Sieben Teams kreuzten mit neuen Teilen beim GP England auf. Exakt zur Saisonhälfte packte das kleinste Team das größte Upgrade aus. Haas veränderte seinen VF-24 in sieben Details. Sofort ins Auge fallen die neuen Kühleinlässe, die nun oben statt unten eine verlängerte Struktur haben. Aus dem Unterbiss wurde ein Oberbiss.
Der neue Kühleinlass hat nach Aussage von Aerodynamik-Chef Luca Metelli die gleiche Größe wie der alte, aber eine völlig andere Form. Dadurch mussten unterhalb der Verkleidung die Kühler nicht verlegt werden. Mit dem Kühleinlass veränderten sich auch die Seitenkästen im vorderen Bereich.
Da die Unterseite der Seitenteile angehoben wurde, entsteht in der Höhe mehr Platz für die Venturi-Kanäle im vorderen Bereich des Bodens. Die größere Expansion erhöht den Abtrieb. Auch die vertikalen Leitbleche auf der Unterseite wurden neu angeordnet. Damit ändert sich auch die Kante des Unterbodens, wo überschüssiger Druck abgelassen wird, wenn sich zu viel Abtrieb aufbaut und Bouncing droht.
Bis jetzt hatte Haas mit der Schaukelei kein Problem. Doch Teamchef Ayao Komatsu weiß, dass Bouncing schnell zurückkommen kann, wenn man es mit der Entwicklung am Unterboden übertreibt. Aston Martin, Ferrari und Toro Rosso wurden mit ihren jüngsten Ausbaustufen wieder den Pumpbewegungen bei hohen Geschwindigkeiten konfrontiert. Trotzdem ging Haas volles Risiko. Im Mittelfeld zählt jedes Zehntel.

Die neue Form der Seitenkästen-Einlässe verlangt auch nach neuen Spiegel-Halterungen.
Nur Hülkenberg fährt das Upgrade
Je größer die Upgrades, desto schwerer die Fehlersuche. Im Rückblick erwies es sich für Haas als vorteilhaft, dass das erste Upgrade des Jahres zwischen Shanghai und Imola aus Produktionszwängen in drei Schritten eingeführt wurde. Das aktuelle Aero-Paket ist laut Metelli vom Umfang so groß wie das erste, kommt aber am Stück.
Über den Fortschritt wollte Komatsu keine Aussage treffen: "Das weiß man immer erst nach ein paar Rennen. Er ist auf der Rennstrecke meistens geringer als auf der Rennstrecke. Vom ersten Schritt hatten wir uns anhand der Daten zweieinhalb Zehntel versprochen. Am Ende waren es nur eineinhalb Zehntel."
Das Ziel der Neuentwicklung war die Verbesserung eines stabilen Abtriebs. "Die Fahrer wollen ein Auto, das einfach zu fahren ist. Damit fällt es ihnen leichter die Reifen zu schonen", verrät Metelli. Mit der neuen Anordnung der Seitenkästen harmoniert der Frontflügel besser mit dem Rest des Autos. Das schafft eine stabilere Strömung.
Am Ende reichte es für Nico Hülkenberg mit dem runderneuerten Haas direkt zu Platz sechs und acht WM-Punkten. Im Qualifying hätte es mit einer perfekten Runde sogar noch weiter nach vorne gehen können. Für Stirnrunzeln bei den Ingenieuren sorgte allerdings Kevin Magnussen. Der Däne fühlte sich mit den neuen Teilen im Training nicht wohl und blieb bei der alten Version. Das half uns dabei, gute Vergleichsbilder zu schießen.

Den neuen Red-Bull-Unterboden bekam nur Max Verstappen. Sergio Perez darf das Upgrade erst in Budapest fahren.
Hier ist unser Überblick über die Upgrades von Silverstone:
Red Bull
- Unterboden: Neues Profil des Unterboden-Dachs im Bereich der Venturi-Kanäle und der Ausbuchtung im seitlichen Bereich.
- Unterboden Kante: Das längliche Flügelelement an der Unterbodenkante wurde modifiziert, um den Druck auf der Oberseite des Bodens zu erhöhen.
Mercedes
- Frontflügel: Neuer Flap in Anpassung an das für Silverstone geforderte Abtriebsniveau.
- Heckflügel: Die Wölbung des Flaps wurde abgeflacht. Auch das war eine spezielle Anpassung für die Strecke von Silverstone.
- Bremsbelüftung vorne: Kleinerer Einlass und kleinerer Auslass der Hutze. Maßgeschneidert für die tieferen Temperaturen beim GP England.
- Bremsbelüftung hinten: Neue Anordnung der oberen Finne am Radträger, um lokal den Abtrieb zu erhöhen.
McLaren
- Heckflügel: Flügelprofil für weniger Abtrieb.
- Beam-Wing: Drei unterschiedliche Beam-Wings standen zur Auswahl, je nachdem, was sich für Silverstone am besten geeignet hat.
- Kühlauslass: Eine zusätzliche Kieme an der Flanke der Motorabdeckung verbessert die Kühlung und die Effizienz.

McLaren fügte im hinteren Bereich der Verkleidung einen neuen Kühlschlitz hinzu, um die Hitze effizienter abzuleiten.
Aston Martin
- Frontflügel: Das Hauptblatt hat in der Mitte eine tiefere Mulde. Die Flaps bekamen ein minimal verändertes Profil. Und sie kippen ab einer bestimmten Last nach dem Vorbild von Mercedes und McLaren nach hinten.
- Bremsbelüftung hinten: An der Bremshutze wurde die einzelne Finne am oberen Rand durch einen Doppeldecker ersetzt. Bringt mehr lokalen Abtrieb.
Toro Rosso
- Halo: Das Winglet auf der Oberseite des Halos wurde entfernt.
Sauber
- Venturi-Kanäle: Die vertikalen Leitbleche sind anders gebogen, um die Strömung im vorderen Teil des Unterbodens zu verbessern.
Haas
- Venturi-Kanäle: Neue Anordnung der vertikalen Leitbleche im vorderen Bereich des Bodens.
- Unterboden: Eine größere Expansion des Bodens vorne erhöht den Ansaugeffekt.
- Unterboden-Kante: Anpassung an die neue Unterboden-Geometrie.
- Kühleinlass: Kleinerer Einlass unter einer vorgezogenen Oberlippe.
- Seitenkästen: Der neue Kühleinlass erlaubt einen stärkeren Einzug der Seitenkästen im vorderen Bereich.
- Rückspiegel-Halterung: Der neue Kühleinlass erfordert eine modifizierte Rückspiegel-Halterung.
- Bremsbelüftung hinten: Neu angeordnete Finnen im Inneren der Bremstrommel als Anpassung an den neuen Unterboden. Er verändert auch die Umströmung der Hinterräder.