24h-Rennen Le Mans 2019 (Quali): Toyota mit Doppel-Pole

24h-Rennen Le Mans 2019 (Qualifying)
Toyota startet aus der ersten Reihe

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Toyota TS050 Hybrid - Startnummer 7 - 24h-Rennen Le Mans 2019 - Qualifying
Foto: Motorsport Images

Toyota kann sich nur selbst ein Bein stellen. Die Qualifikation meisterte die Mannschaft aus Japan mit Einsatzort in Köln souverän. Kamui Kobayashi, Mike Conway und Jose Maria Lopez sicherten sich für die 87. Ausgabe des weltberühmten 24h-Rennens die Pole-Position. Im abschließenden Qualifying über zwei Stunden konnten beide TS050 Hybrid ihre Rundenzeit nicht mehr verbessern.

Die Pole-Männer des Vorjahres – Kazuki Nakajima, Fernando Alonso und Sebastien Buemi – müssen sich mit dem zweiten Startplatz begnügen. Dieses Mal standen die Teamkollegen kurz nach Mitternacht im Rampenlicht und posierten für Fotos. Das siegreiche Trio 2018 wird es verschmerzen können. In einem Rennen über 24 Stunden hat die Pole-Position eher einen symbolischen als wegweisenden Wert.

Jose Maria Lopez - Mike Conway - Kamui Kobayashi - Toyota - 24h-Rennen Le Mans 2019 - Qualifying
Toyota

Toyota im Rennen vermutlich überlegener

Im Rennen zählt nicht der ultimative Speed. Sondern Reifenmanagement, Taktik, fehlerlose Fahrleistungen, Zuverlässigkeit – und Glück. Besonders im Verkehr. „In diesem Jahr sind ein paar Amateurfahrer am Start, die gefährlich fahren. Sie wechseln hin und her, wenn wir hinter ihnen aufkreuzen, statt ihre Linie zu halten. Es ist unberechenbar“, sagt Jose Maria Lopez. Gemeint sind die Amateurfahrer aus der Klasse LMGTE AM.

SMP Racing robbte sich bis auf sechs Zehntelsekunden heran an die Mondmaschinen aus Japan mit 2,4-Liter-V6-Biturbo und zwei Elektromotoren. Das ist ein Achtungserfolg. Egor Orudzhev behielt im teaminternen Duell der beiden BR1 mit 2,4 Liter großem V6-Turbo die Oberhand gegen Stoffel Vandoorne, dem die fünftschnellste Rundenzeit glückte. Wie Toyota konzentrierte man sich im ersten Run bei rund 17 Grad Lufttemperatur und mit letztem Sonnenlicht auf schnelle Runden und schwenkte dann auf Longruns um, um sich für das Rennen vorzubereiten.

Im Rennen dürfte der Abstand von Toyota auf SMP und Rebellion wachsen. Toyota sollte dank des Hybridantriebs leichter durch den Verkehr kommen. Mit den vier hydraulisch vernetzten Dämpfern (gegen Wank- und Nickbewegungen) hat Toyota Vorteile bei der Reifennutzung. Speziell, wenn es in der Nacht kühler wird. Dann zünden die TS050 Hybrid die Michelin-Sohlen leichter an, und halten sie besser im Arbeitsfenster. Zudem genießt Toyota einen Reichweitenvorteil. Die Japaner können Stints über elf Runden fahren, und gewinnen bei jedem Boxenstopp mehr als fünf Sekunden.

Aston Martin Vantage AMR - Startnummer 95 - 24h-Rennen Le Mans 2019 - Qualifying
Motorsport Images

Aston schnellstes GTE-Auto

Der schnellere der beiden Rebellion von Gustavo Menezes, Thomas Laurent und Nathanael Berthon büßte nur 0,9 Sekunden auf die Pole-Position ein. Das Schwesterauto mit 4,5-Liter-Gibson-V8 von Neel Jani, Bruno Senna und Andre Lotterer löste eine Rothpase aus. Ihr Auto kroch mit rauchendem Heck um die Strecke. Das könnte auf einen Motorschaden deuten. Ein ähnliches Problem hatten Menezes, Laurent und Berthon im zweiten Qualifying. Dragonspeed und Bykolles folgten auf den weiteren Rängen. Die acht LMP1-Autos belegen also die ersten vier Startreihen.

Es sah lange danach aus, als könne der Graff-LMP2 mit der Startnummer 39 sich vor die Mannschaft von Bykolles Racing schieben. Der Abstand betrug über weite Strecken keine drei Zehntel. Zum Schluss allerdings setzte sich das langsamste LMP1-Team vom schnellsten LMP2 ab. Und für Graff hagelte es noch eine Strafe. Das Team kam der Aufforderung der Rennleitung nicht nach, das Auto zum Wiegen zu bringen. Deshalb erbte der Oreca-Gibson von TDS Racing (Startnummer 28) die Pole in der LMP2.

In der LMGTE Pro setzte sich Aston Martin durch. „Die sind sauschnell“, hatte Ford-Fahrer Dirk Müller schon nach dem Mittwochs-Training festgestellt. Es bestätigte sich im dritten Qualifikationsteil. Da brannte Aston Martin, das mit einem aerodynamisch überarbeiteten Vantage AMR antritt, eine Rundenzeit von 3:48.000 Minuten in den Asphalt. Gefahren wird das 95er Auto von Nicki Thiim, Marco Sorensen und Darren Turner.

Andy Priaulx, Harry Tincknell und Jonathan Bomarito verpassten die Aston-Marke um 0,112 Sekunden. Corvette gelang die drittschnellste Rundenzeit in der Klasse. Porsche hinkte bereits über neun Zehntelsekunden zurück. Hinter dem besten RSR (Startnummer 93) startet der schnellste BMW (Startnummer 82). Die Münchner verkürzten den Rückstand im letzten Qualifying auf 1,1 Sekunden. Das Schwesterauto verunfallte in den Händen von Nicky Catsburg, der vorwärts im Reifenstapel in den Zielpassagen landete.

24h-Rennen Le Mans 2019 (2. Qualifying)

Doppelspitze für Toyota

Nach zwei von drei Qualifyings führen die beiden Toyota das Feld mit 62 Fahrzeugen an. Alles spricht dafür, dass sich daran nichts mehr ändern wird. In der GTE-Klasse verdrängt Porsche die Konkurrenz von Ford vom vordersten Platz.

Zwei Stunden dauerte das zweite Qualifying. Die spannendsten Minuten erlebten die Zuschauer auf den Tribünen gleich zu Beginn und am Schluss. Dazwischen wurde für das Rennen gearbeitet, und weniger auf eine schnellste Runde geachtet. In der Topklasse LMP1 strebten sowohl die beiden Toyota als auch die LMP1-Privatteams sofort nach Zeitenverbesserungen gegenüber dem Vortag. Toyota konnte besonders zufrieden sein. Kamui Kobayashi setzte die Bestzeit. Und Kazuki Nakajima brachte das Schwesterauto vom vierten auf den zweiten Platz nach vorn.

Der Reihe nach. Kobayashi feilte gegenüber dem ersten Qualifying fast 1,7 Sekunden ab. Der Japaner umrundete den 13,626 Kilometer langen Kurs in 3:15.497 Minuten. Damit liegt Toyota praktisch auf Vorjahresniveau, obwohl der TS050 mit einem Gesamtgewicht von 888 Kilogramm zehn Kilo zuladen musste. 2018 war Nakajima in 3:15.377 Minuten die Pole-Position gelungen.

Toyota TS050 Hybrid - Startnummer 8 - 24h-Rennen Le Mans 2019 - Qualifying
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Zeitstrafe auf Bewährung für 7er Toyota

Allerdings muss das Trio um Kobayashi, Mike Conway und Jose Maria Lopez mit einem kleinen Laster leben. Nach dem Unfall vom Vortag verhängte die Rennleitung gegen sie eine dreiminütige Zeitstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt ist. Die Begründung: Conway habe unter gelber Flagge nicht ausreichend verlangsamt. Im Rennen darf sich das Trio folglich nichts mehr erlauben, sonst werden drei Minuten addiert. Was bei einem normalen Verlauf gleichbedeutend wäre mit dem Ende aller Hoffnungen auf den Gesamtsieg.

Nakajima, der sich den 8er Toyota mit Fernando Alonso und Sebastien Buemi teilt, war in seinem schnellsten Umlauf um 0,411 Sekunden langsamer als Kobayashi. Auf der Mission „zweiter Le Mans-Sieg“ hält Toyota nach aktuellem Stand die erste Startreihe. Und es ist nicht anzunehmen, dass die privaten LMP1-Teams um Rebellion, SMP, Bykolles und Dragonspeed im dritten Qualifying am späten Abend noch kontern werden.

Privatteams deutlich schneller als 2018

Trotzdem bleibt festzuhalten, dass die Privaten einen großen Schritt nach vorne gemacht haben. Durch mehr Entwicklungszeit, und eine bessere Einstufung im Verhältnis zu Toyota. Sie wiegen zwischen 55 (mit Turbomotor) und 72 Kilogramm (Sauger) weniger und haben einen höheren Benzindurchfluss. Bei Toyota liegt dieser bei 80 Kilogramm pro Stunde. Bei den Privatiers sind es 115 Kilogramm pro Stunde (Vorjahr: 108 kg/h).

Mikhail Aleshin verlor im BR1 mit Turbomotor (Startnummer 11) 1,456 Sekunden auf den schnelleren der beiden Toyota. Im Vergleich zu 2018 sind die russischen Rennwagen etwa 2,4 Sekunden schneller. Der zweite SMP mit der Startnummer 17 rutschte vom zweiten auf den fünften Rang ab. Zwischen die SMP schob sich der Rebellion mit der Startnummer 1. Neel Jani fehlten in seinem schnellsten Umlauf 1,816 Sekunden auf die Spitze und rund dreieinhalb Zehntelsekunden auf den BR1-SMP. Verglichen mit dem Vorjahr hat sich Rebellion um etwa zwei Sekunden gesteigert.

Ein technisches Problem warf das Schwesterauto mit der Startnummer 3 von Thomas Laurent, Nathanael Berthon und Gustavo Menezes zurück. Ihr Auto verteilte nach 25 Minuten großflächig Öl auf der Strecke. Die Rennleitung ließ in der Folge die roten Flaggen schwenken. Auf dem siebten und achten Rang liegen mit Dragonspeed und Bykolles die beiden weiteren LMP1-Rennwagen.

Porsche mit GT-Bestzeit

Das Rennen im Rennen liefern sich sechs Hersteller in der Klasse LMGTE Pro. Nachdem Ford am Mittwoch der schnellste Umlauf gelang, konterte Porsche im zweiten Qualifying. Im Gegensatz zur LMP1 legten die GT-Autos erst gegen Ende der Session zu. Michael Christensen scheuchte seinen Porsche 911 RSR (Startnummer 92) in 3:49.388 Minuten um den Traditionskurs. Nur 36 Tausendstel langsamer war Antonio Garcia in der Corvette C7.R mit der Startnummer 63. Ford rutschte auf den dritten Rang in der Klasse zurück.

Experten gehen nach momentanem Stand davon aus, dass Porsche und Ford die schnellsten Autos haben und Corvette die dritte Kraft ist. Aston Martin und Ferrari sollen Analysen zufolge etwas dahinter liegen. BMW fehlen derzeit zwei Sekunden. Die Münchner hadern mit der Balance of Performance. Im Vergleich zum Vorjahr musste BMW Gewicht zuladen. Außerdem wurde der Ladedruck für den Vierliter-Biturbo-V8 leicht verringert. Ohne eine weitere Anpassung sieht BMW keine Chance, den Klassensieg beim letzten Auftritt in Le Mans einzufahren. Es gibt aber auch einige im Fahrerlager, die davon sprechen, dass BMW noch zurückhält, um dann im Rennen zuzuschlagen.

Toyota TS050 Hybrid - Startnummer 7 - 24h-Rennen Le Mans 2019
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24h-Rennen Le Mans 2019 (1. Qualifying)

Toyota knapp vor SMP Racing

Toyota steht nach dem ersten Qualifying erwartungsgemäß vorn. Allerdings ist der Abstand zu den privaten LMP1 kleiner als gedacht. SMP Racing fehlte keine halbe Sekunde. Kamui Kobayashi drehte die schnellste Runde. Sein Teamkollege Mike Conway wurde in einen Unfall verwickelt.

Den Fluch hat Toyota im Vorjahr besiegt. 2019 wollen die Japaner den Doppelerfolg in Le Mans wiederholen. Es spricht alles dafür. Toyota ist weiter das einzige Werksteam in der Topklasse LMP1. Man hat das größte Budget, als einziges einen Hybridantrieb, das beste Fahrwerk, die erfahrenste Truppe und starke Fahrer. Gegen die Übermacht stellen sich vier Privatteams.

Und wie es aussieht, sind die Privaten in diesem Jahr näher gerückt. Zumindest, wenn das erste Qualifying für das 24h-Rennen in Le Mans ein tatsächlicher Gradmesser ist. Toyota schnappte sich die Bestzeit. In der Frühphase der zweistündigen Session, die zwischen 22 und 24 Uhr ausgetragen wurde, umrundete Kamui Kobayashi den 13,626 Kilometer langen Kurs in 3:17.161 Minuten. Der Japaner bildet das Trio des 7er Toyota zusammen mit Mike Conway und Jose Maria Lopez. Zur Einordung: Auf die Pole-Zeit des Vorjahres fehlen rund 1,8 Sekunden.

Vorjahressieger nur Vierter

Bei Toyota geht man davon aus, bei guten Verhältnissen und mit einer verkehrsfreien und zugleich sauberen Runde 3:16er Rundenzeiten fahren zu können. Vielleicht sogar hohe 3:15er Rundenzeiten. Es könnte nötig werden, um die Attacken von SMP Racing abzuwehren. Der BR1 mit der Startnummer 17 lag keine halbe Sekunde hinter dem Toyota. Egor Orudzhev pilotierte den Rennwagen, der auf einem Dallara-Chassis aufbaut und von einem 2,4 Liter großen Sechszylinder-Turbo angetrieben wird. Gegenüber dem TS050 von Toyota ist der turbogetriebene BR1 55 Kilogramm leichter.

Den dritten Rang belegte Rebellion Racing (Startnummer 3). DasTrio Thomas Laurent, Nathanael Berthon und Gustavo Menezes büßte 2,5 Sekunden ein. Das Team löste nach einer guten Stunde eine Slow Zone (langsames Fahren am betroffenen Streckenabschnitt) aus, nachdem der R13 mit Gibson-V8 im Kiesbett strandete. Erst dahinter reihte sich der zweite Toyota der Vorjahressieger Fernando Alonso, Sebastien Buemi und Kazuki Nakajima ein. Alonso griff erst in der Schlussphase ins Lenkrad, konnte an die Bestzeit allerdings nicht heranrücken, weil er oftmals im Verkehr steckenblieb. Der fünfte Rang mit einem Rückstand von drei Sekunden ging an Dragonspeed (Startnummer 10), in dessen BR1 ein Gibson-Saugmotor arbeitet.

Toyota TS050 Hybrid - Startnummer 7 - 24h-Rennen Le Mans 2019 - Qualifying
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Toyota von LMP2 gerammt

Die Freude über die Bestzeit hätte dem Toyota mit der Startnummer 7 beinahe ein Unfall verhagelt. 50 Minuten vor dem Ende humpelte Conway mit einer zerrissenen Frontpartie zurück in die Box. Was war passiert? In der Zielschikane drehte sich Roberto Gonzalez in seinem Dragonspeed-LMP2. Danach rollte er zurück auf die Ideallinie, ohne auf den Verkehr zu achten. Es kreuzten sich die Wege des Toyota und des Dragonspeed, der den Hybrid-Rennwagen auf die Hörner nahm. Conway hob daraufhin ab und segelte ein paar Meter durch die Luft.

Es sind die Vorfälle, vor denen sich Toyota fürchtet. Weil man sie nicht aussschließen kann. „Der Druck ist kleiner geworden nach unserem Sieg im Vorjahr“, sagt Team-Direktor Rob Leupen. „Die Angst, dieses Rennen zu verlieren, ist aber immer noch da.“ Die Mechaniker reparierten den Schaden in einer knappen halben Stunde. Danach drehte das Auto noch sechs Runden. Insgesamt spulten Conway, Kobayashi und Lopez 25 Umläufe. Ihre Teamkollegen kamen auf 30 Runden – die meisten im Starterfeld mit 62 Autos.

Ford vor Porsche in der GTE-Klasse

Trotz des Unfalls führte der Dragonspeed mit der 31 die LMP2-Klasse an. In der LMGTE Pro setzte sich in den Schlussminuten Ford durch. Andy Priaulx, Harry Tincknell und Jonathan Bomarito (Startnummer 67) verbuchten eine Rundenzeit von 3:49.530 Minuten. Ihre Schwesterautos rutschten dagegen aus. Erst drehte sich Scott Dixon, später Olivier Pla. Patrick Pilet, Earl Bamber und Nick Tandy (Startnummer 93) waren in ihrem Porsche 911 RSR nur 28 Tausendstel langsamer. Dahinter setzte sich Aston Martin vor drei weitere Porsche.

Der deutsche Sportwagenbauer scheint gut aussortiert. Die Zeiten in der GTE-Klasse sind dennoch mit Vorsicht zu genießen. Noch hat keiner der sechs Hersteller gezeigt, was er tatsächlich draufhat, obwohl die Rundenzeiten gegenüber den Vortests gefallen sind. Doch wer zu früh aufdreht, könnte es mit einer schlechteren Fahrzeugeinstufung für das 24h-Rennen bezahlen. Zum Beispiel könnten die Regelhüter reagieren, indem sie dem betroffenen Auto mehr Gewicht aufbürden.