Meister Wünsch blinzelt, als ihn die Sonnenstrahlen des warmen Oktobertages treffen. Er wartet vor einem Rolltor seiner Werkstatt, begrüßt einen Kunden mit kräftigem Handschlag und deutet auf den schwarzen VW Up , der herausgeputzt auf der anderen Straßenseite wartet. Um ihn soll sich heute alles drehen.

„VW und seine kleinen Autos“, mit diesen Worten eröffnet Meister Wünsch kurz darauf den Gebrauchtwagen-Check. Und führt seinen Gedanken ungefiltert aus: „Es ist schon komisch, dass sich Volkswagen ausgerechnet mit dieser Fahrzeugklasse schwertut – vor allem wenn einem klar wird, was die Marke einst groß gemacht hat. Das war nämlich ein kleines rundes Automobil. Einfach aufgebaut. Und erschwinglich.“ Nach einer kleinen Pause fügt er hinzu: „Schauen wir heute auf den Polo, finden wir so viel Platz wie einst in einem Golf III – da ist eine ganz schön große Lücke entstanden. Auch preislich.“
Der Meister macht eine Atempause, entriegelt die Fahrertür des kleinen VW mit dem Schlüssel und freut sich: „Der Schließzylinder hakt nicht, ein gutes Zeichen. Das machen die Dinger nämlich manchmal, was dann ein neues Schloss bedeutet.“
Lassen wir ihm einen Moment der Freude und erinnern uns: Volkswagens Kleinster hieß lange Zeit Fox. Er kam als Dreitürer aus Brasilien und markierte von 2005 bis Anfang 2011 den günstigsten neuen Volkswagen; sein Fan-Kreis blieb jedoch stets übersichtlich – zu übersichtlich für die Ansprüche der Niedersachsen. Ende 2011 folgte der Up auf den Fox. Ein deutlich durchdachteres Konzept, mit besserer Verarbeitungsqualität, zwei oder vier Türen und moderneren Antrieben.
„Der Fox kam nicht an, er war den Menschen zu teuer. Zudem war der Unterschied zum Polo nicht groß genug – so zumindest haben wir das im Kundenkreis wahrgenommen“, schaltet sich Meister Wünsch wieder ein.
Kurze Mängelliste aus der Werkstattpraxis
„In der Vorbereitung auf den heutigen Check habe ich meine Jungs in der Werkstatt zu den Schwächen des Up befragt“, setzt Meister Wünsch an und holt einen Zettel hervor. „Da hätten wir: ein- oder abgerissene Hitzeschutzbleche über der Abgasanlage. Kündigen sich immer mit blechernen Klappergeräuschen unterhalb des Fahrzeugs an. Über kurz oder lang hilft nur der Tausch gegen ein neues Blech.
Zweiter Punkt: Bei einigen Exemplaren hatten wir Klackergeräusche beim Kuppeln. Nach dem Tausch der Kupplungsscheibe war wieder alles ruhig. Und es gab einige Wassereintritte in den Innenraum, entweder durch verstopfte Wasserläufe oder im Bereich der Zusatzbremsleuchte am Heck.“

Der Meister packt den Zettel zufrieden in die Tasche und murmelt: „Ist doch halb so wild für ein modernes Auto.“ Denn von Elektronikproblemen war nicht die Rede. „Das sind die Sachen, die echt lange aufhalten können.“ Dann dreht er sich zum schwarzen Up und fragt: „Wollen wir uns den Kleinen mal genauer anschauen?“
Die Rede ist von einem 2014er-Modell mit 75-PS- Benziner, das gerade erst 20.000 Kilometer Straßenerfahrung gesammelt hat. Die gute Cup-Ausstattung des Zweitürers umfasst unter anderem eine Klimaanlage, Tempomat, einen Notbremsassistenten, beheizbare Vordersitze und eine anständige Musikanlage. Angesichts dieser Fülle dürfte klar sein, dass unser Up kein Neuwagen für um die 10.000 Euro war.
Meister Wünsch interessiert das gerade herzlich wenig. Mit Adleraugen begutachtet er die Karosse des Kleinwagens, mustert dabei nicht nur die Spaltmaße, wirft auch einen Blick auf die Fensterdichtungen. Spuren von Moos wären ein Indiz für einen Dauerschlafplatz im Freien. Steinschläge in der Frontscheibe kann Meister Wünsch genauso wenig ausmachen wie Lackunterschiede an Front und Heck. Um auf Nummer sicher zu gehen, überprüft er dies zusätzlich stichprobenhaft mit einem elektronischen Messgerät, das ihm auf Knopfdruck die Lackdichte anzeigt. Stimmt sie an unterschiedlichen Bereichen der Karosserie überein, wurde der Up nicht nachlackiert. So ist es in diesem Fall.

Quirliger Dreizylinder passt gut zum Up Zufrieden packt der Meister sein Hilfsmittel weg und lädt zur Probefahrt ein. Der Einlitermotor erwacht mit dem typischen rauen Bellen eines Dreizylinders. Und zieht den Up erfrischend munter nach vorn. Dass er nur mit einem Fünfganggetriebe ausgestattet ist, stört auf der Landstraße nicht. Meister Wünsch lauscht bei Schlaglöchern auf das Fahrwerk, achtet auf Spiel in der Lenkung und steht nach rund 15 Minuten wieder vor der Hebebühne. Ein kurzer Blick noch auf die durchgeführte Wartung und auf den Ölstand (passt), dann auf das Reifenprofil (nicht einseitig abgefahren).
Unter dem Up freut sich der Meister: „Sieht ja aus wie neu“, murmelt er und leuchtet mit der Stabtaschenlampe die Aufhängung der Vorderachse ab: „Die Gummilager der Querlenker können schon mal ausschlagen, ansonsten sollte man auch beim Up auf die üblichen Verschleißteile achten: Bremsscheiben und -klötze, Achsmanschetten, Spurstangenköpfe, Bremsschläuche.“

So macht er es auch – und findet nichts, was zu beanstanden wäre. Alles andere wäre bei dem Kilometerstand auch merkwürdig. Rost lässt sich am gesamten Unterboden nicht aufspüren. Der Unterbodenschutz wurde vorbildlich aufgetragen. Auch beim Auspuff kann der Meister nichts finden – das weiter oben bereits angesprochene Hitzeblech wurde entweder schon gewechselt, oder es ist die sprichwörtliche Ausnahme von der Regel.
Nach dem Check der Hinterachsaufnahme leuchtet der Meister noch gewissenhaft den Kühler ab und wirft einen Blick in den Kofferraum. Lecks, Feuchtigkeit oder Korrosion? Fehlanzeige! Wünsch kommt zu einem klaren Urteil: „Ein sehr guter Gebrauchter, der allerdings auch kein Schnäppchen ist.“
Für einen solchen VW Up (Baujahr 2014) mit dem 75 PS starken Dreizylinder und weniger als 20.000 Kilometern auf dem Tacho müssen aktuell rund 9.000 Euro hingeblättert werden. Wie so oft sind Ausstattung und Kilometer-Laufleistung die beiden Einflussfaktoren. So gibt es Modelle des gleichen Baujahrs auch schon für 6.500 Euro – dann aber mit null Luxus an Bord und rund 65.000 Kilometern auf dem Tacho.
Tipp für Elektro-Fans: Seit 2013 gibt es auch eine E-Version (e-Up) – und davon finden sich ebenfalls einige Gebrauchte in den gängigen Börsen. Die günstigsten Angebote stammen aktuell aus dem Jahr 2014, sind noch keine 9.000 Kilometer gelaufen und starten bei 15.600 Euro.
Versionen, Motoren & Ausstattung
Der VW Up kam am 3. Dezember 2011 als Nachfolger des Fox auf den deutschen Markt. Länge: 3,54 bis 3,60 Meter. Breite: 1,64 Meter. Höhe: ab 1,48 Meter. Leergewicht: ab 929 Kilogramm. Mittlerweile ist daraus eine kleine Modellfamilie herangewachsen, sie umfasst den Drei- und Fünftürer, den auf SUV geschminkten Cross Up und die Elektroversion e-Up mit 40 (kurzzeitig 60) kW. Reichweite laut VW: rund 130 Kilometer. Nach vier Jahren Bauzeit erhielt der Up 2016 ein Facelift. Alle Versionen des Kleinstwagens, die auf dem europäischen Markt verkauft werden, kommen im VW-Werk im slowakischen Bratislava zur Welt.
Motoren: Zum Produktionsstart gab es nur zwei Dreizylinder- Reihenmotoren mit einem Liter Hubraum. Es handelte sich dabei um eine 60 und eine 75 PS starke Version, deren Normverbräuche mit 4,5 bis 4,7 l/100 km angegeben wurden. In der Realität pendelt sich der Durst der beiden jedoch jenseits der Fünf-Liter-Marke ein. Ein Fünfgang-Schaltgetriebe gehört beide Male zur Serienausstattung. Gegen Aufpreis verbaut Volkswagen bis heute ein automatisiertes Schaltgetriebe, ebenfalls mit fünf Stufen.
Seit 2016 steht zudem eine aufgeladene TSI-Version mit 90 PS zur Wahl, die 160 Newtonmeter an die Vorderräder schickt und damit reichlich Fahrspaß garantiert. Wer es noch spritziger mag, muss auf den für 2018 angekündigten GTI warten. Er wird aus dem kleinen Dreizylinder 115 PS und 200 Newtonmeter Drehmoment zaubern. Ein Sechsganggetriebe ist dann serienmäßig an Bord.
Wer eher auf kleine Tankrechnungen aus ist, sollte nach einer Erdgasversion suchen. Diese ist unter dem Namen EcoFuel seit November 2012 im Programm. Mit 2.000 Euro Aufpreis wurde sie allerdings nicht ganz so oft nachgefragt, da sich die Mehrkosten rein rechnerisch erst nach rund 50.000 Kilometern amortisieren. Das ist auf dem Gebrauchtwagenmarkt zwar ein anderes Kapitel, allerdings ist der EcoFuel extrem selten. Für Sparfüchse gibt es aber noch einen anderen Tipp: Der VW Up konnte als Sonderausstattung mit dem BlueMotion-Technology-Paket bestellt werden, was ihm ein Start-Stopp-System, ein speziell abgestimmtes Fahrwerk und rollwiderstandsoptimierte Reifen bescherte. Damit sind Verbräuche unter 5 l/100 km realisierbar.
VW Up 1.0 high up! | |
Grundpreis | 13.680 € |
Außenmaße | 3540 x 1645 x 1489 mm |
Kofferraumvolumen | 251 bis 959 l |
Hubraum / Motor | 999 cm³ / 3-Zylinder |
Leistung | 55 kW / 75 PS bei 6200 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 171 km/h |
0-100 km/h | 14,2 s |
Verbrauch | 4,7 l/100 km |
Testverbrauch | 6,4 l/100 km |