Homburger Bergrennen: Sciroccos, Kadetts, BMW E30 im Clinch

47. Homburger ADAC Bergrennen
Gepimpte Sciroccos, Kadetts und BMW E30 im Clinch

Laut, wild und unglaublich bodenständig – der Bergrennsport gehört zu den authentischsten und ältesten Disziplinen des Motorsports. Bereits im Jahr 1897 fand das erste Bergrennen der Geschichte im südfranzösischen La Turbie nahe Nizza statt. Das Erfolgsrezept damals wie heute: Tollkühne Fahrer in extremen Rennern vor faszinierender Naturkulisse.

Besonders in Deutschland kann die Szene auf eine große Tradition zurückblicken. Anfang des letzten Jahrhunderts – noch lange bevor permanente Rennstrecken gebaut wurden – erlernten spätere Motorsport-Legenden wie Hans Stuck ihr Handwerk auf den erbarmungslosen Bergpassagen. In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg war der Bergrennsport dank Engagements von BMW, Ferrari oder auch Porsche gar ein Katalysator für das Wiedererstarken des gesamten Sports.

47. Homburger ADAC Bergrennen - Impression
Hans-Dieter Seufert

Oldschool-Charakter in Homburg

Überall in Deutschland entstanden so größere Veranstaltungen, die vor allem durch die Leidenschaft lokaler Clubs am Laufen gehalten wurden. Die Fans honorierten es häufig mit voll besetzten Rändern und verfolgten ehrfürchtig das Treiben der Breitensportler. Ab den 1980er-Jahren gerieten viele Bergrennen dann jedoch zusehends unter Druck: Nicht jede Behörde hatte noch Verständnis für Rennsport in seiner urwüchsigsten, reinsten Form. In den letzten Jahrzehnten rutschte die Szene so immer mehr aus dem Fokus der Öffentlichkeit.

Ein relativ junges, aber trotzdem prestigeträchtiges Bergrennen ist der Klassiker in Homburg, der zum ersten Mal 1974 ausgetragen wurde. Die 2,6 Kilometer lange Strecke vereint zwei Besonderheiten: Zu Beginn geht es nicht nur bergab, darüber hinaus führt sie über die Landesgrenze bis ins pfälzische Käshofen. Für die Piloten ist die wilde Hatz mit ihrer Schlüsselstelle "Brückchen" eine echte Hassliebe. Sie genießen die untypisch schnellen Kombinationen, fürchten aber auch deren drohende Folgen. Eine echte Fahrerstrecke, auf der Piloten mit schlechterem Material noch glänzen können.

47. Homburger ADAC Bergrennen - BMW 2002 Tii Alpina - Karl-Heinz Schlachter
Hans-Dieter Seufert

Letzte Bastion der "Bastler"

Am Start stand nach zwei Jahren Corona-Pause ein bunter Automobil-Mix. Neben den gesamtsiegfähigen Prototypen, die an Le-Mans-Renner erinnern, erfreuen sich vor allem Klassiker aus den 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahren großer Beliebtheit. Die wilden Eigenkreationen auf der Basis von Kadett, Corrado und Co. wirken zumindest optisch zwar aus der Zeit gefallen, sind aber auf dem neusten Stand der Technik. Denn Tuner wie Mario Minichberger stecken neben Know-how auch ordentlich Geld in ihre brachialen Young- und Oldtimer.

Bei der 47. Ausgabe des Bergrennens schlug so ein Kadett nicht nur einen Formel Renault, sondern auch einen Cup-Porsche bei den drei Rennläufen im Osten der Universitätsstadt Homburg. Tourenwagen-Sieger Patrick Orth, der wie viele der Berg-Aktiven Beziehungen zu anderen Motorsportszenen pflegt, freute sich: "Das Rennen ist fahrerisch sehr anspruchsvoll. Mein Tag war perfekt: Das Auto hat gut funktioniert, und das Wetter war top!"

47. Homburger ADAC Bergrennen - Osella PA30 - Stefan Armbruster
Hans-Dieter Seufert

Neuling feiert Überraschungssieg

Der Gesamtsieg ging an Stefan Armbruster und seinen offenen Prototyp Osella PA30 mit V8-Motor. Für den Mann aus dem Schwarzwald war es erst das fünfte Rennen in dem rund 500 PS starken Auto – und sein 13. Bergrennen überhaupt. Der 52-Jährige fand durch seinen Freund und Szene-Dominator Alexander Hin (ebenfalls Osella PA30) in den Sport. Der ebenfalls aus dem Schwarzwald stammende Hin eilte in dieser Saison bislang von Erfolg zu Erfolg.

In Homburg spielte das Glück jedoch ausnahmsweise nicht mit. Bereits im ersten Rennlauf brach Hins linke Hinterradaufhängung – der Sonntag war somit gelaufen. Der von Hin anschließend angefeuerte Sieger Armbruster, der im zweiten Lauf sogar das Auto abgewürgt hatte, freute sich: "Die Strecke hier ist eng und tricky, aber gutes Training und gute Leute an meiner Seite haben das möglich gemacht. Das Auto hat Teile vom Europameister Christian Merli, dementsprechend war es schon perfekt eingestellt, als ich es bekommen habe. Das Material macht auch den Sieger!"