Früher war Barcelona mal das Mekka für F1-Technik-Fans. Hier fanden über viele Jahre die Wintertestfahrten statt. Dazu bildete der Grand Prix von Spanien regelmäßig den Europa-Auftakt. Diese Kombination aus vielen Vergleichsdaten und der guten Logistik-Anbindung führte stets zu einem wahren Upgrade-Feuerwerk auf der katalanischen Piste. Hier hatte praktisch jedes Team neue Teile dabei.
Doch das hat sich etwas geändert. Seit ein paar Jahren meldet sich die Königsklasse in Bahrain mit ersten Testrunden aus dem Winterschlaf zurück. Und der Europa-Auftakt wurde auch schon seit 2019 nicht mehr in Barcelona gefeiert. Entsprechend hatten viele Teams ihr Pulver meist schon verschossen, als die Reise zur iberischen Grand-Prix-Piste auf dem Programm stand.
Auch in diesem Jahr konnte man die ersten größeren Ausbaustufen schon in Miami und Imola entdecken. Weil mit Monaco und Kanada aber zwei Strecken im Terminplan direkt vor Barcelona standen, bei denen die aerodynamische Effizienz keine ganz große Rolle spielt, haben sich viele Ingenieure den GP Spanien bei der Terminierung der zweiten Upgrade-Welle rot im Kalender angestrichen.

In Barcelona bekommt der VCARB-01 neue Seitenkästen, neue Verkleidungsteile und einen neuen Unterboden.
Toro Rosso halb neu
Ein besonders großes Paket hat Toro Rosso geschnürt. Die Rede ist von einem neuen Unterboden, neuen Verkleidungsteilen, einem neuen Heckflügel und veränderten Seitenkästen. Der VCARB-01 wird also kaum wiederzuerkennen sein. Die Ingenieure sprechen vom größten Upgrade des Jahres, das sich natürlich im Idealfall auch auf der Uhr bemerkbar machen sollte.
Toro Rosso hatte zuletzt schon das Mittelfeld deutlich angeführt und an sechs der letzten sieben Rennwochenenden gepunktet. Dabei ist man der Spitzengruppe teilweise nah auf die Pelle gerückt. Am Ende fehlten aber immer ein paar Zehntel, um komfortabel im Vorderfeld mitzuschwimmen. Das könnte sich mit den Upgrades ändern. Vor allem Aston Martin muss mit Druck von hinten rechnen.
Die Spitzenteams bleiben natürlich auch nicht untätig. Allerdings gibt man sich hier etwas verschwiegener. Toto Wolff hatte in Montreal immerhin angekündigt, dass Mercedes in Barcelona nachlegen will, um den Aufwärtstrend fortzusetzen. Auf die Frage, wie groß das Upgrade ausfallen wird und wie viel es bringt, scherzte der Österreicher: "Zwei Sekunden!" Wie man hört, soll ein neuer Unterboden den W15 schmücken.

Nach dem großen Imola-Upgrade will Ferrari in Barcelona direkt noch einmal nachlegen.
Was machen die Top-Teams?
Bei Ferrari steht nach dem Großumbau in Imola ebenfalls direkt das nächste Upgrade auf dem Programm. Wie bei Mercedes soll laut der italienischen Webseite "Formu1a.uno" auch beim SF-24 am Unterboden gefeilt worden sein. Nach der Pleite von Montreal versucht die Scuderia natürlich schnell wieder in die Erfolgsspur zu finden, bevor in Maranello Unruhe entstehen kann.
McLaren hat ebenfalls etwas im Köcher. Teamchef Andrea Stella deutete eine kleine Upgrade-Welle über die nächsten Rennen an: "Es wird nicht ein einziges großes Paket sein, wie wir es in den letzten zwölf Monaten gemacht haben, sondern einzelne Komponenten, von denen wir uns eine verbesserte Performance erwarten. Wir bringen die neuen Teile jetzt direkt, anstatt zu warten, bis alles fertig ist. Ich will noch nicht verraten, worum es sich genau handelt, aber wir werden einiges Neues in den nächsten Rennen sehen."
Das größte Geheimnis macht wie immer Red Bull um seinen Entwicklungsplan. Hier war aus den Ingenieuren gar nichts herauszubekommen. Max Verstappen forderte zuletzt, dass sich die Techniker auf die Schwäche bei Bodenwellen konzentrieren sollen, was für die zweite Saisonhälfte wichtig wird. Das Imola-Upgrade schien ohne große Wirkung verpufft zu sein. Mercedes-Technikchef James Allison spottete sogar, dass es sich um ein "Downgrade" gehandelt habe. Der Vorsprung von Red Bull schrumpfte zuletzt spürbar. Die Paradestrecke in Barcelona wird zeigen, ob das Weltmeisterteam nun dauerhaft unter Druck gerät.