Boxenstopps: Schnelllade-Debüt in der Formel E

Schnellladen-Debüt in der Formel E
So funktionieren die Elektro-Boxenstopps

Was lange währt, lädt endlich gut? Laut den Offiziellen der Formel E und der FIA heißt die Antwort: Ja! Mit ordentlich Verspätung im Gepäck feiert die Schnelllade-Technik am kommenden Wochenende ihr – von nicht allen – lang ersehntes Debüt. Die Anfänge der Odyssee gehen bis in den September 2022 zurück. Während privater Tests, aber auch im Rahmen der Events gab es seitdem zahlreiche Probeläufe.

Das vom Batterie-Lieferanten Fortescue Zero (vormals WAE) gestellte Modul zeigte sich wiederholt fehleranfällig. Doch die letzten Versuche in Mexiko sollen die Zweifel endgültig ausgeräumt haben. Zwar gab es laut der FIA Probleme, diese hätten ihre Ursprünge allerdings in operativen Fehlern der Teams gehabt.

Also, Porsche-Gesamtprojektleiter Florian Modlinger, wie war die Gefühlslage nach dem grünen Licht? "Ich habe das sehr neutral gesehen. Wir wussten, dass es kommen wird, und haben uns als Team dementsprechend darauf vorbereitet. Das Schnellladen ist ein komplexes Thema, welches im Paddock anfangs unterschiedlich angegangen werden wird." Der Ablauf ist per se simpel: Ein Lollipop-Mechaniker winkt den Piloten heran, zwei weitere Mechaniker tragen und stecken das Kabel im Heck ein.

Formel E - Schnellladen - Technik-Hintergrund - Mahindra
Simon Galloway/LAT Images for Formula E

Piloten machen den Unterschied

"Es ist schon ein Performance-Pitstop, denn nur die Standzeit von 34 Sekunden ist vorgegeben. Der Fahrer muss zum Pit-Entry und zur Ladestation bremsen, den Limiter treffen und mit einer passenden Reaktionszeit aus der Station abfahren. Aus der Piloten-Perspektive ist es wie in anderen Serien", unterstreicht Modlinger den Spannungsfaktor der Reform.

Wenn alles klappt, schickt der 600-kW-Lader – auf der Straße gelten 350 kW als State of the Art – in 30 Sekunden zehn Prozent Zusatzenergie (3,85 kWh) in die Batterie des Gen3-Evo-Autos. Obwohl durch die obligatorische Standzeit deutlich weniger Druck als beispielsweise in der Formel 1 herrscht, muss die Boxencrew extrem genau arbeiten. Kleine Fehler beim Einstecken usw. können viel Zeit kosten.

Wer mit Risiko Boden gutmachen will, muss laut Modlinger lieber auf den Fahrer blicken: "Sollte operativ und technisch alles sauber beim Stopp verlaufen, wird man von Teamseite aus kaum einen Unterschied machen. Das ist die Aufgabe des Fahrers. Zwischen einer halben und drei Sekunden könnte bei In- und Outlap als Unterschied entstehen." Die Reifentemperaturen spielen dabei jedoch keine besondere Rolle.

Formel E - Schnellladen - Technik-Hintergrund - Porsche
Simon Galloway/LAT Images for Formula E

Boxenstopp wird Pflicht

Bislang sind wir immer vom Best Case ausgegangen, aber was würde passieren, wenn die Ladebox pro Team nicht will? "Es wird ein Backup-System von der FIA geben. Wenn eine Team-Unit nachweislich versagt, wird es an die Rennleitung übermittelt. Diese gibt die Ersatzstation frei", erklärt der Porsche-Mann. "Falls mehrere Ärger melden, entscheidet die zeitliche Reihenfolge. Dabei muss es sich aber wirklich um Versagen bei der Technik handeln." Wenn es beim Team hakt, muss man es so lange probieren, bis es klappt.

Entgegen anderen Überlegungen werden die Attack-Modes und die Pit-Boosts parallel eingesetzt. "Bei den Planungen und den Simulationen braucht es keine Extra-Kapazitäten. Der Pit-Boost kann als Parameter eingefüttert werden. Weil bei Doubleheadern die jeweiligen Rennen einzeln vorbereitet werden, ändert man beim zweiten die besagten Parameter." Das Fenster im Rennen wird die FIA bestimmen. In Jeddah muss jeder Fahrer zwischen 60 und 40 Prozent des State of Charge (SoC) abbiegen.

Bleibt die Frage, inwiefern dies die Serie verändern wird. "Die Technik ist da und validiert. Wir sind auf einem Niveau angelangt, bei dem wir uns alle darauf geeinigt haben, das Restrisiko einzugehen. Ob die aktuellen Rennen, die sehr spannend ausfallen und echte Manöver umfassen, die Ergänzung des Pit-Boosts brauchen, ist für mich ein Fragezeichen. Werbung für Lade-Technik ist es allemal."