Rennanalyse 24h Le Mans: Ferrari liefert ab

Le Mans 2024: Rennanalyse
Wie gelang Ferrari der Triumph über Toyota?

24h Le Mans 2024
Ferrari 499P - Startnummer 50 - 24h Le Mans 2024
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Die Erwartungen bei der 92. Ausgabe des 24h-Klassikers an der Sarthe waren riesig: 23 Hypercars und acht Autohersteller in der Topklasse versprachen das spannendste und beste Le-Mans-Rennen seit Menschengedenken. Und Le Mans lieferte ab: 329.000 Zuschauer sahen ein Rennen, das an Drama und Spannung kaum zu überbieten war. Ferrari schlug im Finale Toyota mit der läppischen Winzigkeit von 14,221 Sekunden.

Weil die Wettergötter wirklich schlecht gelaunt waren, sorgten zahlreiche Regenschauer und in der Folge längere Safety-Car-Phasen für Extraspannung. Die Fahrer waren bei nassen und abtrocknenden Bedingungen ebenso gefordert wie die Rennstrategen an der Boxenmauer, die händeringend versuchten, grobe Fehler zu vermeiden und ihre Autos ohne Verzug über die Distanz zu leiten.

"Es war sicher eines der aufregendsten und herausforderndsten Autorennen, das ich jemals live erlebt habe", sagte Ferrari-Sportchef Antonello Coletta nach dem Rennen. "Ich bin stolz auf unser Team und die Fahrer, dass sie die extremen Herausforderungen gemeistert haben – das macht diesen Sieg wirklich speziell."

Nicklas Nielsen - Ferrari 499P - Startnummer 50 - 24h Le Mans 2024
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Nielsen beschert Ferrari den Sieg

Ferrari-Schlussfahrer Nicklas Nielsen (#50) musste im letzten Stint gleichzeitig Sprit sparen und bei stärker werdendem Regen den marginalen Vorsprung auf den Toyota mit der Startnummer 7 (José María López, Kamui Kobayashi, Nyck de Vries) verteidigen. "Ich hatte als Rennfahrer noch nie mehr Stress als in den letzten beiden Stints", gab der Däne zu. "Ich hatte Sorge, dass ich mit einem Fehler bei nassen Bedingungen den Sieg noch wegwerfen könnte, gleichzeitig musste ich Benzin sparen, um es überhaupt ins Ziel zu schaffen." Als Nielsen die Ziellinie kreuzte, hatte der Ferrari mit der Startnummer 50 laut Virtual Energy Tank gerade noch zwei Prozent Restenergie zur Verfügung.

Wie im letzten Jahr hatte Toyota eine realistische Siegchance, allerdings machte das Werksteam aus Köln ein paar Fehler zu viel. Außerdem gab es technische Probleme. So kostete ein Dreher von José María López in der Dunlop-Schikane 14 Sekunden – und im Ziel fehlten 14 Sekunden. Automatisch wurden Erinnerungen an das letzte Jahr wach, als Ryo Hirakawa einen möglichen Toyota-Sieg wegen eines Unfalls verlor. Doch es wäre falsch, nur López die Schuld in die Schuhe zu schieben: Zwei schleichende Reifenschäden am Sonntag und zwei Probleme mit der Motorsteuerung sorgten ebenfalls für erheblichen Zeitverzug.

Am Sonntagmorgen hatte erst Kobayashi einen schleichenden Plattfuß, im Finale ereilte Schlussfahrer López das gleiche Schicksal. Dazu hatte der Argentinier – wie Kobayashi fünf Stunden vor Schluss – nach seinem letzten Stopp in Runde 301 ein Problem mit dem Motormapping, das er über mehrere Arbeitsschritte umschiffen musste.

Toyota GR010 Hybrid - Startnummer 7 - 24h Le Mans 2024
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