta, der als Elfer aus den Punkten rutschte und mit einer Minute Rückstand auf Neuville auch keine Resultatsverbesserung aus eigener Kraft schaffen kann. Teammanager Quirin Müller zuckt mit den Schultern: „Schneller geht es nicht. Das müssen wir anerkennen.“

So nah an den Top Ten wäre Sébastien Ogier gern. Nach seinen Elektronikproblemen am Freitag arbeitete sich der Tabellenführer zwar mit zwei Bestzeiten wieder vor bis auf Rang 18, aber ein Punkterang liegt in weiter Ferne. „Es ist schwer, sich in dieser Lage zu motivieren, aber so ist es eben. Ich konzentriere mich jetzt voll auf die Powerstage, um wenigstens dort noch Punkte mitzunehmen.