Vorschau GP Las Vegas: Verstappens erster Matchball

Vorschau GP Las Vegas
Landet Verstappen den Jackpot?

Kurz durfte der Wanderzirkus durchatmen. Nach dem Triple-Header in Austin, Mexiko City und São Paulo, steht nun Las Vegas im Terminkalender. Fahrer und Teams konnten das rennfreie Wochenende nutzen, um die letzten Reserven für den Schlussakkord zu mobilisieren. Das Rennen in Nevada ist der Auftakt zum letzten Triple-Header der Formel 1 in diesem Jahr.

Max Verstappen hat sich für das Saisonfinale drei Matchbälle erspielt. In Vegas will er gleich den ersten verwandeln und seinen vierten Titel einfahren. Nach einem überragenden Start in das Jahr 2024 rutschte Red Bull ab Mitte der Saison etwas ab. Der Niederländer wartete seit dem GP Spanien auf einen Sieg, ehe er beim letzten Rennen in São Paulo eine Gala-Vorstellung zeigte und von Startplatz 17 aus im Regen zum Triumph stürmte.

Der Red-Bull-Pilot reist mit 62 Punkten Vorsprung auf Lando Norris nach Las Vegas. Dieser muss in den USA unbedingt Boden gutmachen, sonst ist die Weltmeisterschaft entschieden. Der McLaren-Fahrer ist in der Pflicht, mindestens drei Zähler aufzuholen, um die Entscheidung nach Katar zu vertagen.

Für das anstehende Rennwochenende sind trockene Bedingungen vorhergesagt. Tagsüber klettert das Thermometer auf mehr als 20 Grad Celsius. Doch die Sessions finden abends und nachts statt. Aufgrund der Wüstenlage sacken die Temperaturen auf weniger als zehn Grad Celsius ab. Die Teams sorgen sich daher, die Reifen ins passende Arbeitsfenster zu bringen.

Die Strecke: Las Vegas Street Circuit

Der für das Formel-1-Comeback 2023 gebaute Las Vegas Street Circuit erfordert Motorpower. Der längste Vollgas-Abschnitt misst 1,9 Kilometer und beginnt mit Ausgang Kurve 12. Erst vor Turn 14 steigen die Fahrer wieder auf die Bremse. Der Vollgas-Anteil der gesamten Rundenlänge liegt bei 79 Prozent. Lediglich Jeddah, Bahrain und Monza toppen diesen Wert. Zwischen Kurve 12 und Kurve 14 befindet sich eine der zwei DRS-Zonen. Die andere Möglichkeit, den Flügel flachzustellen, gibt es zwischen Turn 4 und Turn 5.

Das Architekturbüro Tilke entschied sich für einen Kurs, den die Piloten gegen den Uhrzeigersinn fahren und der sich in elf Links- und sechs Rechtskurven aufteilt. Die meisten sind langsam und benötigen einen guten mechanischen Grip. Die Strecke ist 6,201 Kilometer lang und ein Teil des Layouts führt über den weltberühmten Strip. Nur Spa-Francorchamps ist mit 7,004 Kilometern im Formel-1-Kalender länger als Las Vegas.

Die Königsklasse kaufte im Vorfeld für 240 Millionen US-Dollar ein 15 Hektar messendes Grundstück in zweiter Reihe hinter dem Strip. Dort finden sich die Boxenanlage und die Start- und Zielgerade wieder. Damit der Grand Prix in der Wüstenstadt genügend Kohle in die Kasse spült, bietet die Formel 1 VIP-Tickets für 25.000 Gäste an. Alle Karten hat der Veranstalter noch nicht abgesetzt, allerdings gibt es nur noch Tickets für den Trainingstag. Insgesamt bietet der Las Vegas Street Circuit 100.000 Zuschauern Platz.

Strecke - Las Vegas - Formel 1
Mercedes

Fast Facts GP Las Vegas

  • Streckenlänge: 6,201 km
  • Rundenanzahl: 50
  • Renndistanz: 309,961 km
  • Anzahl Kurven: 17 (11 links / 6 rechts)
  • Rundenrekord (Rennen): 1:35.490 Min. (Piastri, 2023)
  • Absoluter Rundenrekord: 1:32.726 Min. (Leclerc, Q3, 2023)
  • Distanz von der Pole-Position bis zur ersten Bremszone: 175 Meter
  • Vollgas-Anteil (Rundendistanz): 79 Prozent
  • Top-Speed: 342 km/h
  • DRS-Zonen: 2 (T4-T5, T13-T14)
  • Reifenmischungen: C3, C4 und C5

Das Setup

Las Vegas erfordert einen Kompromiss beim Setup der Rennautos. Die langen Geraden erfordern flache Flügel und die engen, langsamen Kurven verlangen Abtrieb. In den Turns 1 bis 4, 7, 9, 12 und von 14 bis 16 ist mechanischer Grip gefragt. Die Bremsen werden ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Vor den Kurven 1, 5 und 14 müssen die Fahrer stark aufs Bremspedal steigen. Eine gute Stabilität beim Bremsen ist deshalb vonnöten. Das ideale Setup ähnelt dem in Monza und in Baku.

Pirelli schippert die Mischungen C3, C4 und C5 über den Atlantik. Die Italiener entschieden sich in weiser Voraussicht der kühlen Bedingungen und des Baby-Popo-glatten Asphalts für die weichsten Garnituren ihres Sortiments. Das soll den Fahrern helfen, schneller Temperatur in die Pneus zu bekommen. Einige befürchten schon, dass es das kälteste Rennen aller Zeiten werden könnte. Diesen Rekord hält aktuell der GP Kanada 1978 mit einer Temperatur von 6°C.

Die kühlen Temperaturen versetzen die Teams in Alarmbereitschaft. Bis der Reifen im Inneren die geeignete Temperatur hat, gilt es, die Oberfläche nicht zu überhitzen. Sonst entsteht Graining. Tritt das Phänomen auf, müssen die Fahrer langsam fahren. Dadurch sinkt die Temperatur im gesamten Reifen. Ein Teufelskreis. Dazu kommt, dass die Reifen auf den langen Geraden zusätzlich auskühlen.

Pirelli - Reifen - GP Las Vegas 2024 - Las Vegas - Formel 1
Pirelli

Technische Upgrades

Nur noch drei Rennen stehen in der Saison 2024 im Programmheft. Ein Upgrade-Festival dürften die Teams in der Mojave-Wüste nicht mehr zünden. Dennoch werden einige Teams wieder frische Teile an ihre Autos schrauben. Seit dem Grand Prix von Brasilien sind drei Wochen vergangen, somit hatten alle etwas Luft, um Neues zu entwickeln.

Die Favoriten

Der Kreis der Favoriten ist in Las Vegas groß. Nimmt man die vom Setup ähnlichen Highspeed-Strecken von Monza und Baku als Maßstab, dürften McLaren und Ferrari gute Chancen auf den Sieg haben. Doch die niedrigen Temperaturen könnten das Zünglein an der Waage sein. Gerade Ferrari leidet mit dem reifenschonenden SF-24 bei kühlen Bedingungen. Dann ist es schwieriger für Charles Leclerc und Carlos Sainz, die Reifen ins Temperatur-Fenster zu bekommen.

Red Bull hat seit dem Austin-Upgrade definitiv einen Schritt nach vorne gemacht. Letztes Jahr siegte Verstappen, auch deshalb ist der RB20 in den Händen des 27-Jährigen ein Kandidat für den nächsten Red-Bull-Erfolg. Mercedes war in São Paulo nur mit George Russell flott unterwegs. Lewis Hamilton fuhr hinterher. Der W15 bleibt eine Wundertüte.

Alpine katapultierte sich in Brasilien mit einem Schlag auf Platz sechs bei den Konstrukteuren. Esteban Ocon und Pierre Gasly landeten auf dem Podium. Die Franzosen zeigten mit ihrem letzten Upgrade Fortschritte und dürften auch in Las Vegas zu den Punktekandidaten zählen. Auch Williams, Toro Rosso und Haas wollen aus der Zockerstadt etwas Zählbares entführen.

Aston Martin fiel in den letzten Rennen durch eine abfallende Formkurve auf, hat aber in der Konstrukteurs-Wertung noch genügend Puffer auf Alpine. Sauber bleiben noch drei Grands Prix in diesem Jahr, um endlich Punkte aufs Konto zu schaufeln. Die Schweizer bleiben das Sorgenkind in dieser Saison. Immerhin gibt es für das letzte US-Rennen 2024 eine Sonderlackierung.

Sauber C44 - GP Las Vegas 2024 - Design - Formel 1
Sauber

Zeitplan GP Las Vegas

Der Grand Prix findet wie im Vorjahr an einem Samstag statt. Das Nachtrennen sorgt in Las Vegas für einen ungewöhnlichen Zeitplan. Für deutsche Fans bedeutet das, den Wecker zu stellen. Das erste Training beginnt am Freitag um 3.30 Uhr in der Früh. Die Qualifikation startet am Samstag um 7.00 Uhr. Am Sonntag gehen ebenfalls um 7.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit die roten Lichter aus.

RTL überträgt den Großen Preis von Las Vegas live im Free-TV. Es ist das letzte Rennen des Jahres, das der Kölner Sender im Rahmen der Kooperation mit Sky zeigt.

In der Bildergalerie finden Sie die Highlights des Rennens aus dem Vorjahr.