Red Bull fährt dem Rest der Formel 1 aktuell um die Ohren. Vier Siege in vier Rennen sprechen eine deutliche Sprache. Um wenigstens etwas Spannung zu erhalten, müssen die neutralen Fans darauf hoffen, dass Sergio Perez den Rückstand zu Max Verstappen so lange wie möglich in Grenzen hält – oder den Weltmeister sogar überholt.
Aktuell fehlen dem Mexikaner sechs Punkte zum eigenen Teamkollegen. Nach Siegen steht es zwei zu zwei unentschieden. Zuletzt in Baku schienen die beiden Red Bull in Sachen Pace auf Augenhöhe zu fahren. Aber so richtig glaubt im Fahrerlager kaum einer daran, dass der Mexikaner auf Dauer mit Verstappen mithalten wird.
Auch im Vorjahr konnte Perez das interne Duell zu Saisonbeginn noch einigermaßen ausgeglichen gestalten. Doch irgendwann fand der 33-Jährige dann kein Gegenmittel mehr. Am Ende der Saison lag das Red-Bull-Duo 149 Punkte voneinander getrennt auf den Plätzen eins und drei im Fahrerklassement. Nach der krachenden Niederlage war es für viele Experten etwas überraschend, dass Perez dieses Jahr noch einmal zum Konter ansetzt.

Perez-Situation mit Bottas vergleichbar
Valtteri Bottas kann sich gut in die Situation der Nummer zwei bei Red Bull hineinversetzen. Der Finne stand selbst viele Jahre im Schatten von Lewis Hamilton. Von 2017 bis 2021 saß er stets im Auto, das am Ende den Konstrukteurstitel gewann. Das Material war vorhanden, selbst Weltmeister zu werden. Doch am Ende ging das teaminterne Duell immer wieder verloren.
Aus eigener Erfahrung weiß Bottas, wie Perez mit der aktuellen Situation umgeht: "Er wird versuchen, jedes Jahr etwas Neues zu finden, um seinen Teamkollegen irgendwann zu schlagen. Bisher läuft es in dieser Saison ja ganz ordentlich. Es ist sicher nicht einfach, konstant gegen einen Fahrer wie Max zu bestehen. Die Zeit wird zeigen, ob ihm das gelingt."
Laut Bottas spielt die teaminterne Dynamik eine wichtige Rolle: "Man muss das eigene Team überzeugen. Alle müssen daran glauben, dass Du gewinnen kannst. Da kommt es darauf an, eine Serie guter Ergebnisse abzuliefern. Noch ist es früh in der Saison. Die Chance, Max zu schlagen, lebt noch. Doch irgendwann wird das Team entscheiden, wer es am Ende werden soll."

Niederlage schwer zu akzeptieren
Beim Rückblick an seine Zeit bei Mercedes gibt es von Bottas keine Vorwürfe gegenüber dem Ex-Team. "Ich habe jedes Jahr wieder die Chance bekommen, Weltmeister zu werden. Bis zu einem bestimmten Punkt in der Saison hatten beide Fahrer die gleichen Möglichkeiten. Je nach Team kommt aber irgendwann ein Punkt, an dem entschieden wird, einen Fahrer mehr zu unterstützen."
Bottas gibt zu, dass es nicht leicht war, im Duell mit Lewis Hamilton immer wieder den Kürzeren zu ziehen. Wie alle Rennfahrer kam der mittlerweile 33-Jährige mit der Einstellung in die Formel 1, der beste Fahrer der Welt zu sein und alle Konkurrenten schlagen zu können. Doch irgendwann reifte die Erkenntnis, dass das nicht der Fall ist.
"Es ist für einen Fahrer schwer zu akzeptieren, dass ein anderer schneller ist", gibt Bottas zu. "Bei mir kam dieser Moment ungefähr im Jahr 2021, als ich zugeben musste, dass Lewis insgesamt der Schnellere ist. Ich habe also fünf Jahre gebraucht, um das zu akzeptieren. Das ist nicht leicht. Als Fahrer will man schließlich immer der Beste sein."
Als Bottas zum Abschluss seiner Medienrunde in Miami gefragt wird, welche Tipps er Perez geben würde, sollte ihn der Mexikaner um einen Ratschlag bitten, grübelt der Alfa-Pilot lange. Am Ende kommt er aber zu keinem Ergebnis: "Da fällt mir gerade nichts ein. Da muss ich noch länger drüber nachdenken. Vielleicht finde ich ja noch eine Antwort."