Gar nicht mal wenig kostete so ein neuer Smart Forfour vor seiner Komplett-Elektrifizierung. Zuletzt lag der Preis bei 11.825 Euro. Da reden wir aber von einer ziemlich nackten Basisversion mit 71 PS – die zwar ein zeitgemäßes Sicherheitspaket und gute Variabilität bietet, bei der sich aber weder die Lenksäule verstellen noch das Handschuhfach abschließen lässt. Wer also etwas Komfort haben möchte, musste eher mit 15.000 Euro rechnen.
„Puhh“, murmelt Meister Wünsch, der unserer Kalkulation gedanklich gefolgt ist. „In der Preisregion gibt es dann auch schon ausgewachsene Kleinwagen mit reichlich Extras und XL-Garantie.“ Recht hat er.
Nach all den Jahren und verschiedenen Baumustern kennzeichnet Smart – Modelle immer noch vor allem eines: Die kleinen Flitzer sind im Vergleich recht happig eingepreist. Stellen wir beispielsweise das Schwestermodell des Forfour gegenüber, den Renault Twingo: Er startet bei 9.990 Euro. Image und Ausstattungsvergleiche hin oder her – bei kleinen Autos entscheidet der Kontostand. Und das Gefühl, einen guten Deal zu machen. 15.000 Euro für einen 3,50 Meter langen Kleinwagen – das hört sich nicht nach einem guten Deal an.

„Stimmt genau“, pflichtet Meister Wünsch bei und zeigt auf den in Midnight Blue lackierten Smart Forfour: „Da ist solch ein junger Gebrauchter vielleicht die bessere Wahl.“ Der Viertürer wurde 2015 zum ersten Mal zugelassen. In seinem Heck steckt der Basis-Dreizylinder-Benziner mit 71 PS, die sich via manuellem Fünfganggetriebe verwalten lassen.
Drei Jahre alt und etwa die Hälfte günstiger
Keine 30.000 Kilometer stehen auf dem Tacho, der Serviceplan wurde eingehalten. Folgende Extras hat sich der Erstbesitzer gegönnt: eine Klimaautomatik und ein besseres Radio, für die er zusammen 1.100 Euro Aufpreis zahlte. Die Sitzheizung für die Vordersitze und die Parkpiepser hinten rangieren aktuell bei 560 Euro. Für den Metallic-Lack werden heute 360 Euro fällig. Die lackierte Tridion-Sicherheitszelle kostet weitere 250 Euro Aufpreis, das Panoramadach 490 Euro. Und weil der Vorbesitzer den großen 35-Liter-Tank wollte (Serie sind 28 Liter), machte das nochmals 60 Euro.
Diese Beispiele untermauern unsere Anfangsthese: Wer einen besser ausgestatteten Forfour haben möchte, muss bei der Bestellung tief in die Tasche greifen. Ob es all diese Extras braucht, ist freilich eine andere Frage. Uns beschäftigt heute, wie gut ein gebrauchter Forfour ist. Unser drei Jahre altes Exemplar rangiert bei verlockenden 8.000 Euro – das ist rund die Hälfte seines einstigen Neuwagenpreises.
Meister Wünsch hat verstanden und wuselt bereits um die kleine Karosserie – auf der Suche nach ungenauen Spaltmaßen, Kratern, Steinschlägen, ungewöhnlichen Details. Nach gut zehn Minuten hat er seine Schnüffelrunde beendet und schaut zufrieden: „Auffällig unauffällig – ich hab keine Spuren von einem Vorschaden finden können, auch keine tiefen Kratzer. Und da der Kunststoff der Stoßstangen und Kotflügel eine gewisse Flexibilität aufweist, sind auch keine typischen Parkdellen zu finden. Sehr praktisch für einen Stadtflitzer.

Wie gut er tatsächlich flitzt, testet Meister Wünsch auf der Probefahrt. Der 71 PS starke Dreizylinder-Benziner spielt aktuell die Rolle des Basismotors – zwischen 2015 und 2017 übernahm das eine 61-PS-Version, die Smart aber wieder eingestellt hat. “Vermutlich hatte der zu wenig Power, so ein Forfour kommt ja meist auf über 1.000 Kilogramm Leergewicht„, erklärt Meister Wünsch und startet den Dreizylinder, der sogleich in einen unterhaltsamen Brummton verfällt. Da er im Heck wohnt, kommen unweigerlich Erinnerungen an alte Käfer- oder Skoda-Erlebnisse auf. Mit dem Unterschied, dass der Smart etwas flotter zur Sache geht. “Der Antritt des kleinen Benziners ist ganz okay„, ruft der Meister und probiert fleißig alle fünf Gänge auf der Suche nach Fehlerquellen. Beim Antrieb kann er jedoch nichts finden, daher geht’s zurück Richtung Hebebühne. “Für die Stadt reicht dieser Motor allemal. Wer dagegen öfter über Land fährt, sollte sich die Anschaffung des 90- PS-Turbobenziners überlegen. Der ist spürbar spritziger„, lautet das Zwischenfazit.
Als der Smart auf halber Höhe auf der Hebebühne steht, checkt Meister Wünsch wie immer die Bremsscheiben und -beläge auf Verschleiß. “Da ein Smart meist in der Stadt fährt, werden seine Bremsen öfter gebraucht. Entsprechend mehr Abnutzung gibt es hier„, führt der Meister aus und zückt dabei seine Taschenlampe, um die Dicke der Beläge besser einschätzen zu können. “Die bieten noch reichlich Futter für die Scheiben„, ruft er und lässt den Wagen hinaufschweben.
Verkleidung schützt vor Rost am Unterboden
Was an der Unterseite des Kleinwagens sofort auffällt: Sie ist nahezu komplett verkleidet – was dank Heckmotor sehr einfach und effektiv ausfällt. Beim Smart konzentriert sich bekanntlich alles auf die Hinterachse, hier sitzen Motor und Getriebe, die Antriebe, der Auspuff und all die Elektronik auf engstem Raum. Darum müssen weder Kraftstoffleitungen noch der Auspuff von vorn nach hinten verlegt werden. Meister Wünsch klopft prüfend gegen die vollflächige Kunststoffverkleidung, die schön fest sitzt und die Bleche darunter vor Wasser, Steinschlägen und Salz schützt. “Das ist natürlich der beste Korrosionsschutz.„ Bei der Überprüfung der Vorderachse gibt es ebenfalls keine Kritik. Da sie keine Antriebsarbeit übernehmen muss, wirkt hier auch weniger Kraft, was den Verschleiß minimiert. Wer einen Blick auf den Dreizylinder werfen will, erfummelt sich im Kofferraumboden seinen Weg oder schaut kurz unter die Heckstoßstange. “Hier erkennt man leicht, ob der Antrieb undicht ist.„ Dieses Exemplar? Staubtrocken. Auch die Antriebswellen, die Aufhängung und der Auspuff weisen keinerlei Verschleiß auf. “Wir hatten bislang nur ein paar Probleme mit ausgefallenen Lambdasonden bei diesen Modellen„, berichtet Meister Wünsch. Er kommt ohne Umwege zum Fazit: “Ein gepflegtes Modell macht selten Probleme – und ist damit eine gute Alternative zum teuren Neuwagen.„
Versionen, Motoren & Ausstattung
Den größten Smart haben Sie irgendwie rundlicher in Erinnerung? Dann kurvt Ihnen sicherlich noch der erste Forfour (“für vier„) im Kopf herum, der von 2004 bis 2006 zu haben war.

Diese Generation (Typ W 454) wurde gemeinsam mit der ebenfalls 2004 gestarteten sechsten Generation des Mitsubishi Colt entwickelt, mit dem sich der Smart Plattform und technische Komponenten teilte. Mit dem hier vorgestellten Modell gibt es – abgesehen vom Namen – nur eine Gemeinsamkeit: Auch die zweite Generation Forfour (W 453) hat sich Smart nicht allein ausgedacht, sondern in Kooperation mit Renault. Seit 22. November 2014 werden daher die Brüder Forfour und Twingo von der Renault-Tochter Revoz in Novo Mesto, Slowenien, hergestellt.
Der W 453 ist mit 3,49 Metern Außenlänge rund 26 Zentimeter kürzer und mit 1,66 Metern Breite rund zwei Zentimeter schmaler als sein Vorgänger. In der Höhe legte er dagegen um zehn Zentimeter zu (jetzt 1,55 m). Wegen des Heckmotors ist der Einschlagwinkel der Vorderräder nicht durch Antriebswellen- gelenke beschränkt. Daher kommt er auf unter neun Meter Wendekreis. Der Kofferraum fasst bis zu 255 Liter – nach dem Umklappen der Rückbank sind es 975 Liter. Die maximale Zuladung beträgt 425 Kilogramm.
Zur Markteinführung wurden zwei Dreizylinder-Reihenmotoren angeboten: Der größere kommt auf einen Liter Hubraum und 71 PS, der kleine holt aus 0,9 Litern 90 PS. Dabei hilft ihm ein Abgasturbolader. Anfang 2015 gesellte sich ein neuer Basismotor dazu, eine abgespeckte Version des Einliter-Aggregats mit 61 PS. Alle Motoren erfüllen die Abgasnorm Euro 6 und besitzen serienmäßig eine Start-Stopp-Automatik sowie ein Fünfgang- Schaltgetriebe. Auf Wunsch kann ab der 71-PS-Version ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe geordert werden. Im schnellsten Forfour, dem Brabus mit 109 PS, ist es serienmäßig verbaut. Seit 2017 lässt Smart auch eine Elektroversion des Forfour von der Leine – 60 kW (81 PS) stark und mit rund 150 Kilometern Reichweite.
Im Euro-NCAP-Crashtest holte der Forfour vier von fünf Sternen. Als Besonderheit hat er serienmäßig einen Seitenwindassistenten an Bord, der ab Tempo 80 aktiv wird.