Toyota-Comeback: Was ist dran an den Haas-Gerüchten?

Toyota-Kooperation mit Haas
Was ist dran an den Comeback-Gerüchten?

Es klang wie eine Meldung zum 1. April: Die ungarische Webseite Formula.hu hatte berichtet, dass Toyota und das Formel-1-Team von Haas eine Partnerschaft anstreben wollen. Von einem Sponsorendeal war ebenso zu lesen wie von der Möglichkeit einer technischen Kooperation. Einige Optimisten sahen die Annäherung sogar schon als ersten Schritt auf dem Weg zurück als Motorenhersteller in die Formel 1.

Wenn sich einer der größten Autobauer der Welt in der Königsklasse engagiert, dann ist das natürlich immer eine interessante Geschichte. Entsprechend große Wellen schlug die Meldung unter den Fans in den sozialen Netzwerken. Als dann auch noch Fotos von Toyota-Rundstreckenchef Masaya Kaji aus der Haas-Garage in Silverstone auftauchten, bekam die Nummer richtig Traktion.

Doch so richtig Sinn machte sie eigentlich nicht. Haas ist bekanntlich eng mit Ferrari verbandelt. Nach Informationen von auto motor und sport hatte der US-Rennstall seinen Vertrag über die Lieferung von Formel-1-Motoren aus Maranello erst vor kurzem bis 2028 verlängert. Von Ferrari kommen auch noch das Getriebe, die Hydraulik und die Aufhängungen – also alles, was das Reglement an Fremdentwicklungen zulässt.

Toyota Windkanal - Köln - TMG
Toyota

Pläne über Windkanal-Kooperation

Trotzdem schien die Toyota-Story keine komplette Luftnummer zu sein. Aus dem Haas-Team war hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass es Überlegungen gibt, künftig mit Köln zusammenzuarbeiten. In der rheinischen Metropole hat die Motorsport-Division der Japaner ihre Einsatzzentrale. Von hier werden auch die WEC-Aktivitäten mit den Le-Mans-Prototypen koordiniert.

Wie genau die Zusammenarbeit aussehen wird, dazu gab es allerdings keine konkreten Informationen. Erst die Recherche am Rande des WEC-Laufs in São Paulo, bei dem Toyota seinen zweiten Saisonsieg feierte, brachte etwas Licht ins Dunkel. Demnach sind die Japaner aktuell auf der Suche nach einem Mieter für den Windkanal in Köln.

In den letzten Jahren hatten die Formel-1-Ingenieure von McLaren regelmäßig Testläufe in der Anlage durchgeführt. Doch mit Abschluss der Renovierung des hauseigenen Windkanals in Woking vergangenen Sommer hat Toyota den Untermieter und damit eine wichtige Einnahmequelle verloren. Um eine hohe Auslastung sicherzustellen, sind die Japaner aktuell auf der Suche nach neuen Partnern aus der Formel 1.

Haas - Formel 1 - GP Kanada - Montreal - 6. Juni 2024
ams

Keine Pläne für F1-Comeback

Offenbar traf man mit der Anfrage bei Haas auf Interesse. Aktuell wird die Aerodynamik-Entwicklung für die Dienstwagen von Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen noch komplett im Ferrari-Windkanal in Maranello durchgeführt. Möglich ist zudem, dass Toyota auch einen Teil der Auftragsfertigungen übernimmt, die aktuell bei Dallara in Italien angesiedelt sind. Allerdings gibt es dazu noch keine konkreten Abkommen.

Dass Toyota als Technikpartner einen Teil der Entwicklungsarbeit für Haas übernimmt, ist nicht vorgesehen. Auch für die Zeit nach Ablauf des aktuellen Ferrari-Deals im Jahr 2028 gibt es bei Toyota keine Pläne, das Engagement in der Formel 1 zu verstärken. Der Bau eigener Motoren oder gar das Comeback mit einem eigenen Team seien momentan nicht vorstellbar.

Was die Motorsport-Aktivitäten angeht, konzentriert sich Toyota erst einmal auf die Einsätze in der Langstrecken-WM und der Rallye-WM. Bleibt nur die Frage, warum Masaya Kaji in Silverstone in der Haas-Garage auftauchte? Die Antwort ist einfach: Kaji ist ein guter Kumpel von Teamchef Ayao Komatsu. Er taucht zudem regelmäßig an der Rennstrecke auf, wenn Toyota-Nachwuchsfahrer im Einsatz sind. So war er zum Beispiel auch an der Box des LMP2-Teams Cool Racing in Le Mans, wo Ritomo Miyata fuhr. Miyata war auch in der Formel 2 in Silverstone im Einsatz.