Die Motorsport-Welt trauert um Indycar-Pilot Dan Wheldon. Am Sonntag (16.10.) um drei Uhr Ortszeit verkündete Indy-Chef Randy Bernard, dass der 33-jährige Engländer seinen schweren Verletzungen nach dem Rennunfall beim Saisonfinale in Las Vegas erlag.
Insgesamt waren 14 Autos bei dem Massencrash in der zehnten Runde ineinander gefahren. Wheldon, der als einer der letzten Piloten auf das Knäuel mit herumtrudelnden Autos traf, wurde bei der Kollision in die Luft befördert und schlug mit hoher Geschwindigkeit in den Fangzaun ein. Das Auto wurde an der Flanke und im Bereich des Überrollbügels stark beschädigt.
Wheldons Verletzungen "nicht überlebbar"
Nach der Bergung des Körper deckten die Streckenposten das Unglücksauto direkt mit einem Tuch ab. Schon an der Strecke war das Ausmaß der Verletzungen zu erahnen. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Medical Center im inneren Bereich des Ovalkurses wurde Wheldon per Hubschrauber ins Krankenhaus von Las Vegas transportiert. Dort konnten die Ärzte jedoch nur noch den Tod des Briten feststellen.
"Dan Wheldon ist seinen nicht überlebbaren Verletzungen erlegen", musste Serien-Chef Bernard zwei Stunden nach dem Unfall erklären. "Unsere Gedanken und Gebete sind mit Dan und seiner Familie. IndyCar, die Fahrer und Teams haben sich entschlossen, das Rennen abzusagen." Um noch einmal dem verstorbenen Piloten zu gedenken, gingen die Fahrer mit ihren Autos erneut kurz auf die Piste und drehten fünf Ehrenrunden.
Neben Wheldon mussten auch noch JR Hildebrand und Pippa Mann ins Medical Center. Sie klagten über Schwindelgefühle nach dem Crash. Will Power wurde mit Schmerzen im unteren Rückenbereich ebenfalls von den Ärzten untersucht. Neben den bereits genanneten Piloten waren auch noch James Jakes, Vitor Meira, Wade Cunningham, Townsend Bell, Jay Howard, Tomas Scheckter, Charlie Kimball, Paul Tracy, EJ Viso, Alex Lloyd und Buddy Rice in den Horror-Crash auf dem 1,5-Meilen-Tri-Oval involviert.
Kleine Berührung löst Schlachtfeld aus
Nach Analyse der Fernsehbilder wurde der Unfall durch eine leichte Berührung der Autos von Wade Cunningham und James Hinchcliffe ausgelöst. Bei mehr als 320 km/h gerieten in einer Kettenreaktion gleich mehrere Piloten vor Kurve zwei außer Kontrolle. Viele Autos flogen wild durch die Gegend und fingen teilweise Feuer. Ryan Briscoe, der glücklicherweise heil durch das Trümmerfeld kam, verglich es mit einer "Szene aus einem Terminatorfilm".
Durch den Ausfall des Rennens konnte Dario Franchitti seinen Meistertitel kampflos verteidigen. Der dritte Titel in Folge war schon vor der offiziellen Absage sicher. Konkurrent Will Power konnte nach dem Crash sowieso nicht mehr weiterfahren. Zum Feiern war an diesem Tag allerdings keinem zumute.
Wheldon stirbt im Kampf um fünf Millionen Dollar
Dan Wheldon hatte in diesem Jahr nicht regelmäßig an IndyCar-Rennen teilgenommen. Mit dem Sieg beim prestigeträchtigen Rennen in Indianapolis hatte der Vater zweier Söhne aber erst im Mai für positive Schlagzeilen gesorgt. In einem spektakulären Schlussspurt hatte sich der Brite damals zur Überraschung vieler den zweiten Indy 500-Titel nach 2005 gesichert. Damals konnte der in Florida lebende Engländer auch den Meistertitel feiern.
Als nicht regulärer Teilnehmer qualifizierte sich Wheldon in diesem Jahr für die sogenannte Fünf-Millionen-Dollar-Challenge beim Saisonfinale in Las Vegas. Zunächst sollten fünf Piloten die Chance auf den erstmals ausgeschriebenen Millionenbetrag bekommen. Mangels Interesse und Terminproblemen "durfte" am Ende aber nur Wheldon um den Hauptpreis im Zockerparadies kämpfen.
Eine Bedingung für den Gewinn der Summe war neben den wenigen Renneinsätzen in diesem Jahr und dem Sieg beim Saisonfinale auch der Start vom Ende des Feldes. Wheldon ging mit der Spezial-Startnummer 77 ins Rennen, die dieses Mal allerdings kein Glück brachte. Nach seinem tödlichen Unfall kam zudem heraus, dass Wheldon erst an diesem Wochenende einen neuen Vertrag unterschrieben hatte. Das Team Andretti Racing hatte ihn als Ersatz von Danica Patrick für mehrere Jahre verpflichtet.
Dan Wheldon hinterlässt seine Frau Susie und die beiden Söhne Sebastian und Oliver im Alter von zwei Jahren bzw. sechs Monaten.