Formel E Jeddah 2025: Günther und Rowland siegen

Formel E Jeddah 2025
Günther-Wunder und Porsche-Frust

Zuerst die guten Nachrichten: Das Debüt der Schnelllader sah kein gravierendes Problem. Abseits eines noch zu klärenden Batterie-Ärgernisses bei Andretti-Porsche-Racer Jake Dennis zeigte sich die Technik mehr als solide. Auch kleinere operative Missverständnisse sollten mit zusätzlicher Erfahrung schnell beseitigt sein. Aber: Es bleibt die Frage, ob sich der Aufwand sportlich wirklich gelohnt hat.

Bereits in der Qualifikation unterstrich Maximilian Günther, dass er am geschichtsträchtigen Freitag (14.2.) seine eigene weiter ausbauen wollte. Der DS-Neuzugang schlug im K.o.-Finale den Landsmann Pascal Wehrlein (Porsche). Damit beendete Günther den Pole-Lauf des Weltmeisters in dieser Saison. Mexiko-Sieger Rowland, McLaren-Shootingstar Taylor Barnard und Mitch Evans (Jaguar) komplettierten die Top 5.

Während Maximilian Günther die Führung anfangs verteidigte, musste Porsche gleich drei Nackenschläge einstecken. Erst zog sich Wehrlein in einem Duell gegen Evans einen Reifenschaden zu. Dann flog Andretti-Porsche-Kunde Nico Müller spektakulär über den Werksfahrer António Félix da Costa. Zum Ende des eröffnenden Renndrittels, das die einzige Safety-Car-Phase des Wochenendes wegen Trümmern umfasste, übernahm Rowland die Führung von Günther.

Formel E - Jeddah 2025 - Crash
Formel E

Extreme Komplexität, grandioser Schlussspurt

Durch die Ergänzung des Pit-Boosts wurde es nochmal deutlich schwieriger, die Taktiken von außen zu verfolgen. Denn verbunden mit den klassischen zwei Attack-Mode-Aktivierungen standen alle Beteiligten permanent unter Stress. Früh zeigte sich, dass die Nissan-Truppe von Rowland einen guten Mittelweg gefunden hatte. Günther verlor derweil Positionen. Trotz der zusätzlichen Strategie-Ebene war der Auftaktlauf allerdings viel weniger chaotisch als der Samstag.

In den letzten der insgesamt 31 Runden bahnte sich ein extrem enger Showdown zwischen Pole-Setter Günther und Rowland an. Der Nissan-Racer hatte zwar länger den Extra-Boost, durfte ihn aufgrund des Energie-Managements aber nicht in eine klare Führung umwandeln. Dank rund eines halben Prozents mehr Rest-Power konnte Maximilian Günther hingegen volle Attacke fahren. Die Entscheidung brachte die allerletzte Schikane, welche der schwarz-goldene DS-Renner durch mehr Schwung über die Außenlinie als erster befuhr.

Der dritte Rang ging an den 20-jährigen Taylor Barnard. Der Youngster balgte sich für die Bronze-Trophäe allen voran hart mit Nyck de Vries (Mahindra). Da Costas neunter Platz konnte den Frust bei Porsche nur minimal in Grenzen halten. Nach den guten Leistungen in São Paulo und Mexiko-Stadt erlebte die Weissacher Mannschaft den ersten derben Dämpfer. Aber auch die Erzrivalen von Jaguar blieben weit hinter den Erwartungen.

Formel E - Jeddah 2025 - Maximilian Günther - DS Penske
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Gemischte Schnelllade-Gefühle

Sieger Maximilian Günther resümierte: "Der Erfolg bedeutet mir alles. Beim Pit-Boost haben wir an Boden verloren, aber wir kamen wieder zurück. Das hätte ich nicht mehr für möglich gehalten. Denn das hat uns auf dem falschen Fuß erwischt und Energie gekostet." Als Belohnung gab es vorerst den dritten Platz in der Weltmeisterschaft.

Das Feedback der anderen Kollegen war vergleichbar. Oliver Rowland, der die späte Niederlage angefressen aufnahm, sprach davon, noch kein Gefühl für das neue Element zu haben. Ähnlich erging es zahlreichen Strategen. Bei Andretti tat man sich beispielsweise schwer, eine virtuelle Spitzengruppe herauszuarbeiten, anhand der die US-Amerikaner ihre eigene Taktik anlehnen konnten.

Lob bekam dafür die konsistente Gangart, welche mit dem Aufladen einherging. Radikales Sparen und Windschatten-Schleichen blieben den Zuschauern erspart. Die Serie will nun die Rückmeldungen sammeln und bis zum nächsten Doubleheader in Monaco (3./4. Mai) auswerten.

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Barnard wird jüngster Formel-E-Pole-Setter

Viel Zeit zum Reflektieren blieb den Teams am Samstag nicht: Der zweite, gleich lange Lauf stand an. Den ersten Startplatz errang Nissan-Kunde Taylor Barnard gegen den Serien-Primus Rowland. Maserati-Mann Jake Hughes, Da Costa, Edoardo Mortara (Mahindra) und Günther erhöhten auf die Top 6. Maximilian Günther, welcher am Freitag der erste Sieger von der Pole seit 17 (!) Rennen gewesen war, rückte beim Start undankbarerweise in den Mittelpunkt.

Der Wahl-Monegasse räumte Da Costa ab und nahm beide effektiv aus dem Rennen. Barnard behielt zunächst die Führung, allerdings wurde schnell klar, dass der Windschatten wieder einen riesigen Einfluss hatte. Zwischen der vierten und der 27. Runde wirbelten die vom neuen Allrad-Zusatz befeuerten Attack-Modes die Reihenfolge radikal durch. Rowland wurde wie am Freitag in der Führung liegend ausgeworfen. Der Brite mit Boxer-Silhouette war diesmal jedoch deutlich besser aufgestellt.

Hinter dem späteren Sieger sorgte der Youngster Barnard wiederholt für Furore. In seinem harten, schließlich erfolgreichen Zweikampf gegen Jake Hughes fand das zweite Rennen auf der neuen Abwandlung des F1-Kurses den Höhepunkt. Jake Dennis erhöhte dahinter auf einen britischen "Vierfach-Sieg".

Formel E - Jeddah 2025 - Taylor Barnard - McLaren-Nissan
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Nissan lässt Porsche und Jaguar zittern

Während Nissans Mexiko-Sieg durch Rowland von Porsche-Gesamtprojektleiter Florian Modlinger als Resultat extremer Risiko-Bereitschaft beschrieben wurde, ging der Triumph diesmal klar auf das Konto eines besseren technischen Pakets. Die Vorherrschaft der Deutschen in allen drei WM-Wertungen ist somit direkt wieder dahin, und an Nissan verloren. Höchste Alarmstufe dürfte parallel bei Jaguar herrschen. Die Weltmeister zeigten sich in Saudi-Arabien phasenweise als Nervenbündel.

Allerdings ist die Saison noch recht jung. Trotzdem bleibt die Botschaft klar: Sowohl die Werks-Nissan in Form von Rowland als auch die McLaren-Kunden in Form von Barnard sind echte Titelfavoriten. Weiter geht es auf einer stark angepassten Version des NASCAR-Ovals von Homestead-Miami am 12. April – wie oben beschrieben ohne Schnellladen.

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