Seit dem 8. Dezember 2024 gab es keine Rennaction mehr in der Formel 1. Am Sonntag (16.3.) ist damit Schluss. Im australischen Melbourne ist wieder Racing angesagt, wenn die 20 Formel-1-Piloten losgelassen werden. 99 Tage mussten sich Fahrer, Teams, Experten und Fans gedulden. Das Warten hat nun ein Ende.
McLaren geht als klarer Favorit ins erste Formel-1-Rennen des Jahres. Der neue MCL39 baut auf dem erfolgreichen Vorgänger auf, mit dem der Rennstall letztes Jahr den WM-Titel bei den Konstrukteuren feierte. Jetzt wurde das neue Auto nochmal verbessert. Designer Rob Marshall, der Anfang 2024 von Red Bull zu McLaren kam, setzte erstmals seine eigenen Ideen um.
Besonders bei den Longruns der Formel-1-Testfahrten in Bahrain beeindruckten Lando Norris und Oscar Piastri. Doch die wahre Performance des McLaren wird sich erst im Qualifying zeigen, da man sich bei den Tests bewusst zurückhielt. Das Wetter in Australien könnte das Rennen jedoch beeinflussen und McLaren einen Strich durch die Rechnung machen. Für Sonntag wird Regen erwartet, bei Temperaturen zwischen 15 und 19 Grad. Nässe ist eine Variable, die sich das Team mit dem besten Auto nie wünscht.
Verstappen als Red-Bull-Hoffnung
Max Verstappen wird alles daran setzen, den McLaren-Jungs in die Suppe zu spucken. Doch auch Red Bull ist sich unsicher und betrachtet das Weltmeister-Team als stärkeren Konkurrenten. Motorsportchef Dr. Helmut Marko erklärte, dass McLaren im Moment das schnellste Auto hat, aber Red Bull noch nicht sein wahres Potenzial gezeigt habe.
Der neue Red Bull hat noch in Bahrain einen neuen Frontflügel und Unterboden bekommen, wobei letzterer das Auto empfindlicher macht. Dennoch vertraut man auf Verstappen, der auch in einem schlechteren Formel-1-Auto um den Sieg kämpfen kann. Das bewies der viermalige Weltmeister schon im Vorjahr.

Lewis Hamilton will bei seinem Ferrari-Debüt in Melbourne die Tifosi glücklich machen.
Ferrari und Mercedes in Lauerstellung
Ferrari hat mit Lewis Hamilton einen neuen Superstar an Bord. Aber auch die Scuderia konnte bei den Tests nicht mit McLaren mithalten. Besonders im Longrun war das Team im Vergleich zu McLaren langsamer. Hamilton zeigte sich dennoch optimistisch: "Ich denke, wir haben alles, was wir brauchen, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen." Das Team hofft, dass Hamilton den entscheidenden Unterschied machen kann.
Mercedes muss sich nach dem Abgang von Lewis Hamilton neu aufstellen. George Russell übernimmt die Rolle des Teamleaders. Mercedes hat Fortschritte gemacht, konnte jedoch im Longrun in Bahrain McLaren nicht das Wasser reichen. Teamchef Toto Wolff räumte ein, dass Mercedes zu Beginn hinter den Top-Teams zurückliegt, aber man sei zuversichtlich, dass man im Laufe der Saison aufholen werde.
Im Mittelfeld haben Alpine und Williams in Bahrain gute Leistungen gezeigt. Der neue Alpine-Mann Jack Doohan fährt zudem sein Heimrennen im Albert Park, steht aber unter Druck, da es Gerüchte über einen möglichen Fahrerwechsel gibt. Ersatzmann Franco Colapinto will in das Cockpit des Australiers. Auch Haas könnte in Melbourne punkten. Das neue Duo Oliver Bearman und Esteban Ocon will sich beim US-Rennstall in Szene setzen.
Ein großes Fragezeichen bleibt Aston Martin. Die Teamstrategie in Bahrain war schwer zu deuten, und mit Adrian Newey, der seit dem 2. März im Team ist, stellt sich die Frage, wie schnell sich seine Ideen umsetzen lassen. Das Team steht unter Druck, endlich Ergebnisse zu liefern, da Besitzer Lawrence Stroll auf schnelle Erfolge pocht. Toro Rosso und Sauber erwarten wir am Ende des Feldes.
Die Strecke: Albert Park Circuit
Der 1953 eröffnete Albert Park Circuit bildete früher stets den traditionellen Start in eine neue F1-Saison. Mit ein paar Extra-Millionen für Liberty Media kaufte Bahrain der australischen Konkurrenz dieses Privileg zuletzt jedoch ab. Aber auch ohne den Reiz des Auftaktrennens ist Melbourne immer eine Reise wert. Auch wenn sich Überholen auf den öffentlichen Parkwegen meist schwierig gestaltete, gab es oft viel Spektakel. Fahrfehler werden hier hart bestraft. Die Kiesbetten sind tief, die Mauern stehen gefährlich nahe am Streckenrand. Safety-Car-Einsätze sind regelmäßig nötig.
In den letzten Jahren wurde einiges getan, damit es auch mit dem Überholen besser klappt. Parallel zur Einführung der neuen Rennwagen-Generation im Jahr 2022 wurde die Strecke großflächig umgebaut, um Angreifern die Attacke zu erleichtern. In den Kurven T1, T3, T6, T13 und T15 wurde die Piste verbreitert, um mehr Platz für Manöver zu schaffen. Die alte Schikane T9 und T10 wurde komplett beseitigt. Der Kurs ist seit der Renovierung insgesamt flüssiger gesteckt und damit deutlich schneller. Die Rundenlänge schrumpfte von 5,303 auf nur noch 5,278 Kilometer, was aber keine Auswirkungen auf die Zahl der Rennrunden (58) hat.
Auf den verlängerten Vollgaspassagen ließ die FIA überall DRS-Zonen einrichten. Doch bei der Premiere mit vier Flügelklapp-Stellen äußerten die Fahrer nach den Proberunden am Freitag Sicherheitsbedenken. So wurde eine der DRS-Passagen wieder einkassiert. Weil das Rennen 2022 nicht gerade als Überhol-Festival in die Geschichte einging, gab man die vier DRS-Bereiche für das Rennen 2023 frei. Es war der erste Grand Prix mit vier DRS-Zonen in der Formel 1.

Pirelli karrt wie 2024 die Reifenmischungen C3 bis C5 ins australische Melbourne.
Fast Facts
- Streckenlänge: 5,278 km
- Rundenanzahl: 58
- Renndistanz: 306,1 km
- Anzahl Kurven: 14 (5 links / 9 rechts)
- Rundenrekord (Rennen): 1:20,235 min. (Perez, 2023)
- Absoluter Rundenrekord: 1:16,732 min. (Verstappen, Q3 2023)
- Vollgas-Anteil (Rundenzeit): 72 Prozent (Rundendistanz: 79 Prozent)
- Distanz Pole-Position bis erste Bremszone: 272,7 Meter
- Länge der Boxengasse: 280,6 m
- Top-Speed: 323 km/h
- DRS-Zonen: 4 (T2-T3, T8-9, T10-T11, T14-T1)
- Reifenwahl: C3, C4, C5
- Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 60 Prozent (3/5)

Vor der Saison 2022 wurde der Albert Park renoviert. Der Kurs ist seitdem flüssiger und schneller zu befahren.
Das Setup
Wegen der vielen engen Kurven und den harten Beschleunigungsphasen aus langsamen Ecken sind in Melbourne vor allem Traktion und Bremsstabilität gefragt. Der Umbau vor der Saison 2022 hat das Layout etwas flüssiger gemacht. Deshalb ist es auch nicht ganz so schlimm, dass die aktuelle Auto-Generation sehr tief über dem Boden liegt und mit deutlich weniger Federweg auskommen muss als früher.
Das Setup muss wegen des stark steigenden Grips über das Wochenende immer wieder angepasst werden. Haftung ist vor allem auf der Vorderachse gefragt. In den langsamen Ecken muss das Auto dorthin fahren, wo der Pilot hinlenkt. Untersteuern kostet wertvolle Zehntelsekunden. Auch eine gute Bremsstabilität ist wichtig. Hat der Fahrer Vertrauen und einen guten Rhythmus, spiegelt sich das direkt in der Rundenzeit wider.
Wie im Vorjahr bringt Pirelli die Reifenmischungen C3 bis C5 nach Down Under. 2024 wendeten die meisten Teams eine Zwei-Stopp-Strategie an. Sollte es entgegen der Prognosen doch trocken bleiben, rechnen wir auch bei dieser Australien-Ausgabe mit zwei Halten in der Box.

Die Piloten können in Melbourne in vier DRS-Zonen den Heckflügel umklappen. Das soll für Action sorgen.
Die Updates
Beim ersten Rennen des Jahres sind noch nicht allzu viele Updates zu erwarten. Das ein oder andere Team könnte aber für eine Überraschung sorgen und neue Teile ans Auto schrauben. Alpine-Teamchef Oliver Oakes hatte bereits während der Testfahrten Ende Februar in Bahrain angekündigt, dass der A525 schon ein paar Upgrades erhalten soll.
Wie lange sich die Teams aber in diesem Jahr auf ein Entwicklungsrennen einlassen, ist noch unklar. Der bevorstehende Reglement-Wechsel zur Saison 2026 wirft seine Schatten voraus. Je nach Tabellenstand könnten einige Teams bereits nach wenigen Rennen sich auf die Entwicklung des neuen Autos konzentrieren. Eine Schlacht über das Jahr hinweg ist 2025 eher nicht zu erwarten.
Das Rennen startet um 5 Uhr deutscher Zeit. Nur der Pay-TV-Sender Sky überträgt den Grand Prix von Australien. RTL zeigt das Qualifying im Free-TV. Auf unserer Website finden Sie alle Hintergründe zum ersten Rennen und in ihrem Live-Ticker sind sie auf Ballhöhe.
In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die Bilder des spektakulären Rennens in Melbourne aus dem Vorjahr.