Vorschau GP Ungarn 2024: Upgrade-Fest in Budapest

Vorschau GP Ungarn 2024
Upgrade-Fest in Budapest

GP Ungarn 2024

In Silverstone bekamen die Fans vor zwei Wochen das beste Rennen des Jahres geboten. Mercedes, Red Bull und McLaren kämpften auf Augenhöhe um den Sieg. Am Ende setzte sich Lewis Hamilton knapp gegen Max Verstappen und Lando Norris durch. Das Spektakel wurde noch durch die Wetterkapriolen gewürzt, hätte sicher aber auch bei trockenen Bedingungen viel Action versprochen.

Die Frage lautet, ob das Kräfteverhältnis an der Spitze in Budapest gleich eng bleibt, oder ob es zu Verschiebungen kommt. Es gibt nämlich einige geänderte Variablen, die Einfluss auf die Performance haben könnten. Dabei ist an erster Stelle die Streckencharakteristik zu nennen. In Silverstone bestimmten schnelle Kurven und lange Geraden das Layout. Der Hungaroring ist dagegen eng und verwinkelt.

Auch bei den äußeren Bedingungen müssen sich Fahrer und Ingenieure anpassen. Im britischen Sommer kämpften die Teams mit kühlem Asphalt, Regen und Wind. In Budapest wartet nun eine extreme Hitzeschlacht auf alle Beteiligten. Das Thermometer soll nach den letzten Prognosen jeden Tag die 30°C-Marke knacken. Von Regen ist keine Spur. Da müssen die Autos deutlich offener gefahren werden, was das eine Team sicher mehr einbremst als das andere.

Zu guter Letzt können auch noch Upgrades das Bild verschieben. Wir erwarten, dass alle Teams an der Spitze neue Teile im Gepäck haben. Ferrari will es noch einmal mit dem Barcelona-Unterboden probieren, der zuletzt wieder abgebaut wurde. Wenn die Ingenieure endlich ein passendes Setup mit maximalem Abtrieb ohne Bouncing finden, könnten die roten Autos vielleicht sogar ganz vorne mitmischen – wie es zuletzt in Monaco der Fall war.

Die Strecke – Hungaroring

Der Hungaroring, knapp 20 Kilometer außerhalb von Budapest gelegen, bietet der Formel 1 bereits seit 1986 regelmäßig eine Bühne. Die Strecke, mit ihren 14 vorwiegend langsamen und mittelschnellen Richtungswechseln, wird im Uhrzeigersinn absolviert und gehört zu den langsameren Kursen im Kalender. Acht Kurven werden mit weniger als 150 km/h durchfahren.

Überholen war auf dem technisch anspruchsvollen Kurs schon immer äußerst problematisch. Die langgestreckte letzte Kurve vor der nicht besonders langen Zielgeraden erschwert es dem Vordermann, direkt im Windschatten zu folgen. Die beiden DRS-Zonen vor Kurve 1 und vor Kurve 2 halfen in der Vergangenheit nur bedingt.

Das Qualifying und ein guter Start sind deshalb immer besonders wichtig. Schon in den Trainings legen Fahrer und Ingenieure ihr Augenmerk verstärkt auf die Performance auf eine schnelle Runde. Die Zeitenjagd ist auf dem Hungaroring eine große Herausforderung. Die Kunst liegt darin, die Reifen in den ersten beiden Sektoren nicht zu überlasten, um im letzten Abschnitt noch ausreichend Haftung zu finden. Wer die Reifen früh überhitzt, verliert überproportional viel Rundenzeit.

Der Weg von der Pole-Position zur ersten Kurve ist einer der längsten im ganzen Jahr. Die linke Seite der Startaufstellung liegt auf der Ideallinie und bietet deshalb deutlich mehr Grip. Wenn sich das Feld vor dem ersten Bremspunkt zusammenschiebt, wird es immer wieder ganz eng. Unfälle sind hier eher die Regel als die Ausnahme.

Pirelli - Infografik - GP Ungarn 2024
Pirelli

Fast Facts

  • Streckenlänge: 4,381 km
  • Rundenzahl: 70
  • Gesamtdistanz: 306,63 km
  • Rundenrekord (Rennen): 1:16.627 min (Hamilton, 2020)
  • Top-Speed: 313 km/h
  • DRS-Zonen: 2 (T1-T2 / T14-T1)
  • Abtriebslevel: hoch
  • Reifen: C3, C4 und C5
  • Boxenstopp-Zeit: 16 Sekunden
  • Distanz Pole-Position bis Kurve 1: 472 Meter
Hungaroring - GP Ungarn 2024
Hungaroring

Setup

Früher wurde der Hungaroring oft mit Monte-Carlo verglichen – eine langsame Strecke, nur ohne Leitplanken. Doch in den letzten Jahren hat sich der Charakter verändert, weil die Autos immer weiter an Abtrieb zugelegt haben. Die Kurvengeschwindigkeiten stiegen. Aus langsamen Kurven wurden mittelschnelle. Mittelschnelle Ecken entwickelten sich zu schnelleren Passagen.

Vor allem im zweiten Sektor werden viele der Kurven im vierten oder fünften Gang durchfahren – kein Vergleich zu den Stadtkursen in Monaco und Baku mit überwiegend eckigen Passagen, die im zweiten oder dritten Gang genommen werden. Nichtsdestotrotz: Es reiht sich Kurve an Kurve. Die Geraden sind kurz. Das wirkt sich auf das Setup aus. Voller Abtrieb heißt die Parole für die Ingenieure.

Da der Hungaroring vom Charakter sehr rund und flüssig ist, gibt es an die Bremsen und die Reifen keine übermäßigen Anforderungen. Trotzdem müssen die Fahrer auf die Gummis achten. Im Rennen bei erwartet sehr heißen Temperaturen werden wohl vor allem die beiden härteren Mischungen zum Einsatz kommen.

Mangels langer Geraden ist es nicht so einfach, eine dauerhafte Frischluftversorgung für die Antriebseinheiten zu gewährleisten. Vor allem im unteren Drehzahlbereich ist viel Leistung gefragt, um gut aus den langsamen Ecken herauszukommen. Auch das Fahrwerk muss etwas weicher abgestimmt werden, um die Traktion zu verbessern, den Untersteuer-Charakter zu lindern und die Kerbs glattzubügeln.

George Russell - GP Ungarn 2024
xpb

Technik-Updates

Mit dem Budapest-Wochenende beginnt der letzte Doppelschlag vor der vierwöchigen Sommerpause. Viele Teams haben neue Teile angekündigt, um vor den Ferien noch einmal ein Highlight zu setzen. Auf dem Hungaroring kommt es nicht so sehr auf aerodynamische Effizienz an, sondern um maximalen Abtrieb. Der Luftwiderstand spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Mercedes reist mit zwei Siegen in Folge in die Donau-Metropole. Toto Wolff kündigte an, dass man technisch nachlegen will: "Wir wissen, dass wir noch kein Auto haben, mit dem wir an jedem Wochenende um Siege kämpfen können. Das Team arbeitet hart an weiteren Performance-Schritten, die uns das hoffentlich ermöglichen werden. Diese Bemühungen setzen wir in den nächsten beiden Rennen und bis zur Sommerpause fort."

Was genau kommt, ist noch nicht klar. Auch bei Aston Martin erwarten wir noch einmal ein größeres Paket. Fernando Alonso hatte zuletzt angedeutet, dass man nach dem Rennen in Budapest wissen werde, wohin die Reise in der zweiten Saisonhälfte hingeht. Nach dem neuen Frontflügel in Silverstone würden wir jetzt auf einen neuen Unterboden tippen.

McLaren hatte schon vor einiger Zeit angekündigt, dass man bis zur Sommerpause in jedem Rennen kleinere Schritte sehen wird. Ferrari will weiter mit dem Barcelona-Unterboden experimentieren, der bisher noch nicht den erhofften Fortschritt brachte. Gut möglich, dass hier nicht nur neue Setup-Einstellungen, sondern auch neue Teile ausprobiert werden.

Red Bull macht wie immer ein großes Geheimnis um seine Entwicklung. Die letzten Upgrade-Schritte brachten aber nicht die erhoffte Wirkung. Auch im Mittelfeld gibt es noch viele Baustellen. Bei Haas muss sich Kevin Magnussen mit dem Silverstone-Paket anfreunden, das Nico Hülkenberg auf Rang sechs brachte. Toro Rosso fiel zuletzt hinter das US-Team zurück, weil die in Barcelona vorgestellte B-Version floppte.

Max Verstappen & Lewis Hamilton - Formel 1 - GP England - Silverstone - 2024
Wilhelm

Favoriten

Die Formel 1 präsentierte sich zuletzt so spannend wie lange nicht mehr. In den ersten zwölf Rennen des Jahres sahen die Fans bereits sechs verschiedene Sieger. So viele gab es zuletzt in der Saison 2012. Entsprechend schwer sind aktuell die Prognosen. Die sehr technische Strecke und die hohen Temperaturen in Budapest könnten das Pendel wieder in Richtung Max Verstappen ausschlagen lassen. Das Setup verlangt nach maximalem Abtrieb. Die Randsteine sind kein großes Thema. Da kann der Red Bull seine Stärken ausspielen.

Dahinter sehen wir McLaren als zweite Kraft. Der MCL38 ist immer dann gut, wenn es flüssig um die Kurven geht. Auch beim Reifenverschleiß, der in Budapest ein Thema werden dürfte, zeigte sich der Papaya-Renner der Konkurrenz zuletzt überlegen. Mercedes darf man auch nicht abschreiben. Die Qualifying-Stärke der Silberpfeil-Piloten könnte in Budapest zur Trumpfkarte werden. Und dann lautet natürlich noch die Frage, wie groß der Einfluss der Upgrades ist.

Ferrari hat einige schwierige Rennen hinter sich. Deshalb sehen wir Charles Leclerc und Carlos Sainz nicht ganz vorne auf der Favoritenliste. Das Layout des Hungarorings und die Bedingungen sollten dem SF-24 aber deutlich besser schmecken als Silverstone. Die Fahrer und die Ingenieure müssen ihre Fehlerquote reduzieren und das Bouncing mit dem Barcelona-Unterboden endlich in den Griff bekommen. Dann kann eine Überraschung gelingen.

Auch im Mittelfeld gab es zuletzt viele Verschiebungen. Haas konnte in Spielberg und Silverstone richtig fett punkten und sich in der Teamwertung an Toro Rosso heranrobben. Budapest ist aber vom Layout her nicht das bevorzugte Jagdrevier von Nico Hülkenberg. Der Wechsel auf größere Flügel sollte Toro Rosso wieder in eine bessere Position bringen. Auch Alpine sehen wir wieder als ernsten Konkurrent um die letzten Punkteplätze. Das PS-Defizit spielt hier mangels langer Geraden keine so große Rolle.

Start - GP Ungarn 2023
xpb

So lief das Rennen im Vorjahr – GP Ungarn 2023

Vor zwölf Monaten machte Max Verstappen am Hungaroring kurzen Prozess. Die überraschende Pole-Position von Lewis Hamilton stellte sich nur als kleines Strohfeuer heraus. Schon auf den ersten Metern fiel der Rekordsieger nicht nur hinter Verstappen, sondern auch noch hinter die beiden McLaren zurück. Für Red Bull war es einer der leichteren Siege. An der Spitze fuhr Verstappen in einer eigenen Liga. Am Ende führte er alle Rennrunden an.

Im Kampf um die weiteren Podiumsplätze hatte McLaren lange die besten Karten. Lando Norris kam durch einen Undercut beim ersten Stopp vorbei an Teamkollege Oscar Piastri. Weil der Australier mit verstärktem Reifenverschleiß zu kämpfen hatte, rutschte am Ende auch noch Sergio Perez im zweiten Red Bull vorbei auf den dritten Podestplatz.

Im Schlussspurt schnappte sich auch noch Hamilton den McLaren-Rookie. Der vierte Platz war nach dem schlechten Start und zwischenzeitlichen Problemen mit einem überhitzenden Motor das Maximum für den Pole-Setter. Teamkollege George Russell betrachtete seinen sechsten Platz als Erfolg. Der Brite war von Startplatz 18 mit einer alternativen Strategie losgefahren, die er zu einer tollen Aufholjagd nutzte.

Das Ferrari-Duo landete nur auf den Positionen sieben und acht. Charles Leclerc verlor wertvolle Zeit mit einem Problem beim ersten Reifenwechsel und einer Strafe für zu schnelles Fahren in der Boxengasse. Bei Carlos Sainz lag ein besseres Ergebnis schon durch ein schwaches Qualifying mit Startplatz 11 außer Reichweite. Die letzten beiden Punkteplätze belegten die beiden Aston Martin von Fernando Alonso und Lance Stroll.

Hinweis: Der Große Preis von Ungarn wird im deutschen Fernsehen auch im Free-TV übertragen. RTL zeigt sowohl das Qualifying als auch das Rennen live.

Zur Einstimmung auf Budapest zeigen wir Ihnen nochmal die Highlights des Vorjahres in unserer Bildergalerie.

Zeitplan