VW e-Up im Gebrauchtwagen-Check

VW e-Up im Gebrauchtwagen-Check
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Günstiger und zuverlässiger Stromer auch im Alter?

VW e-Up, Exterieur © Dani Heyne 13 Bilder

E-Mobilität zum kleinen Kurs? Dazu müssen Sie nicht auf subventionierte Neuwagen warten. Der VW e-Up beispielsweise ist als Gebrauchter sofort verfügbar und ab 8.500 Euro zu haben. Welche Stärken und Schwächen der Flitzer hat, klären wir mit Meister Wünsch.

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E-Mobilität hatte bislang den faden Beigeschmack, eine Veranstaltung für Reiche zu sein. An diesem Vorurteil mag etwas dran sein, allerdings galt das in der Vergangenheit auch für andere neue Technologien. Fakt ist: Der Club der E-Autos ist gewachsen – mit dem positiven Nebeneffekt, dass damit auch gebrauchte E-Flitzer interessanter werden. So einen nehmen wir heute unter die L Up e.

"Von außen sieht man dem e-Up nicht an, dass er keinen Verbrenner unter der Haube trägt", erklärt Meister Wünsch kurz nach der Begrüßung. "Man muss schon zweimal hinschauen, um die modifizierten Schürzen und die Leichtlaufreifen zu entdecken. Letztere lassen den Zwerg etwas hölzern abrollen, also nicht wundern."

Die große E-Show überlässt der 3,54 Meter kurze Stromer anderen Modellen. "Sympathischer Ansatz", urteilt Meister Wünsch und nimmt prüfend hinterm Lenkrad Platz. "Auch hier keine Spur von Science-Fiction, eher alles wie immer." Hochgewachsene kommen vorn gut unter, alle anderen nehmen im Fond des Kleinwagens Platz.

© Dani Heyne

Längere Probefahrten: Nur so lassen sich der Zustand des Akkus und die Rekuperation bewerten.

Schön, dass die vier Türen Serie und die Rundinstrumente, Tasten und Hebel selbsterklärend sind. "Sogar ein konventionelles Zündschloss gibt es – und einen stinknormalen Automatikwählhebel", fasst Meister Wünsch zusammen.

Gebrauchte E-Autos verlangen Feingefühl

Spätestens mit dem ersten Dreh des Zündschlüssels ist dann alles anders. Kein Anlasser, der jault, keine Nockenwellen, die Ventile hoch- und runterschubsen. Kein typischer Motorsound. Genau genommen hört man im e-Up gar nichts und ertappt sich bei dem Gefühl, irgendetwas stimme nicht. "Keine Panik, alles ist in bester Ordnung", beruhigt Meister Wünsch, schiebt den Wählhebel auf D und drückt das Fahrpedal Richtung Bodenblech. Wuuussschhhh. Nach nicht mal vier Sekunden sind wir schon auf Tempo 50. Und das so wunderbar leise. Keine Schaltvorgänge, kein Motorschnaufen. Der e-Up zieht wohltuend lautlos durch die Stadt.

© Dani Heyne

Der E-Motor ist ein freundliches Wesen: Er braucht keine Zündkerzen, keinen Ölfilter, keine Kopfdichtung aber spezielle Hochvolt-Technik. Daher müssen Kfz-Mechaniker, die an E-Autos arbeiten, eine spezielle Weiterbildung absolvieren.

"Wer sich ein gebrauchtes E-Auto kaufen möchte, braucht vor allem Feingefühl – und Zeit", setzt Meister Wünsch an, während er auf der Landstraße mühelos an einem Lkw vorbeizieht. "Fast alle von uns kennen Verbrenner-Autos von Kindesbeinen an – mit etwas Training hören wir, wenn die Steuerkette eines Benziners rasselt oder Ventile klappern, sehen, wo der Block Öl verliert. Wir kennen den Klang eines defekten Auspuffs. Durch Erfahrung wissen wir, wo die Schwachstellen eines jeweiligen Modells liegen und können diese recht schnell abchecken. Bei E-Autos ist das anders." Meister Wünsch atmet einmal durch und führt seinen Gedanken zu Ende: "Bei einem gebrauchten E-Auto müssen wir zum einen Karosserie und Fahrwerk inspizieren – und zum anderen die Akkus und deren Management testen. Denn: So ein Elektromotor ist vergleichsweise schlicht aufgebaut, Defekte wie zum Beispiel an der Steuerkette eines TSI-Motors gibt es bei ihm nicht. Dafür haben die Akkus kein ewiges Leben." Immerhin gewährt VW beim e-Up acht Jahre beziehungsweise 160.000 Kilometer lang Garantie auf die Energiespeicher.

Welche Aussagen über den Akku sind möglich?

Auf dem Weg zurück in die Werkstatt checkt Meister Wünsch die Reichweite. Der VW zeigt 125 Kilometer an. "Das scheint realistisch zu sein, denn wir sind mit vollen Akkus und 160 Kilometern auf der Anzeige gestartet." Wichtig wäre jetzt noch zu testen, wie sich die Restkilometer bei unterschiedlichen Belastungen ändern. "Wie verkraften die Akkus zehn Minuten Vollgas auf der Autobahn? Wie sieht es nach einer Viertelstunde gemütlicher Überlandfahrt aus?" Damit soll klar werden, dass die Testfahrt mit einem gebrauchten E-Flitzer viele wichtige Infos über den Zustand der Batterien und der Rekuperation liefert und entsprechend umfangreicher sein muss, führt Meister Wünsch aus. Das setzt jedoch voraus, dass man sich bereits im Vorfeld mit der Technik vertraut macht – um einschätzen zu können, was normal ist und was nicht.

© Dani Heyne

Ladekabel: Sie sollten nicht fehlen und unbedingt auf ihre Funktion getestet werden. Hier sind sie vorhanden und funktionieren makellos. Optimal ist der Zugang zu einer Wallbox beim Verkäufer.

Teil II: Check der konventionellen Technik

Zurück in der Werkstatt, ab auf die Hebebühne. Denn auch ein E-Auto hat konventionelle Technik an Bord. Wie zum Beispiel Bremsscheiben und -beläge. Die checkt Meister Wünsch und findet noch reichlich Belagstärke vor. Dank der Energierückgewinnung halten Scheiben und Beläge übrigens länger durch als bei einem Verbrenner. Weiter geht’s mit den Achsmanschetten, den Aufhängungen und Stoßdämpfern. "Keine Probleme zu erkennen. Auch der Rost nagt noch nirgendwo", sagt Meister Wünsch und angelt sich das Ladekabel aus dem Kofferraum. "Wollen wir doch mal sehen, ob der Kleine auch anstandslos Strom tankt."

Tut er: Nach einer Stunde an der Werkstatt-Wallbox ist der Akku des e-Up schon fast wieder voll. Meister Wünsch nickt zufrieden und fasst zusammen: "Für die meisten von uns sind gebrauchte E-Autos Neuland. Dadurch braucht es etwas mehr Information vor der Probefahrt – und währenddessen mehr Zeit und Feingefühl. Wer beides mitbringt, ist gut gewappnet."

Fazit

Ein gebrauchter VW e-up ist Ihr Typ, wenn Sie ein kleines, wendiges E-Auto suchen, das bezahlbar und schnell verfügbar ist. Modelle von 2014 gibt es schon ab 8.500 Euro, womit der Aufpreis zu den Benzinbrüdern nicht mehr gigantisch ausfällt. Wer vor allem auf günstige Kilometerkosten aus ist, muss den e-Up aber lange bewegen. Wer sich dagegen am E-Antrieb erfreut, sei es wegen der Stille, der Beschleunigung oder des nicht vorhandenen Auspuffs – Sie werden ihre Freude am e-Up haben. Je nach Baujahr gilt die Akku-Garantie noch mindestens zwei Jahre.

Tabelle (techn. Daten)

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