NASCAR plant ab 2024 mit Hybrid-Motoren

NASCAR plant ab 2024 mit Hybriden
Erst Hybrid, dann elektrisch?

Kaum ein Rennsport-Verband ist so stark von Traditionen geprägt wie die amerikanische NASCAR. Die größtenteils auf Ovalen fahrende V8-Rennserie, mit ihrer donnerartigen Geräuschkulisse, wirkt im Vergleich zu anderen großen Meisterschaften wie der IndyCar oder gar der Formel 1 fast wie ein Anachronismus.

Doch genau das hat sie Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre weltweit populär gemacht. Größere Änderungen werden seit jeher kritisch betrachtet – so wechselte man zum Beispiel erst im Jahr 2012 von den typischen Vergasern zu Direkteinspritzern. Für NASCAR-Verhältnisse quasi eine Revolution!

Den wahrscheinlich größten technischen Schritt ihrer über 70-jährigen Geschichte will die "National Association for Stock Car Auto Racing" im Jahr 2024 gehen. NASCAR-Präsident Steve Phelps erklärte am Dienstag (12.10.) auf einem Kongress, dass man in drei Jahren eine erste Elektrifizierung für die Renner von Chase Elliott und Co. umsetzen wolle. Basis dafür ist die völlig neu aufgesetzte Fahrzeug-Generation, die bereits 2022 ihr Debüt in der ersten NASCAR-Liga (Cup Series) feiert.

Neuer NASCAR-Ford-Mustang testet in Darlington.
Motorsport Images

Next-Gen bricht mit Tradition

Die eigentlich bereits für diese Saison angedachten neuen Rennwagen von Chevrolet, Ford und Toyota verfügen unter anderem über mehr Design-Freiheiten, 18-Zoll-Räder samt Zentralverschluss und Einzelradaufhängungen an der Hinterachse. Hinzu kommen eine ausgefeiltere Aerodynamik inklusive Diffusor und größere, leistungsstärkere Bremsen. Die strengen Sicherheitsvorgaben, die im Zuge des tragischen Unfalltods der NASCAR-Legende Dale Earnhardt im Jahr 2001 eingeführt wurden, sind nach weiteren schweren, aber glimpflich verlaufenen Unfällen ebenfalls ausgebaut worden.

Schon bei der Planung der neuen Fahrzeug-Generation wurden Hybrid- und Elektro-Antriebe mitgedacht. Mark Rushbrook, Motorsport-Chef von Ford, beschreibt: "Der Aufbau von Front und Heck gibt uns große Flexibilität bei der Fahrzeug-Architektur. Der erste Schritt mit der Einführung des Hybrids wird damit relativ einfach sein, da man den Verbrenner leicht um die elektrischen Komponenten erweitern kann." Für eine vollelektrische Variante des Stockcars seien zwar noch ein paar mehr Anpassungen nötig, aber die modulare Bauweise biete grundsätzlich die nötige Basis.

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Die neuen, aus Verbundwerkstoffen gefertigten und nun sogar symmetrischen Autos sind selbst ohne Elektrifizierung ein gewaltiger Sprung für die NASCAR. Fahrer berichteten nach Tests Anfang Oktober, dass die "Next-Gen" über viel mehr Grip verfüge und bei der Fahrweise stärker an Straßenautos erinnere. Noch gab es jedoch größere Probleme mit der Lenkung, die vor dem Saisonstart im kommenden Februar gelöst werden müssen.

Kommt die E-NASCAR?

Die ersten Schritte hin zu einer moderneren und dank Einheitsteilen günstigeren Top-Klasse sind zwar damit getan, doch die NASCAR steht in der Zukunft vor zwei großen Fragen: Wie nehmen die traditionsverliebten Fans die neuen Autos auf und wie groß wird der Druck bei der Elektrifizierung aus der Industrie?

Im Gespräch mit dem amerikanischen Magazin "Autoweek" betonte NASCAR-Präsident Phelps: "Der Sound ist ein großer Bestandteil unseres Sports. Und er wird es auch bleiben. Ich glaube nicht daran, dass alle vier Serien unseres Verbands vollelektrisch werden." Vor allem die Cup Series solle als erste Liga vorerst nur leicht elektrifiziert werden.

Neuer NASCAR-Ford-Mustang testet in Darlington.
Motorsport Images

Trotzdem sei es für Phelps denkbar, dass bald eine Rahmenserie das Potenzial von Elektro-Stockcars aufzeigen könne. Auch Ford-Sportchef Mark Rushbrook unterstützt diese Idee: "Angesichts der vier nationalen Serien – Cup, Xfinity, Trucks und ARCA – hat die NASCAR die Möglichkeit, über Anpassungen in den einzelnen Meisterschaften nachzudenken."

Sein Gegenstück beim Amerika-Ableger von Toyota, David Wilson, warnte in der "Autoweek" hingegen vor übereifrigen Schritten: "In erster Linie ist die NASCAR ein Teil der Unterhaltungsindustrie, weswegen uns die Fans sagen sollen, was sie wollen – nicht andersrum. Ohne sie haben wir keinen Sport." Angesichts der in den letzten Jahren stark gesunkenen Zuschauerzahlen kommen also spannende Jahre auf die NASCAR zu.