Nach dem Übersee-Aufgalopp und einer dreiwöchigen Pause ist die Formel 1 wieder in Europa angekommen. Alle Ingenieure hatten seit dem Shanghai-Rennen genug Zeit, die Schwächen zu analysieren und neue Teile zu entwickeln und zu produzieren. Wie jedes Jahr können sich die Fans somit auch in diesem Jahr wieder auf ein Update-Festival in Barcelona freuen.
Die große Frage lautet, ob die Mercedes-Dominanz im fünften Rennen der Saison endlich durchbrochen werden kann oder ob die Silberpfeile wie zuletzt Kreise um die Gegner fahren werden. Zumindest motorseitig sollte der Unterschied nicht mehr so groß ausfallen. Erstens ist Barcelona keine Power-Strecke und zweitens haben Renault und Ferrari weitere Fortschritte in Sachen Software angekündigt.
Spannend könnte es auch mal wieder an der Reifenfront werden. 2013 erlebten die Fans eine wahre Boxenstopp-Orgie in Barcelona. Sieger Fernando Alonso kam gleich 4 Mal zum Reifenwechsel bei seinen Mechanikern vorbei. Nach seinem Heimsieg vor 12 Monaten konnte der Spanier allerdings kein Rennen mehr gewinnen. Mit dem Podium in Shanghai keimte bei den Ferrari-Fans zuletzt aber wieder etwas Hoffnung auf.
Die Strecke: Circuit de Catalunya
Normalerweise spulen die Teams schon im Winter fleißig Testrunden in Barcelona ab. Darauf mussten sie in diesem Jahr ausnahmsweise verzichten. Testfahrten sind erst für die Woche nach dem Rennen angesetzt. Vom Layout bietet Barcelona eine gute Mischung von allem, weshalb der Kurs auch als perfekter Gradmesser für den Rest der Saison angesehen wird. Schnelle Kurven mit hohen Fliehkräften wechseln sich mit langsamen Ecken ab. Hier sind Allrounder gefragt.
Trotz zweier DRS-Zonen und der mehr als einen Kilometer langen Gerade, ist das Überholen auf dem Circuit de Catalunya immer sehr schwierig. Die Grand Prix-Rennen in Barcelona gehören traditionell nicht zu den Action-Festen im Kalender. Das Safety-Car musste zuletzt 2009 ausrücken. Besonders interessant geht es immer am Start zur Sache. Auf keiner anderen Strecke ist der Weg in die erste Kurve länger (720 Meter) als in Barcelona.
Fast Facts zum GP Spanien:
Rundenlänge: 4,655 km
Rundenzahl: 66
Renndistanz: 307,104 km
Rundenrekord: Kimi Räikkönen - 1:21.670m (2008)
Distanz von Pole Position bis Kurve 1: 730m
Boxengassen-Zeitverlust: 21 Sekunden (331m)
Startaufstellung: Leichter Vorteil linke Seite
Siegerstrategie 2013: 4 Stopps
Spritverbrauch: Medium
Reifenverschleiß: hoch
Reifensorten: medium / hard
Bremsbelastung: niedrig
DRS-Zonen: 2 - Zielgerade / Gerade zwischen T9 & T10
Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 40 Prozent
Das Setup:
Seit 1991 ist Barcelona fester Bestandteil des Kalenders. Überraschungen hält die Strecke für die Ingenieure und die Fahrer nicht mehr bereit. Die Flügel müssen immer sehr steil gestellt werden, um genügend Abtrieb und Stabilität für die schnellen Kurvenkombinationen zu haben. Im Schluss-Sektor mit der langsamen Schikane kommt es vor allem auf Traktion an. Die Federn müssen deshalb hinten etwas weicher ausfallen.
Mangels hoher Curbs kann das Fahrwerk weit heruntergeschraubt werden. Bremsenverschleiß ist kein Thema. Auch die Motoren werden nicht übermäßig belastet. Von den Außentemperaturen liegt Barcelona für die Ingenieure in einem angenehmen Bereich. Das letzte Regenrennen gab es 1996. Auch in diesem Jahr sind trockene Bedingungen vorhergesagt. Aufpassen müssen die Teams auf den Griplevel, der sich im Laufe eines Wochenendes stark verbessert. Im Rennen kommt es wegen des hohen Reifenverschleißes auf die richtige Strategie an.
Die Updates:
Wie immer haben die meisten Teams für den Europa-Auftakt ein größeres Update-Paket angekündigt. In der dreiwöchigen Pause seit Shanghai hatten die Ingenieure genug Zeit für Umbaumaßnahmen. Vor allem bei Sauber wurde die kleine Pause genutzt. Das graue Auto hat rund 15 Kilogramm abgespeckt, was von außen allerdings nicht zu erkennen ist. Die meisten Leichtbaumaßnahmen verstecken sich unter der Haube. Dazu gibt es neue Frontflügel, eine enger anliegende Motorverkleidung und geänderte Leitbleche.
Bei Force India kommt ein neuer Frontflügel, bei Lotus ein neuer Heckflügel. Die anderen Teams halten sich noch bedeckt mit konkreten Ankündigungen. Gerüchten zufolge sollen Ferrari und McLaren an neuen Nasen arbeiten. Ob die schon beim GP Spanien zum Einsatz kommen, wissen wir allerdings nicht. Auch in Sachen Motoren gibt es Veränderungen. Verbesserungen in Sachen Software und Benzin dürften bei Ferrari und Renault größere Auswirkungen haben als jedes Aero-Update.
Die Favoriten:
Seit 5 Rennen erzählen wir an dieser Stelle der Vorschau die gleiche Geschichte: Wer gegen einen Mercedes-Sieg wettet, sollte nicht auf das eingesetzte Geld angewiesen sein. Nach seinen 3 Erfolgen zuletzt ist Lewis Hamilton natürlich auch der große Barcelona-Favorit. Allerdings haben weder der Brite noch sein deutscher Teamkollege Nico Rosberg jemals ein Rennen in der Hauptstadt Kataloniens gewonnen.
Die Frage nach dem dritten Mann auf dem Podium ist schon schwieriger zu beantworten. Die vielen angekündigten Upadtes könnten das Kräfteverhältnis durcheinanderwürfeln. Zuletzt zeigte Fernando Alonso eine ansteigende Form. Aber Red Bull ist dank der angekündigten Renault-Verbesserungen und des Streckenlayouts aus unserer Sicht eher ein Kandidat für die ersten 3 Plätze. Interessant wird sein, ob Sebastian Vettel mit einem verbesserten Auto erneut gegen Daniel Ricciardo den Kürzeren zieht.
Dahinter werden sich die Mercedes-Kundenteams McLaren, Force India und Williams wieder um die weiteren Punkteplätze streiten. Mit 4 Top-6-Plätzen zum Saisonstart präsentierte sich vor allem Nico Hülkenberg stark in Form. Mit dem Rheinländer ist auch in Barcelona zu rechnen. Der erste Einsatz des neuen hydraulisch vernetzten Fahrwerks (FRIC) in Shanghai war vielversprechend. Allerdings ist mit Setup-Änderungen auch noch viel Luft nach oben.
Luft nach oben gibt es auch bei Sauber. Nach 3 Ausfällen will Adrian Sutil endlich wieder ankommen. Wenn das Auto trotz der Diät-Kur immer noch deutlich hinterfährt, können die Schweizer die Saison abschreiben. Das gleiche gilt auch für Lotus. Renault hat seine Hausaufgaben gemacht. Jetzt müssen die ersten WM-Punkte her.
Expertenmeinung: Paddy Lowe (Mercedes-Teamchef)
"Das Rennen in Barcelona findet nach der ersten dreiwöchigen Pause der Saison statt, dem ein nahezu durchgängiger Test- und Rennterminplan seit Ende Januar vorangegangen ist. Es ist nicht nur das erste Europarennen der Saison, sondern auch ein klassischer Meilenstein für Upgrades bei allen Teams. Auch in diesem Jahr können wir wieder eine ganze Reihe an Weiterentwicklungen im gesamten Feld erwarten."
"Die Strecke stellt die Autos vor einige Herausforderungen: Sie verlangt nach der besten Kombination aus Leistung, Handling und Aerodynamik im gesamten Jahr. Man sagt oft, dass ein Auto, das in Barcelona gut funktioniert, für die gesamte Saison gut sein wird. Demnach sind wir gespannt darauf, wo wir im Vergleich zu unseren Konkurrenten stehen."
So lief das Rennen im Vorjahr – GP Spanien 2013
2013 dominierten die Reifenflüsterer das Rennen in Barcelona. Mit Sieger Fernando Alonso und Felipe Massa auf Rang 3 konnten sich gleich 2 Ferrari-Piloten über Pokale freuen. Platz 2 ging an Kimi Räikkönen, der damals noch im Lotus unterwegs war. Der Finne war der einzige Pilot unter den Top 5, der mit "nur" 3 Boxenstopps über die Runden kam. Die meisten Piloten im Feld kamen mindestens 4 Mal zum schnellen Gummi-Service.
Opfer der Reifenschlacht wurden vor allem die beiden Mercedes-Piloten. Rosberg und Hamilton starteten das Rennen aus der ersten Reihe, wurden aber schon nach wenigen Runden nach hinten durchgereicht. Am Ende gab es die enttäuschenden Plätze 6 und 12 für das Silberpfeil-Duo. Auch Red Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz schimpfte nach dem Rennen über den Reifenverschleiß. Auf den Plätzen 4 und 5 hatten auch seine Piloten Sebastian Vettel und Mark Webber das Podium verpasst.
In unserer Bildergalerie haben wir noch einmal die besten Fotos von der letzten großen Ferrari-Party in der Formel 1.