Wenn Nissan bloß mal was richtig machen würde! Nach dem Debakel in Le Mans gab es nur zwei klare Lösungen: entweder der komplette LMP1-Rückzug – oder eine zweite Chance für die Saison 2016. Nissan hat sich – mal wieder – für einen halb garen Kompromiss entschieden: Man setzt Rennen aus, testet lieber und kommt zurück, vielleicht im November, vielleicht nächstes Jahr, vielleicht auch gar nicht.
Will Nissan nochmal 40 Millionen verballern?
Mit dieser laxen Entscheidung ist niemand geholfen – weder dem Projekt oder dem Team noch dem Sport oder den Fans. Es ist eine Larifari-Entscheidung, ganz so, als ob die Bosse bei Renault und Nissan nicht wüssten, wie sie mit dem Thema umgehen sollten. Was soll bei den Tests bis Mitte November – ohne Hybridsystem – passieren? Das Auto wird nicht schneller, weil die Bremsprobleme ohne einen neuen Energiespeicher nicht zu lösen sind. Also ist jeder Testkilometer herausgeworfenes Geld.
Dass für 2016 kein klarer Schnitt gemacht wurde und stattdessen das Projekt mit dem hoffnungslosen Konzept aus Frontmotor und Frontantrieb eine zweite Chance erhält, ist nicht stringent. Will man noch mal 40 Millionen verballern, um sich noch mal zu blamieren? Alle guten Ingenieure im LMP1-Fahrerlager sagen dasselbe: Das kann nicht funktionieren, das wird nicht funktionieren – nicht mal mit einem Budget von 200 Millionen. Man kann die Physik nicht austricksen.
Ich habe nur eine Erklärung: Die Renault-Nissan-Gruppe lässt die Frage bewusst offen. 2018 jährt sich der letzte Le-Mans-Sieg von Renault zum 40. Mal. Aktuell feilscht man mit Bernie Ecclestone, um das Lotus-F1-Team zu übernehmen. Sollte der Plan scheitern, könnte Renault den Nissan-LMP1-Scherbenhaufen übernehmen und nach Le Mans gehen.