Es ist angerichtet. Im Einzelzeitfahren zum 24h-Rennen Nürburgring schuf sich Mercedes die beste Ausgangsposition. Raffaele Marciello setzte im Bilstein-HRT-Mercedes (#4) die Bestmarke mit einer Zeit von 8.09,058 Minuten und startet damit von der Pole-Position in den Marathon zweimal rund um die Uhr. Sein härtester Verfolger: Markenkollege Maro Engel im GetSpeed-Mercedes (#3), dem 0,422 Sekunden fehlten. Beide erreichten ihre Zeit im ersten der beiden Versuche.
Marciello legt nicht viel Wert auf Pole
"Ehrlich gesagt: Das Qualifying-Ergebnis ist fein, aber es bedeutet nicht so viel", meinte Marciello mit seiner gewohnt lässigen Art. "Ich stand in Spa-Francorchamps viermal auf der Pole und konnte nur einmal gewinnen. Man muss die Ausgangslage eben erstmal umsetzen! Klar: Es ist immer gut, von vorne zu starten. Aber unser Fokus liegt jetzt schon ganz klar auf dem Rennen. Wir haben eine gute Ausgangsposition und werden sehen, was wir daraus machen können."
Während sich sonst niemand im zweiten Umlauf verbessern konnte, schaffte Kelvin van der Linde im Abt-Lamborghini (#27) noch einen großen Sprung. Er beendete die Zeitenjagd auf dem dritten Rang mit 1,440 Sekunden Rückstand. Neben ihm startet Nicky Catsburg im Frikadelli-Ferrari (#30) ins Rennen. Frank Stippler steuerte den besten Audi R8 LMS von Scherer (#5) auf Platz 5. Der beste Porsche landete mit Nico Menzel am Steuer des Falken-Elfers (#44) auf dem sechsten Platz. Damit sind fünf verschiedene Marken auf den ersten sechs Positionen vertreten.

Dahinter folgte Arjun Maini im zweiten Bilstein-HRT-Mercedes (#6), der bereits am Donnerstag im Qualifying mit einer starken Vorstellung glänzte. Der Scherer-Audi (#1) von Frédéric Vervisch, das Schwesterauto (#16) von Markus Winkelhock und der GetSpeed-Mercedes (#2) von Maxi Götz komplettieren die Top-Ten. Überraschend: Der beste BMW kam mit Augusto Farfus im Rowe-M4 (#99) nicht über Rang 11 hinaus. Dabei wurden die Bayern von vielen im Vorfeld als Favoriten gehandelt. Wie so oft bestand die Vorbereitungsphase aber wieder einmal aus Tarnen und Täuschen und die Konkurrenz trat deutlich stärker auf als bei den Vorläufen.
Walkenhorst-Unfall in Q1
Schon der erste Teil des Top-Qualifying bot reichlich Drama. 21 Autos kämpften um den Aufstieg in Q2. Allerdings gab es nur noch fünf freie Plätze. Bereits in der ersten der beiden erlaubten Runden im Einzelzeitfahren verunfallte Christian Krognes im Walkenhorst-BMW #102. Der Norweger verlor im Bereich Hatzenbach die Kontrolle über den M4 GT3, nachdem er auf Dreck gekommen war.
Er krachte mit voller Wucht in die Reifenstapel. Der Einschlag war so stark, dass es die Fahrertür abriss. Krognes konnte aber selbst aussteigen und blieb unverletzt. Die Rennleitung entschied sich daraufhin 26 Minuten nach Beginn, das Top-Quali mit der roten Flagge abzubrechen. Für die Fortsetzung durften die Teams die Reifen wechseln und mussten wieder auftanken.

Bei der Fortsetzung blieb nur noch eine Runde, um sich für den Einzug in Top Q2 zu qualifizieren. Die zusätzliche Herausforderung: An der Unfallstelle war die Strecke durch das Bindemittel extrem schmutzig. "Das richtig einzuschätzen, ist die Kunst", meinte Audi-Pilot Martin Tomczyk. Das gelang den Markenkollegen erstaunlich gut.
Grello scheitert um 0,034 Sekunden
Gleich drei R8 LMS Evo II schafften den Sprung in Q2. Ricardo Feller schaffte die Bestzeit im Scherer-Audi (#16) in 8.10,048 Minuten. Dahinter kam Alex Sims im #5 Scherer-Audi mit 0,556 Sekunden Rückstand über die Linie. Der Wochenspiegel-Ferrari (#20), der GetSpeed-Mercedes #2 und der Scherer-Audi #1 kamen ebenfalls weiter.
Für Porsche setzte sich die Pechsträhne fort, die sie in Quali 3 zunächst mit fünf Reifenschäden heimsuchte. Kévin Estre verpasste den Einzug ins Q2 im Manthey-Porsche #911 um 0,034 Sekunden. Der Huber-Porsche, der Rutronik-Elfer und der Dinamic-Porsche hatten ebenfalls vorzeitig Feierabend. Auch Sheldon van der Linde dürfte sich geärgert haben. Er rutschte mit dem Rowe-BMW #98 neben die Strecke, fuhr sich den Außenspiegel ab und landete auf dem letzten Platz.

Wie funktioniert das Top-Quali beim 24h-Rennen?
Das Quali-Prozedere noch einmal kurz erklärt: Die Teilnehmer für Top-Quali 2 standen bereits über die Qualifikation durch die NLS-Läufe und das 24h-Qualirennen fest. Lediglich fünf Tickets waren noch über das Kräftemessen in Top-Quali 1 zu vergeben. In Top-Quali 2 fuhren die besten 19 Autos schließlich um die Pole-Position und die ersten 19 Startplätze. Der Hintergrund dieser Regelung: Man will mögliches Sandbagging der Hersteller mit diesen Methoden weitestgehend vermeiden.