Die Formel 1 änderte 2014 ihr Motorenkonzept. Der V8-Saugmotor flog raus, stattdessen zogen ein 1,6-Liter-V6-Turbo, zwei Elektromaschinen und Batterien ein. Die Formel 2 fährt bislang noch mit Saugmotor. Das ändert sich ab der kommenden Saison. Dann hat der Vierliter-V8 ausgedient. Stattdessen treibt den Rennwagen ein 3,4-Liter-V6-Motor an. Ein Turbolader vorverdichtet die Luft.
Mehr Drehmoment dank V6-Turbo
Der neue Motor leistet 620 PS, sobald die Kurbelwelle mit 8.750 Umdrehungen in der Minute rotiert. Es ist nur ein kleiner Leistungssprung. Der V8 schafft es auf 612 PS. Das maximale Drehmoment klettert dagegen von 500 auf 600 Newtonmeter. Dem Turbo-Boost sei Dank. Die Beschleunigung bleibt indes gleich: Die Rennwagen der Nachwuchsklasse sprinten in 2,9 Sekunden auf 100 km/h. Nach 6,6 Sekunden haben sie 200 Stundenkilometer erreicht. Das angestiegene Drehmoment versickert im höheren Gewicht. Der neue Formel 2-Rennwagen, der von 2018 bis 2020 eingesetzt wird, wiegt 720 Kilogramm inklusive Fahrer. Aktuell sind es 688 Kilogramm.
Warum? Der Turbomotor, den weiterhin das französische Unternehmen Mecachrome zusammenbaut, ist schwerer. Dazu legt das Auto allein um etwa neun Kilogramm durch den Titanbügel über dem Cockpit zu. Wie in der Formel 1 trägt das Formel 2-Auto den Halo-Cockpitschutz, der den Fahrer vor allem vor heranfliegenden Objekten schützen soll. Ohne Halo für den Nachwuchs hätte sich die FIA lächerlich gemacht. Die Formel E erwischt es ab der Saison 2018/2019. Dann steht bei den Elektrorennwagen ein Modellwechsel an.
Die Höchstgeschwindigkeit des neuen Formel 2-Autos steigt von 330 auf 335 km/h. Dafür muss der Rennwagen in der Monza-Aerodynamikkonfiguration gekleidet sein und der Heckflügel-Flap des verbesserten DRS geöffnet sein. Der neue Motor erfordert eine neue Einheitselektronik von Magneti Marelli. Die Kraft leitet ein sequentielles Getriebe mit sechs Vorwärtsgängen von Hewland an die Hinterachse.
Neue Aerodynamik, ähnliche Kosten
Das Auto baut auf einem neuen Chassis aus Karbon und Aluminium auf. Die Version GP2/11 ist zum Saisonende Geschichte. Hersteller bleibt Dallara. Das neue Auto ist länger (5.224 statt 5.065 Millimeter), gleich breit (1.900 Millimeter) und etwas höher (1.097 statt 1.072 Millimeter). Der Radstand wächst um 1,5 Zentimeter auf eine Gesamtlänge von 3,135 Meter. Die Aerodynamik wurde neu entwickelt. Die Nasenspitze legt sich weiterhin über den Frontflügel, baut aber wesentlich tiefer. Damit soll die Wahrscheinlichkeit minimiert werden, dass ein Auto bei einem Auffahrunfall aufsteigt. Die Flaps des Frontflügels gestalteten die zuständigen Ingenieure neu. An das Hauptblatt schließen sich zwei hintereinander gestaffelte Flaps an. Die Endplatten modifizierte man ebenfalls.

Die Seitenkästen sind anders geformt. Sie tragen zur Abführung von heißer Luft Kiemen auf der Oberseite. Die Airbox-Finne bleibt. Dagegen gab es Änderungen am Heckflügel. Die Autos rollen weiterhin auf Pirelli-Reifen. Die Aufhängung besteht aus Dreiecksquerlenkern oben und unten. Druckstreben lösen die Feder- und Dämpferelemente aus. Die Betriebskosten sollen trotz der neuen Rennwagen auf etwa demselben Stand wie 2017 bleiben.
Das neue Auto, das Formel 1-Chef Ross Brawn, F1-Rennleiter Charlie Whiting, Formel 2-Promoter Bruno Michel und Pirelli-Sportchef Mario Isola am Rande des GP Italien enthüllten, wurde im Juli erstmals getestet. Auf der französischen Strecke in Magny-Cours. Im Jahresverlauf erfolgen weitere Probefahrten. Unter anderem zwei Performance-Tests im Dezember. Mitte Januar 2018 wird das erste Auto an die Teams ausgeliefert. Dann gibt es einen gemeinsamen Shakedown. Auto Nummer folgt im Februar.
In unserer Fotoshow zeigen wir Ihnen das neue Auto der Formel 2-Serie, der Vorstufe zur Formel 1, im Detail.