Lynk & Co: Chinesen steigen in Tourenwagen-WM WTCR ein

Lynk & Co im Motorsport
Chinesen steigen in die Tourenwagen-WM WTCR ein

Nein, man kann Lynk & Co wahrlich kein zögerndes Verhalten vorwerfen. Die vom chinesischen Geely-Konzern angebotene Marke existiert erst seit Herbst 2016, seit knapp einem Jahr verkauft sie in der Heimat ihre ersten Autos. Jetzt haben die Asiaten angekündigt, ein Motorsport-Programm aufzulegen, das sie bereits 2019 in den World Touring Car Cup (WTCR) des Motorsport-Weltverbandes FIA führt. Es geht also direkt in die Tourenwagen-WM, die bis 2017 als WTCC firmierte und traditionell hart umkämpft ist.

Zusammenarbeit mit einem Weltmeister-Team

Damit Lynk & Co mit dem von der Geely Motorsport Group entwickelten Rennwagen sofort konkurrenzfähig ist, kooperiert man mit einem der besten Teams, das der internationale Tourenwagensport zu bieten hat: Cyan Racing kümmert sich um die Einsätze der Rennautos in der WTCR. Die Schweden setzten bislang Volvos ein, die der einheimische Fahrer Thed Björk 2017 zum Meistertitel pilotierte. Auch die Teamwertung ging im selben Jahr an Cyan. Nun also der Wechsel zu Lynk & Co., der nur auf den ersten Blick stutzig macht. Schließlich gehört auch Volvo zum Geely-Konzern, der nun also die Bekanntheit seiner neuen Marke pushen möchte – mit möglichst vielen Erfolgen auf den internationalen Rennstrecken.

Das Auto, das die Chinesen einsetzen werden, wird derzeit noch gar nicht verkauft. Die Limousine Lynk & Co 03 debütierte im April 2017 auf der Automesse in Shanghai als Konzeptstudie und geht Ende 2018 in China in den Verkauf; in Europa frühestens 2019. In der WTCR wollen die Chinesen nicht nur für die Serienentwicklung ihrer Automodelle lernen, sondern streben gemeinsam mit Cyan Racing die Entwicklung eines Performance-Modells an. Das wird Lynk & Co 03 Cyan heißen und nicht nur namentlich, sondern auch optisch an das WTCR-Rennauto angelehnt sein. Hersteller und Rennteam streben eine Motorleistung von etwa 500 PS an.

350 PS starker Zweiliter-Turbobenziner im Rennauto

Damit wird das Straßenauto deutlich stärker sein als der Rennwagen, der vom technischen Reglement limitiert wird. Der Lynk & Co 03 ist nach dem TCR-Reglement eingestuft, das maximal zwei Liter große Turbomotoren erlaubt. Entsprechend wird er von einem Vierzylinder-Turbobenziner mit gut 350 PS und 420 Newtonmetern angetrieben. Die Kraftübertragung übernimmt eine sequenzielle Sechsgangschaltung mit Lenkradwippen. Die Regeln schreiben natürlich einen Überrollkäfig, Schalensitze mit Sechspunkt-Renngurten, Feuerlöschsystem und Sicherheitszelle vor und erlauben voll einstellbare Dämpfer. Verzögert wird vorne mit Sechskolben-Sätteln samt 380er Scheiben und hinten mit Zweikolben-Pendants, die sich in 278-Millimeter-Scheiben verbeißen. Die Bremsanlage sitzt in Felgen der Dimension 10 x 18 Zoll. Rennfertig wiegt der Bolide 1.265 Kilogramm.

2017er Campion Thed Björk, der aktuell für Hyundai in der WTCR fährt, kehrt für das Abenteuer mit Lynk und Co übrigens zu seinem alten Team zurück. Und so ungeduldig, wie sich die Chinesen seit ihrer Gründung präsentieren, dürfte es nicht lange dauern, bis er um seinen nächsten WM-Titel fährt. Neben Björk werden auch Yvan Muller und Andy Priaulx für die Chinesen ins Steuer greifen.