Es war eine Demonstration der Stärke. Auf neun Prüfungen der ersten vollen Tagesetappe fuhr Jari-Matti Latvala fünf Bestzeiten und baute seinen Vorsprung beim achten von 13 WM-Läufen bis auf 19,4 Sekunden aus. Entsprechend entspannt stellte sich der Finne am Abend zur Pressekonferenz und gestand: "Eigentlich bin ich heute zu aggressiv gefahren." Tatsächlich rutschte er am Morgen einmal kurz in einen Graben, für die Bestzeit reichte es dennoch.
Sébastien Ogier im VW Polo R WRC frustriert
Teamkollege Sébastien Ogier war frustriert. Wenn er hier und da schneller war als Latvala, dann waren es allenfalls Zehntelsekunden. Der Tabellenführer klagte über seine vordere Startposition, musste aber einräumen, dass er durch die schweren Regenfälle und den streckenweise tiefen Boden zumindest am Morgen eher Vorteile hatte. Der Franzose versuchte seinen Frust herunterzuschlucken, kündigte an, er werde nicht aufgeben. "Morgen ist ein neuer Tag", sagte er und darf bei umgekehrter Startreihenfolge der Topfahrer beweisen, dass er bei optimalen Bedingungen dem Finnen Paroli bieten kann.
Auf dem Weg zu einem möglichen sechsten Saison-Sieg muss Ogier aber erst noch Kris Meeke niederringen, der im Citroën DS3 eine fulminante Fahrt ablieferte und als Zweiter im Etappenziel einlief: "Ich bin selbst überrascht", gestand der Nordire. Nachdem er am ersten Tag eher neben sich stand, findet auch Teamkollege Mads Östberg zurück zur gewohnten Form. Der Norweger robbte sich bis auf den fünften Rang vor und kämpft um den vierten. Er liegt nur 1,2 Sekunden hinter Landsmann Andreas Mikkelsen, der im dritten Werks-Polo ebenfalls immer besser in Schwung kommt. Weitere 1,9 Sekunden dahinter lauert Mikko Hirvonen im bestplatzierten Ford. Der Lokalmatador aus Jyväskylä würde lieber um eine Podiumsplatzierung kämpfen, aber dazu fehlt ihm die Form. Zudem verlor er rund zehn Sekunden durch einen Dreher.
Während sich M-Sport-Teamkollege Elfyn Evans als Achter langsam und vorsichtig an das Thema Finnland heranarbeitet, hatte Robert Kubica seinen Fiesta schon am Morgen aufgearbeitet. Immerhin war das Auto so auch früh repariert, der Pole geht am Samstag (2.8.) als Erster auf die Piste.
Neuville knallt im Hyundai gegen einen Fels
Außer Dienst gestellt hat sich Thierry Neuville. Der Belgier suchte schon vorher nach seiner Topform, wird sie in Mittelfinnland aber 2014 nicht mehr finden. Nach einem Ausrutscher knallte sein Hyundai gegen einen Fels. "Der Käfig ist um drei Millimeter verbogen. Das ist nicht viel, aber genug, dass die Stewards mich aus der Rallye genommen haben", klagte der Vorjahres-Zweite. Teamchef Michel Nandan hatte noch einen heftigeren Rückschlag zu verkraften: Der zuvor viertplatzierte Juho Hänninen eilte nach einem Reifenschaden zügig weiter, rutschte dabei aber in einen Graben und verlor nicht nur über eine Minute, sondern auch die Windschutzscheibe.
Am Nachmittag war der zweite Werks-Hyundai repariert, aber als Folge des Ausritts zickte die Servo-Lenkung in langsamen Kurven, worauf Hänninen etwas an Selbstvertrauen verlor. Hänninen liegt nur auf Rang neun, ist aber mit knapp zwölf Sekunden Rückstand in Schlagdistanz zu Elfyn Evans. Durch die Malaisen der Kollegen ist plötzlich Youngster Hayden Paddon der bestplatzierte Hyundai-Fahrer. Der Neuseeländer liegt bei seinem erst dritten Auftritt in einem World Rally Car auf Platz sieben.
Auch wenn Latvalas Vorsprung mit etwa 20 Sekunden in Finnland ein erklecklicher Vorsprung ist, kann sich der Mann an der Spitze keineswegs ausruhen. Auf der zweiten Etappe sind zehn Prüfungen mit rund 130 Kilometer zu fahren, und am Sonntag folgen weitere drei Prüfungen.