Es soll eine Zeit gegeben haben, da hieß der Platzhirsch unter den großen Kombis VW Passat. Egal ob Vertreter oder Familienvater – sie alle liebten den geräumigen Volkshelden, weil sein geräumiges Heck so gut wie jede Ladeherausforderung schluckte. „Daran kann ich mich auch noch gut erinnern“, klinkt sich Meister Wünsch ein. „B3, B4, B5 – das waren nicht einfach nur Passat-Generationen aus den 1990er-Jahren, das waren Meilensteine.“ Doch im Windschatten war viel Platz – und genau dort hat Skoda ab 2001 seinen Superb positioniert – gleiche Technik, mindestens so gut verarbeitet, noch mehr Platz. Das hat sich schnell rumgesprochen. Skoda nutzte das und schob 2010 den Combi nach – von da an stiegen die Verkaufszahlen des Superb steil an.
Während sich Meister Wünsch einen großen Schluck Kaffee genehmigt, schieben wir ein paar Zahlen nach: Seit dem Marktstart 2001 bis Ende 2018 wurden in Deutschland insgesamt 193.766 Superb neu zugelassen. Vor dem Marktstart des Combi im Jahr 2010 dümpelten die Zulassungszahlen bei rund 5.000 Einheiten, danach vervierfachten sie sich. „Das war auch bei unserer Stammkundschaft zu spüren – da sind damals einige auf den großen Skoda umgestiegen und fahren seitdem kein anderes Modell“, erzählt Meister Wünsch und zeigt auf den weißen Skoda Baujahr 2016. Unter der Haube: der Langstrecken- Freund 2.0 TDI mit 150 PS, im Schlepptau ein Sechsgang-DSG. Der Tacho weist rund 55.000 Kilometer aus. Den schwarzen Stoffsitzen sieht man das nicht an, auch dem restlichen Innenraum nicht. Einzig die seitlichen Verkleidungen im Kofferraum tragen ein paar tiefe Kratzer. „Hier hat der Vorbesitzer wohl mal nicht aufgepasst – sind aber nur Schönheitsfehler, die eventuell bei der Preisverhandlung helfen.“
625 bis 1760 Liter Gepäck-Traumvolumen
Maximal 1.760 Liter passen ins Heck des Superb Combi – womit er die meisten Konkurrenten alt aussehen lässt. Dazu bietet er vor der bequemen Rücksitzbank eine Beinfreiheit, die jede Stretch-Limo neidisch macht. Kein Wunder also, dass der Fullsize-Mittelklässler bei vielen begehrt ist – vor allem gebraucht.
Der Meister unterbricht die Ausführungen: „Die Karosserie ist so weit in Ordnung, keine tiefen Kratzer, böse Dellen oder Zeichen für schlecht instand gesetzte Unfallschäden. Die solide Verarbeitungsqualität im Innenraum kennt man so auch von VW.“ Dabei hält sich an Stammtischen die Meinung hartnäckig, Skoda müsse stets immer etwas unter VW bleiben. Demnach dürfte sich ein Superb nie so hochwertig anfühlen, so leise abrollen, so satt auf der Straße liegen wie ein Passat.
„Mag sein, dass das mal so war“, knüpft Meister Wünsch an,„mittlerweile fallen die Unterschiede jedoch nur noch Profis auf – den Vorteil beim Platz und beim Preis dagegen spürt jeder.“
Was sich der große Skoda mit seinen Konzernbrüdern teilt, das sind die wenigen bis jetzt bekannten technischen Schwachstellen: zum Beispiel die Kurzstreckenphobie der Dieselmotoren. Oder das ungeschmeidige Anfahren aus dem Start-Stopp-Schlaf heraus – mit DSG gelingt es selten ruckelfrei.
Dem Fernlichtassistenten sollten die Techniker etwas mehr Feinfühligkeit beibringen, er blendet oft zu spät ab. In gängigen Foren beklagen sich vor allem Vielfahrer über störende Abroll- und Windgeräusche bei hohem Tempo – was den sonst hohen Reisekomfort etwas schmälert.
„In unserer Kundschaft arbeitet in fast allen Superb ein Dieselmotor. Im Zusammenspiel mit dem großen 66-Liter-Tank sind Reichweiten von mehr als 1.000 Kilometer drin – was ebenfalls Reisekomfort bedeutet. Und falls sich doch jemand für einen Benziner interessiert – die Steuerkettenprobleme der TSI sind Geschichte“, erklärt der Meister und dirigiert den weißen Combi auf die Hebebühne. „Die vorderen Bremsen sind platt, hier müssen neue Beläge und neue Scheiben drauf – macht rund 430 Euro.
Die Radlager, die Aufhängung der Vorderachse und die Manschetten der Antriebe sind dagegen einwandfrei. Am Motor klebt minimal Öl, hier ist aber keine Dichtung defekt, hier hat jemand mal zu hektisch Öl nachgefüllt – zu erkennen an dieser Spur.“ Meister Wünsch leuchtet mit der Taschenlampe am Motorblock nach oben, wo der Ölfilm bis über den Ventildeckel reicht. Anschließend leuchtet er die Kühler ganz genau ab: „Ein fieser Steinschlag genügt, und einer der Kühler ist hin.“
Drei Jahre, gute Ausstattung, 15.000 Euro

Für 15.000 Euro gibt es aktuell drei Jahre alte Combi-Modelle mit guter Ausstattung und rund 35 000 Kilometern auf der Uhr. Allerdings pocht dann nur das kleine 1,6er- Dieselherz mit 120 PS unter der Haube. Soll es der starke Zweiliter-TDI mit 150 PS sein, müssen bei drei Jahre alten Combi eher 19.000 bis 20.000 Euro eingeplant werden. Wer sich dagegen in eine Superb-Limousine verguckt hat, spart im direkten Vergleich gut 3.000 Euro.
Meister Wünsch wirft einen letzten Blick auf unseren Testkandidaten: „Für 19.000 Euro bekommt man da echt viel Auto – ein tolles Angebot für alle, die viel reisen.