Das gab es in der Formel 1 schon lange nicht mehr. Viele Teams rüsten ihre Autos zurück, weil ihnen die letzten Upgrades zwar mehr Abtrieb gebracht haben, aber auch mehr Instabilität. Ferrari machte den Anfang. Der Barcelona-Unterboden brachte das Bouncing zurück. Erst versuchten die Ingenieure das Problem mit einem Zwitter zweier Versionen zu lösen, dann mit einer neuen Spezifikation, die aus den Erkenntnissen seiner Vorgänger entstanden ist.
Red Bull befindet sich noch auf der Suche nach dem Fehler. Seit dem GP Niederlande testet der Titelverteidiger ältere Modelle des Unterbodens, um den Punkt zu finden, wo man falsch abgebogen ist. In Baku wird ein Boden zum Einsatz kommen, der Elemente unterschiedlicher Böden zusammenfügt. Es gab in diesem Jahr bereits fünf Versionen.

Der in Spa erstmals verwendete Unterboden von Mercedes erzielte nicht das gewünschte Ergebnis. In Baku fährt man wieder die alte Spezifikation.
Zurück zur Basis
Jetzt macht auch Mercedes einen Schritt zurück. Die Ingenieure wollen herausfinden, warum das Auto nicht mehr so in Form ist wie vor der Sommerpause. Der neue Boden sollte in Spa debütieren, wurde aber nach einem Tag wieder abgebaut, weil die Piloten Probleme mit der Fahrzeugbalance rapportierten.
In den Niederlanden und Italien unterzogen die Fahrer den neuen sowie den alten Boden am Freitag jeweils einem Vergleichstest. Doch in Zandvoort spielte das Wetter nicht mit, und in Monza störte ein Unfallschaden von Andrea Kimi Antonelli das Sammeln von Daten. Am Ende kam beide Male der neue Boden ans Auto. Mit bescheidenem Ergebnis.
In Baku gehen die Mercedes-Ingenieure einen anderen Weg. Die beiden Silberpfeile fahren das ganze Wochenende in der Konfiguration, in der Mercedes vor der Sommerpause drei von vier Rennen gewonnen hat. Der Rückgriff auf den alten Boden bedeutet noch nicht, dass der neue in die Ecke gestellt wird. Er soll viel mehr Antworten auf die letzten offenen Fragen geben. Damit haben die Ingenieure eine Basis, die sie bestens kennen.

Lewis Hamilton gab zu, dass er den alten Unterboden seines W15 besser findet.
Hamilton fühlt sich mit altem Boden wohler
Lewis Hamilton spricht von vielen Faktoren, die dazu geführt haben könnten, dass sich sein Auto nicht mehr so anfühlt wie vor der Sommerpause. "Es ist schwer, herauszufiltern, welchen Beitrag der Boden dazu beiträgt. Vieles kann auch streckenabhängig sein. Ich persönlich habe mich mit dem alten Paket wohler gefühlt."
Teamkollege George Russell differenziert. "Der neue Unterboden wäre im besten Fall ein kleiner Schritt vorwärts gewesen. Er hätte nicht die Welt aus den Angeln gehoben. Da wir nicht schneller geworden sind, probieren wir es jetzt noch einmal mit der alten Version. Von der wissen wir, wie wir das Auto abstimmen müssen, um das Maximum herauszuholen. Bei einer Neuentwicklung kann es ein paar Rennen dauern, das herauszufinden."
Baku und Singapur in einer Woche sind allerdings nicht die idealen Strecken, den Erfolg oder Misserfolg einer bestimmten Spezifikation abzuschätzen. Trotzdem glaubt Russell, dass man genug lernen wird: "Im Restprogramm sind viele Rennstrecken speziell. Baku, Singapur, Mexiko, Las Vegas. Nur Katar und Abu Dhabi zählen zu den sogenannten normalen Strecken. Deshalb ist es umso wichtiger, ein Auto zu haben, das überall funktioniert."