Vorschau GP USA 2024: Red Bull hofft auf Upgrades

Vorschau GP USA 2024
Red-Bull-Wende dank Upgrade-Paket?

GP USA 2024

Max Verstappen hat in der vierwöchigen Pause zwischen Singapur und Austin Kraft getankt. Zum einen verbrachte er ein paar entspannte Tage mit Freundin Kelly Piquet und ihrer Tochter. Zum anderen drehte er ein paar Testrunden in GT3-Rennwagen auf der Strecke von Mugello. Der Motorsport lässt den Weltmeister nie ganz los. Nach dem spaßigen Abstecher in die Toskana gilt der Fokus nun wieder der Formel 1. Bei noch sechs verbleibenden Rennen hat der Niederländer 52 Punkte Vorsprung auf seinen Kumpel Lando Norris (McLaren).

Das auf den ersten Blick beruhigende Polster kann aber schnell schmelzen. Norris verkürzte den Abstand in den vergangenen Rennen Stück für Stück. Will Verstappen den vierten Titel in Folge einsacken, braucht Red Bull jetzt schnell die Wende. In Austin sollen einige Upgrades am RB20 das Auto wieder in die Spur bringen. Lando Norris hingegen reist nach seinem Singapur-Erfolg mit breiter Brust nach Texas. Beim ersten Sprint-Wochenende seit dem Österreich-GP kann der Brite den Rückstand noch mehr eindampfen als sonst.

Klar ist, dass es heiß zur Sache gehen wird. Was das Wetter angeht, hat man in Austin ja bekanntlich von Dauer-Regen bis eisiger Kälte schon alles erlebt. 2024 soll die texanische Stadt mal wieder ihr sonniges Gesicht zeigen. Temperaturen von bis zu 30 Grad Celsius und ein wolkenloser Himmel verspricht der letzte Wetterbericht.

Die Strecke: Circuit of the Americas

Der Circuit of the Americas ist von den Zahlen her eine eher durchschnittliche Rennstrecke. Eine Runde ist 5,513 Kilometer lang und besteht aus 20 Kurven – davon elf links und neun rechts herum. Gefahren wird gegen den Uhrzeigersinn. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt auf einer Quali-Runde rund 210 km/h. Der Top-Speed kann mit DRS und Windschatten schon mal auf 330 km/h klettern. Doch die Zahlen erzählen nur die halbe Wahrheit.

Die von Hermann Tilke entworfene Piste ist mit ihren vielen schnellen Kurven eine besondere Herausforderung für die Fahrer. Vor allem das Geschlängel im ersten Sektor, das an Suzuka oder Silverstone erinnert, hat es in sich. Austin hat aber auch langsame Passagen zu bieten – vor allem im hinteren Streckenteil. Hier gibt es mehr Kurven unter 100 km/h als in Ungarn. Dazu eine lange Gerade – gleichzeitig DRS-Zone – von einem Kilometer Länge, mit einer perfekten Überholmöglichkeit am Ende. Ein weiteres Mal dürfen die Fahrer DRS auf der Start-Ziel-Gerade einsetzen.

Die extremen Tempounterschiede zwischen den einzelnen Streckenteilen sind aber nur eine Herausforderung. Besonders eindringlich bleibt der Circuit of the Americas wohl wegen der markanten Höhenunterschiede in Erinnerung. Nach dem Motto "Klotzen statt Kleckern" wurden in der platten Wüste mehrere Hügel aufgeschüttet. Vor allem die Anfahrt auf Kurve 1 ist spektakulär. Hier geht es eine "Wand" bis auf 41 Meter Höhe hinauf. Brems- und Einlenkpunkte sind in den vielen blinden Kurven nicht einfach zu finden.

Weil sich der Untergrund immer wieder bewegt, wurden Bodenwellen in den letzten Jahren zu einem großen Thema. Die Veranstalter ließen die gröbsten Schläge regelmäßig glattschleifen, was aber nur mäßig erfolgreich war. Auch großzügig verbauter Bewehrungsstahl in der ehemaligen Sumpflandschaft verhinderte nicht die Entstehung von Bodenwellen. Deshalb wurde die Strecke für 2024 einmal komplett frisch asphaltiert.

Für Ärger sorgten in der Vergangenheit auch immer wieder Verstöße gegen die Track-Limits. Für 2024 versprach der Streckenbetreiber nun Abhilfe. In den Kurven 6, 13, 14 und 15 wurden die asphaltierten Bereiche neben der Strecke um 1,5 Meter reduziert. Außerdem wurde viel Kunstrasen verlegt, auf dem die Fahrer wegen des geringeren Griplevels keinen Vorteil haben. In Turn 11 tauschten die Verantwortlichen den Asphalt am Kurvenausgang neben der Strecke mit künstlichem Kies. Der wurde schon in Zandvoort verlegt und setzt den Piloten natürliche Limits.

GP USA 2021 - Austin
Wilhelm

Fast Facts

  • Streckenlänge: 5,513 km
  • Runden: 56
  • Renndistanz: 308,405 km
  • Anzahl Kurven: 20 (11 links / 9 rechts)
  • Rundenrekord (Rennen):1:36:169 Min. (Leclerc, 2019)
  • Absoluter Rundenrekord: 1:32.029 Min (Bottas, Q3, 2019)
  • Distanz von Pole-Position bis zur ersten Bremszone: 215 Meter
  • Länge Boxengasse: 415 Meter
  • Zeit in der Boxengasse bei Speedlimit: 19 Sekunden
  • Vollgas-Anteil (Rundendistanz): 67 Prozent
  • Top-Speed: 334 km/h
  • DRS-Zonen: 2 (T11-T12 / T20-T1)
  • Pirelli-Reifen: C2, C3, C4
  • Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: (20 Prozent)

Setup

Der Mix aus langen Geraden sowie ultraschnellen und langsamen Kurven erschwert es den Ingenieuren, den richtigen Setup-Kompromiss zu finden. Das Sprint-Format mit nur einem freien Training am Freitag verschärft die Situation zusätzlich. Da die Rundenzeit eher in den Kurven als auf der Geraden gemacht wird, sind die Flügel mehr in Richtung Abtrieb ausgelegt – ähnlich wie in Abu Dhabi. Vor allem die Frontflügel werden etwas steiler gestellt, um Untersteuern in den langsamen Passagen zu vermeiden.

Die relativ flachen Randsteine erlauben eine geringe Fahrzeughöhe, die besonders in den schnellen Kurven aerodynamische Stabilität generiert. Ganz hart dürfen die Dämpfer aber nicht gestellt werden. Aus den langsamen Ecken am Ende der Runde ist Traktion gefragt, was etwas mehr Federweg auf der Hinterachse bedingt.

Die Frage laute, wie viele Bodenwellen die Strecke nach den letzten Asphaltpassagen noch hat. Bei der Wahl der Fahrzeughöhe wurden Mercedes und Ferrari 2023 auf dem falschen Fuß erwischt. An den Autos von Lewis Hamilton und Charles Leclerc wurden die Schutzplanken an den Unterböden zu weit abgeschliffen. Beide wurden nach dem Rennen disqualifiziert.

In Sachen Reifen hat Pirelli wie schon beim letzten Austin-Gastspiel 2023 die drei mittelharten Sorten in Gepäck. Der Grand Prix war im Vorjahr ein klares Zwei-Stopp-Rennen.

Pirelli Infografik - GP USA 2024
Pirelli

Updates

Bei noch sechs ausstehenden Rennen biegt auch die Arbeit an den Autos so langsam auf die Zielgerade ein. Dennoch geht das Upgrade-Rennen weiter. Nach der vierwöchigen Pause werden die Augen vor allem auf Red Bull gerichtet sein. Das Verstappen-Team kündigte einen größeren Umbau an. Als gesetzt gilt, dass Red Bull einen neuen Unterboden nach Texas bringen wird. Dieser soll das Auto wieder fahrbarer machen und konstanteren Abtrieb liefern. Doch Vorsicht: Die letzten Upgrades am Unterboden schlugen fehl.

Die anderen Teams werden auch neue Teile im Gepäck haben. Spannend wird sein, wie groß die Ausbaustufe bei McLaren ausfällt. Seit dem großen Frühjahrs-Upgrade in Miami hielt sich das Traditionsteam mit neuen Teilen zurück. Doch Teamchef Andrea Stella kündigte bereits nach Baku vielsagend an, dass es bis zum Ende der Saison noch ein Facelift geben soll. Das Sprint-Format mit den begrenzten Testrunden am Freitag erhöht das Risiko bei größeren Umbaumaßnahmen.

Mercedes bringt wie Red Bull einen neuen Unterboden nach Austin. Zuletzt waren die Silberpfeile analog zu Red Bull bei den Upgrades mit dem sensiblen Bauteil etwas verwirrt worden. Gerüchten zufolge soll aber nicht nur unter dem Auto etwas Neues an den W15 kommen. Ferrari hat angeblich nur ein kleines Paket geschnürt. Die Ingenieure wollen den Fortschritt von Singapur erst einmal auf einer klassischen Rennstrecke bestätigen.

Auch im Hinterfeld haben einige Teams größere Pakete angekündigt. Toro Rosso kommt mit einem neuen Unterboden. Dazu gibt es mit Liam Lawson auch einen neuen Fahrer. Der Neuseeländer ersetzt Daniel Ricciardo. Bei seinem ersten Rennen in dieser Saison kassiert der Kiwi allerdings gleich eine Startplatzstrafe. Wegen eines Wechsels der Power Unit geht es zehn Positionen zurück. Ohne große Chance auf Punkte kann man wenigstens risikolos die Upgrades ausprobieren.

Sauber hat die Pause ebenfalls genutzt, um eine umfangreichere Ausbaustufe zu bringen. Man darf gespannt sein, ob sie ausreicht, um den Anschluss zum Mittelfeld wieder herzustellen. Haas kommt zum Heimspiel ebenfalls mit Upgrades. Dazu feiert das US-Team das besondere Rennen auch noch mit einer neuen Lackierung. Auch McLaren und Alpine werden beim Texas-Showdown in neuen Designs antereten.

Max Verstappen & Lando Norris - Formel 1  - GP Singapur 2024
xpb

Favoriten

Nach starken Leistungen in den letzten Rennen ist McLaren auch in Austin der Favorit. Die Truppe von Andrea Stella will den Vorsprung in der Konstrukteurs-Wertung weiter ausbauen. Momentan rangiert man 41 Punkte vor Red Bull. Das große Feuerwerk an der Technik-Front könnte das Kräfteverhältnis allerdings durcheinanderwirbeln. Ferrari und Mercedes ist ebenfalls ein Erfolg in Austin zuzutrauen, wenn die Upgrades einschlagen und man in der Kürze der Zeit ein gutes Setup findet.

Hinter den vier Top-Teams balgen sich Aston Martin, Williams und Haas im Kampf um den Titel als "Best of the Rest". Toro Rosso hatte in den vergangenen Rennen das Nachsehen gegenüber seinen Mittelfeld-Gegnern. Auch hier könnten die Upgrades das Zünglein an der Waage spielen. Alpine war nach zwischenzeitlichem Aufwärtstrend wieder abgesackt und hat für Austin kein großes Paket geschnürt. Sauber ist Tabellenschlusslicht und dürfte die rote Laterne auch bis zum Saisonende nicht mehr abgeben.

Zeitplan

Wer die Sessions in Austin im Fernsehen live miterleben will, muss lange wach bleiben. Das Sprint-Wochenende strafft den Zeitplan. Das erste Training am Freitag startet um 19.30 Uhr. Um 23.30 wird es dann im Sprint-Qualifying direkt ernst. Der Samstag beginnt mit dem Sprint um 20 Uhr. Um Mitternacht wird dann die Qualifikation für das Rennen ausgefochten. Beim Grand Prix am Sonntag gehen die Lichter der Startampel zur besten Sendezeit um 21 Uhr aus.

In der Galerie zeigen wir noch einmal die Bilder des Texas-Spektakels von 2023.