Rallye-Fans werden sich zurückerinnern: In den 1980er-Jahren tobte in der Weltmeisterschaft der erbitterte Kampf der Hersteller. Alle züchteten ihre Autos in der Gruppe B-Ära zu Monstern hoch. Audi, Peugeot, Ford, Renault oder Lancia waren Teil dieses Wettrüstens. Die FIA schob wegen schwerer, und teils tödlicher, Unfälle 1986 jedoch den Riegel vor und kastrierte die Rennwagen. Nach und nach verabschiedeten sich die Marken. Auch Lancia nahm 1991 seinen Hut.
Mehr als 30 Jahre später vermelden die Italiener aber ihre Rückkehr in den Offroad-Sport. Am 25. Oktober verschickte der Mutterkonzern Stellantis eine Pressemitteilung, in der die Verantwortlichen das Comeback bekanntgaben. Ab 2025 flitzen wieder Lancia-Rallye-Renner über Stock und Stein.
Lancia kehrt mit dem Ypsilon HF in der Rally4-Kategorie in die Offroad-Szene zurück.
Ypsilon als Einstieg
Als Fahrzeug entschied sich die Marke für den Ypsilon. Mit dem Kleinwagen bekommt Lancia wieder einen Fuß in die Tür der Rallye-Welt. Zunächst sollen die Teams den Wagen in der neu geschaffenen Trofeo Lancia einsetzen. Die Nachwuchsserie findet im Rahmen der italienischen Meisterschaft statt. Sechs Läufe gibt es ab 2025, in denen die Fahrer ihr Können mit dem Ypsilon zeigen wollen.
Das Auto zählt zur Kategorie Rally4, die den Einstieg in den Sport darstellt. Stellantis Motorsport entwickelte den Wagen in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Motorsportbranche. Lancia-CEO Luca Napolitano zeigte sich glücklich über das Rallye-Comeback: "2025 kehren die legendären Buchstaben HF auf dem Lancia Ypsilon zurück. Später folgen der Lancia Gamma HF und der Lancia Delta HF Integrale. Lancia-HF-Modelle haben 20 Jahre lang den Rallyesport dominiert und 15 Weltmeistertitel gewonnen, vom Stratos über den 037 rally bis zum Delta. Mit dem neuen Lancia Ypsilon Rally 4 HF knüpfen wir mit Leidenschaft und Stolz an unsere große Historie an."
Der 1,2 Liter große Turbobenziner im Ypsilon generiert 212 PS.
Lancia greift an
Napolitano machte bei seiner Ankündigung klar, dass Lancia die Rückkehr in die Top-Klasse Rally1 anstrebt. Zunächst gilt der Fokus aber dem Rally4-Ypsilon. Als Basis nutzt Lancia das Chassis des Serienfahrzeugs, das auf der Plattform CMP steht. Der 208 der Konzernschwester Peugeot hat dieselben Gene wie der Ypsilon. Als Aggregat soll der 1,2 Liter große Turbomotor für ausreichend Vortrieb sorgen. Für jeden der drei Zylinder gibt es vier Ventile. Der Antrieb leistet 212 PS.
Ein Fünfgang-Getriebe von SADEV überträgt die Kraft an die Vorderachse. Der französische Zulieferer stellt auch das Sperrdifferenzial. Marelli steuert das Motor-Managementsystem bei. Supersprint liefert die Abgasanlage. Die geschweißte Sicherheitszelle, die Schalensitze und die Sechspunktgurte stammen von Sparco. Die Bremsen mit einem Durchmesser von 330 Millimetern fertigt TM Tecnologie, die Felgen kommen von Speedline. Öhlins baut die Stoßdämpfer für den Ypsilon. An der Entwicklung des Rallye-Flitzers war der Ex-Pilot Massimo "Miki" Biasion beteiligt. Der Italiener krönte sich 1988 und 1989 auf dem unvergessenen Delta Integrale HF zum Weltmeister.
Der Sieger der Lancia Trofeo bekommt 2026 die Möglichkeit, mit dem Werksteam in der FIA Rallye-EM zu starten.
Champion darf zur Rallye-EM
Für das Auto verlangt Lancia 74.500 Euro netto. Die Homologation plant der Hersteller für den 1. Januar 2025. Um in der bereits erwähnten Trofeo Lancia teilnehmen zu dürfen, muss ein Team eine Einschreibegebühr von 2.500 Euro hinterlegen. Dafür erhalten die Kunden zwei Sätze Rennbekleidung und technische Unterstützung von Lancia. Der Hospitality-Service ist ebenfalls inklusive. Es gibt drei verschiedene Altersklassen: Als Junior darf man bis 25 teilnehmen, Master-Piloten dürfen zwischen 25 und 35 Jahren alt sein und die Kategorie Expert ist für Piloten ab 35.
Das Preisgeld in der Trofeo Lancia liegt in Summe bei 300.000 Euro. Für die Champions gibt es noch einen besonderen Bonus. In der Saison 2026 darf der Meister im Werksteam von Lancia Corse HF an der FIA Rallye-Europameisterschaft teilnehmen. Dort kommt ebenfalls der Ypsilon zum Einsatz. Die Basis für die Rückkehr in Rallye-Welt hat Lancia geschaffen. Und viele Offroad-Fans warten schon gespannt, auf das mögliche Comeback in der Top-Klasse der Rallye-Weltmeisterschaft.