Die Formel 1 hat McLaren schon erobert. Jetzt will der englische Traditionsrennstall seine Fühler nach Le Mans ausstrecken. In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Gerüchte gegeben, dass die Papaya-Renner künftig auch in der Top-Klasse der Langstrecken-WM (WEC) antreten wollen. Doch die offizielle Bestätigung blieb bislang aus. Am Donnerstag (10.4.) hatte das Warten ein Ende.
Über seine sozialen Kanäle vermeldete der britische Sportwagenbauer, dass man ein neues Prototypen-Programm auflegen werde, um schon 2027 in der Hypercar-Klasse der WEC an den Start zu gehen. In der offiziellen Verkündung bezog sich der Rennstall auf die ruhmreiche Sportwagen-Historie mit dem Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans vor 30 Jahren.
"1995. Legendärer Le-Mans-Sieg. Triple-Crown-Ruhm. Wir sind bereit, wieder unsere Spuren auf der globalen Langstrecken-Bühne zu hinterlassen. Hypercar. 2027 FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft." Geschäftsführer Zak Brown fügte der Ankündigung ein kurzes Statement hinzu: "Wir wollen erneut versuchen, die drei großen Rennen, den Monaco Grand Prix, das Indy 500 und Le Mans, im gleichen Jahr zu gewinnen. Wir sind bereit."

Schon lange gab es Spekulationen über ein McLaren-Comeback in der Le-Mans-Top-Klasse.
McLaren baut LMDh-Prototyp
Neben der Formel 1, der Formel E und der IndyCar-Serie soll das WEC-Projekt künftig das vierte große Werks-Standbein für McLaren werden. Genauere Details zum Prototypen-Programm wurden aber noch nicht bestätigt. Die große Frage lautet, ob McLaren einen günstigen LMDh-Renner auf Basis eines Kundenchassis baut oder ein komplett eigenes LMH-Hypercar entwickelt.
Die meisten Experten gehen davon aus, dass es sich am Ende um einen kosteneffizienten LMDh-Prototyp handeln wird, wie er auch von Porsche oder BMW eingesetzt wird. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass das Monocoque von Dallara geliefert wird. Als Einsatzteam wird McLaren wohl auf die Expertise von United Autosports setzen. Das erfahrene UK-Team wurde von Zak Brown mitgegründet.
McLarens Comeback ist ein weiteres Zeichen für den anhaltenden Boom der Hypercar-Klasse. Zuletzt hatte schon Hyundai mit seiner Luxusmarke Genesis den Einstieg in die WEC für 2026 angekündigt. Parallel zu McLaren will Ford in der Saison 2027 dazustoßen. Zusammen mit den aktuellen Herstellern Toyota, Ferrari, Porsche, BMW, Cadillac, Peugeot, Alpine und Aston Martin wären damit schon bald elf Marken in der Top-Klasse vertreten.

Zuletzt feierte McLaren im Jahr 1995 den Gesamtsieg beim 24h-Rennen in Le Mans. McLaren ist damit der einzige Rennstall, der sowohl Le Mans, das Indy 500 und den Monaco-GP gewann - die sogenannte Triple Crown.
IMSA-Programm noch nicht bestätigt
Theoretisch könnte McLaren mit seinen neuen Prototypen auch in der US-amerikanischen IMSA-Serie antreten, so wie es auch Porsche und BMW machen. Doch von einem möglichen IMSA-Engagement gab es von McLaren noch keine Auskunft. Gut möglich, dass zunächst einmal zwei Werksrenner in der WEC antreten, bevor über eine Ausweitung des Programms nachgedacht wird.
In der GT-Klasse war McLaren übrigens schon im Vorjahr in Le Mans vertreten. Nach längerer Pause setzten die Briten semi-werksseitig zwei 720 GT3 Evo durch das Team United Autosports ein. Das Kundenteam Inception Racing brachte noch ein drittes Auto an den Start.