Schon beeindruckend ...„, sagt Meister Wünsch zur Begrüßung, “... dass es BMW mit dem 3er gelungen ist, über 30 Jahre hinweg stets ein wenig sportlicher zu sein als die Konkurrenz. Das macht für mich den Reiz an diesem Modell aus. Vor allem mit Kombiheck – schließlich braucht’s beim Familienrat auch rationale Gründe für den Kauf.„
Als er anschließend ohne Umwege den 320d Touring aus Baujahr 2013 beschnüffelt, schauen wir auf die Fakten: Wir haben hier die aktuelle Kombiversion des 3er im Check, der seit August 2012 auf dem Markt ist. Größter Vorteil zur Limousine: der variable Kofferraum, der mindestens 495 Liter Stauvolumen bietet. Bei umgeklappten Rücksitzen sind es sogar bis zu 1.500 Liter. Praktisches Detail: Wie beim Vorgänger lässt sich die Heckscheibe separat öffnen. Und die automatisch öffnende Heckklappe ist beim Touring serienmäßig.

Meister Wünsch hat seinen Schnupperkurs um den 3er beendet: “Ein paar kleine Kosmetikfehler habe ich gefunden„, informiert er uns und zeigt zuerst auf die Niere im Kühlergrill. Zwischen den beiden Chromeinfassungen ist ein fetter Kratzer zu sehen. “Entweder ist hier mal einer mit einem Schraubendreher abgerutscht, oder ein Bösewicht wollte sich einfach so verewigen. Da der Kratzer ziemlich tief ist, wird selbst der Profi vom Smart Repair seine Schwierigkeiten beim Ausbessern haben.„
Der zweite Schönheitsfehler befindet sich unterhalb der Stoßstange: “Seht ihr die tiefen Kratzer? Ziemlich sicher hat der Vorbesitzer eine Auffahrt falsch eingeschätzt und hat sich die Kante der Stoßstange böse verkratzt.„ Schönheitsfehler Numero drei: “Geht mal in die Hocke und schaut euch die rechte Flanke des 3er an. Erkennt ihr die feinen Kratzer, die sich über beide Türen ziehen? Die sind zwar nicht tief, aber sehr lang„, erklärt der Meister – und läuft zum Heck: “Hier oben am Spoiler blättert der Klarlack ab. Serienmäßig passiert das nicht, ich vermute daher, das Bauteil wurde mal nachlackiert. Und das eben nicht besonders gut.„
Ganz schön viele Schönheitsfehler! “Ja, finde ich auch„, pflichtet der Meister bei, “wer die besei-tigen möchte, muss ein paar Hundert Euro einplanen.„
Und wie geht’s dem Zweiliter-Diesel?
Nächster Punkt: Probefahrt. Nachdem die Fahrertür satt ins Schloss gefallen ist, sieht sich Meister Wünsch den Innenraum an: “Schaut aus wie neu„, murmelt er, während er die Schalter checkt, das Handschuhfach öffnet, den Himmel und die Teppiche prüft. “Dieser Wagen wurde innen offensichtlich besser gepflegt als außen.„
Als der Zweiliter-Diesel anspringt, kann er seine Verbrennungsart nicht leugnen. Das Schöne an dem Selbstzünder: Er serviert 184 PS und fast 400 Nm Drehmoment und wurde vom Vorbesitzer mit einem Achtgang-Automatikgetriebe bestellt. Schon nach wenigen Kilometern wird klar: Die Antriebseinheit harmoniert perfekt. Und nach nicht mal 24.000 Kilometern sind keinerlei Schwächen zu erkennen. Daher: ab auf die Hebebühne.
Die aktuelle Lenkung gefällt nicht allen
“Fährt sich echt gut„, findet Meister Wünsch. “Unter unseren Kunden haben wir allerdings auch einige, die die Lenkung des aktuellen 3er bemängeln. Zu wenig Rückmeldung, nicht mehr ganz so feinfühlig wie früher. Als Schuldige wird dann meist immer die neue, elektromechanische Lenkung benannt. Das Vorgängermodell hatte noch ein hydraulisches System an Bord.„ Während der Ausführungen des Meisters schwebt der Touring in die Lüfte. Auf halber Höhe überprüft Meister Wünsch wie gewohnt die Bremsanlage auf Verschleiß. “Bei einem Automatik-Wagen haben die Bremsen mehr zu tun, das sieht man auch hier: Die Klötze haben zwar noch reichlich Belag, aber bei 30.000 Kilometern Laufleistung habe ich auch schon Autos mit weniger Verschleiß auf der Bühne gehabt.„
Weiter geht’s mit den Gelenken der Vorderachse: Die sind tadellos in Ordnung. Auch die Federn und Stoßdämpfer präsentieren sich mängelfrei. Der Antrieb ist staubtrocken, der Kühler und die Nebelscheinwerfer haben keinerlei Steinschläge abbekommen. “Schön, wie vollflächig der Unterboden verkleidet und die Nähte versiegelt sind. Da hat Rost keine Chance„, erklärt Meister Wünsch und nimmt sich zuletzt die Hinterachse vor.
Da hier die Antriebskraft übertragen wird, sollte peinlich genau auf Öl-verlust geachtet werden. “Nichts zu finden„, murmelt der Meister nach einigen Minuten zufrieden.

Sein Fazit: “Technisch erinnert das Modell an einen Jahreswagen – leider hat das Blechkleid schon etwas gelitten. Das sind allerdings nur Schönheitsfehler – die man auch vergleichsweise einfach ausbessern kann.„
Marktlage: Was machen die Preise beim 3er?
Bei rund 15.000 Euro starten fünf Jahre alte 320d Touring mit weniger als 90.000 Kilometern in den gängigen Gebrauchtwagenbörsen im Netz. Reicht ein 318d? Den gibt’s ab 13.000 Euro. Unser Modell hier rangiert bei 19.500 Euro – weil es noch nicht mal 30.000 Kilometer weg hat und vom Vorbesitzer luxuriös ausgestattet wurde. Wer bei der aktuellen Lage keinen Diesel mag, muss sich etwas mehr anstrengen: Benziner sind derzeit gefragter – und etwas teurer.
Besser könnte die Marktlage gar nicht sein. Gebrauchte 3er stehen quasi an jeder Ecke. Verwundert jetzt auch nicht, schließlich baut BMW von keinem seiner Modelle mehr Einheiten. Daher kann man die Suche sehr entspannt angehen – und sollte das auch. Bei einem so großen Angebot ist die Gefahr, einer Niete zu begegnen, statistisch höher.