DTM- und Le-Mans-Autos: Audi verscherbelt Tafelsilber

Verkauf von DTM- und Le-Mans-Prototypen
Audi verscherbelt sein Tafelsilber

Vor wenigen Tagen gab Honda bereits bekannt, dass sich die Japaner von einigen Rennsport-Preziosen trennen wollen. Jetzt hat auch Audi nachgezogen. Der Autobauer aus Ingolstadt hat angekündigt, noch zur Mitte dieses Jahres die ersten Fahrzeuge aus den eigenen Lagern an betuchte Sammler zu verkaufen. Wer das nötige Kleingeld hat, kann damit echte Stücke aus der Audi-Rennsporthistorie erwerben.

Über die Gründe des Verkaufs lässt sich nur spekulieren. Dass in den Museumsgaragen plötzlich der Platz knapp wird, ist eher auszuschließen. Wahrscheinlicher ist, dass in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten eine neue Einnahmequelle gesucht wird. Herumstehende Autos kosten nur unnötig Geld. Mit dem Verkauf ließen sich zusätzliche Erlöse erzielen.

Trotzdem ist es eher ungewöhnlich, dass Autohersteller ihr Tafelsilber verscherbeln und diese Entscheidung dann auch noch offensiv ankündigen. Nach offizieller Lesart wollen die Verantwortlichen mit dem Programm namens "Racing Legends" Liebhabern von Prototypen aus dem Werksprogramm einzigartige Wünsche erfüllen. Es handelt sich also quasi um einen Dienst am Kunden.

Audi R18 e-tron quattro (2012) - Racing Legends
Audi

Audi-Modelle aus der zweiten Reihe

Zunächst stehen erst einmal nur zwei Modelle auf der Verkaufsliste, die potenziellen Interessenten bei einer Veranstaltung am 2. April im Motorsportzentrum in Neuburg zur Begutachtung vorgeführt wurden. Dabei handelt es sich zum einen um den Audi R18 e-tron quattro. Mit Chassis 207 des Le-Mans-Prototyps hatten Romain Dumas, Loïc Duval und Marc Gené 2012 in Spa-Francorchamps den ersten Sieg der neu entwickelten Generation RP2 in der WEC eingefahren.

Dazu kommt noch ein Audi RS5 aus der DTM. Hierbei handelt es sich um Chassis-Nummer 107, mit dem Timo Scheider beim DTM-Finale 2015 in Hockenheim triumphierte. Audi betonte, dass die historisch wichtigen Fahrzeuge, die in der DTM den Titel eingefahren haben oder Siege in Le Mans feiern konnten, weiterhin in der eigenen Fahrzeugsammlung verbleiben, am Laufen gehalten und bei Events durch Audi Tradition eingesetzt werden.

Bevor die nun zum Verkauf stehenden Autos an die Kunden gehen, werden sie von den Audi-Sport-Spezialisten noch einmal auf Herz und Nieren getestet. "Wir bauen diese Chassis zusammen mit überholten Teilen der damaligen Zeit zu Rennfahrzeugen nach strengen Maßstäben und mit hoher Kompetenz wieder neu auf", sagt Audi-Sport-Chef Rolf Michl. "Teilweise sind sogar die Entwickler aus dieser Epoche an den aktuellen Projekten beteiligt."

Audi R18 e-tron quattro (2012) und Audi RS5 DTM (2015) - Racing Legends
Audi

Audi-Service nach dem Verkauf

Laut Michl kümmern sich die Audi-Spezialisten auch nach dem Verkauf noch um den Service: "Die Kunden dürfen sich nicht nur auf extrem gesuchte Rennfahrzeuge freuen, sondern auf ein Feuerwerk an Emotionen beim Fahren. Unsere Kunden werden Teil eines erlesenen Kreises, kommen in den Genuss unseres Motorsport-Know-hows und erhalten eine umfassende Betreuung."

Mit der Präsentation am Stammsitz von Audi Sport hat nun die erste Phase für den Verkauf der Raritäten begonnen. Die neue Projektgruppe stellt sich anschließend vom 9. bis 11. Mai beim "Jim Clark Revival" in Hockenheim, vom 3. bis 6. Juli bei der Veranstaltung "Le Mans Classic" und vom 10. bis 13. Juli beim "Festival of Speed" in Goodwood einem Fachpublikum vor.

Laut Audi soll noch im Sommer das erste Auto verkauft und an seinen neuen Besitzer ausgeliefert werden. Zum Service-Angebot an die Käufer gehören anschließend regelmäßige technische Revisionen, das Angebot zu Reparaturen, aber auch ein Ersatzteilservice sowie eine fachliche Beratung durch ehemalige Entwickler.