Upgrades in Austin: Red Bull nur halbes Siegerauto

Upgrade-Duell in Austin
Red Bull nur ein halbes Siegerauto

Das war noch nicht der Red Bull in der Form des GP China. Und es war auch nicht mehr der McLaren, der zuletzt immer und überall das Tempo gemacht hat. Beide Teams haben vor den letzten sechs Rennen des Jahres noch einmal mit Upgrades mobil gemacht. Red Bull, um zu alter Stärke zurückzufinden. McLaren um seinen Vorsprung zu konsolidieren.

Beide Vorhaben sind nicht gelungen. Das Duell ging 29:28 für Red Bull aus. Doch einer war besser. Viel besser. Ferrari räumte in Sprint und Hauptrennen 55 Punkte ab. "Sie hätten wahrscheinlich auch den Sprint gewonnen, wenn sich Leclerc und Sainz nicht das Leben selbst schwer gemacht hätten", glaubt Red-Bull-Sportchef Helmut Marko. Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur korrigiert: "Nur wenn wir nach der ersten Kurve so wie im Hauptrennen weiter vorne gelegen wären. Überholen war extrem schwer."

Max Verstappen - GP USA 2024
Red Bull

Red Bulls beste Aktie bleibt Verstappen

Ferrari könnte in der Konstrukteurs-Wertung für Red Bull und McLaren noch zur Gefahr werden. Sie haben das Auto mit dem geringsten Reifenverschleiß. Das wird auf allen Strecken im Restprogramm eine Rolle spielen. Charles Leclerc braucht bei 79 Punkten Rückstand auf Max Verstappen schon ein kapitales Wunder, wenn er Weltmeister werden will. "Ich gebe trotzdem nicht auf", beteuerte der WM-Dritte.

Für Red Bull hatte Austin eine Signalwirkung. Hier wollte der Titelverteidiger die in Baku begonnene Aufholjagd mit der Rückkehr zu einem Siegerauto abschließen und dem Gegner zeigen: Wir sind wieder da. Es ist aber nur ein halbes Siegerauto daraus geworden. Und dazu brauchte man einen Max Verstappen im Cockpit.

Auf eine Runde ist der am Unterboden und an den Seitenkästen erneuerte RB20 wieder bei der Musik. Doch auch da nicht unumstritten. Verstappen stellte sein Auto im Sprint auf die Pole Position, die aber eigentlich den Mercedes gehört hätte. Lewis Hamilton lag bis zur gelben Flagge, die ihn stoppte, schon drei Zehntel vorne. In der Qualifikation zum Hauptrennen war es umgekehrt. Verstappen verlor die Pole Position durch das gelbe Tuch nach George Russells Unfall. Es war ein Geschenk für Lando Norris.

Max Verstappen - GP USA 2024
xpb

Setup-Änderung bremst Verstappen

Im Rennen sieht die Situation weiter kritisch für Red Bull aus. Verstappen gewann den Sprint, weil er das Tempo von der Spitze weg bestimmen konnte und weil Ferrari über 19 Runden seinen Reifenvorteil nicht so nutzen konnte wie über die lange Distanz. Doch der Sprint-Sieger kam nicht ohne Sorgen durch das Mini-Rennen. In den letzten Runden war von den Hinterreifen nicht mehr viel übrig.

Red Bull reagierte vor dem Sonntagsrennen. Die Maßnahme hatte Untersteuern zur Folge, was man auch mit einer Frontflügel-Korrektur beim Boxenstopp nicht lösen konnte. Auf den harten Reifen wurde es eher noch schlimmer. Verstappens Kommentare am Funk hörten sich an wie in der Zeit vor Austin: "Die Balance passt nicht. Ich kann nicht mehr so attackieren wie am Samstag."

Marko führte das auf eine Überreaktion bei der Setup-Arbeit zurück. "Im Bestreben die Hinterreifen nicht so stark zu belasten, sind wir einen Schritt zu weit gegangen. Als der Leclerc so losgelegt hat, waren wir der Meinung, dass ihm schnell die Reifen eingehen. Stattdessen hatten wir das Problem." Die Bilanz zum Auto fiel gemischt aus: "Wir haben einen sichtbaren Schritt gemacht. Für McLaren hat es gereicht, aber gegen die Ferrari waren wir chancenlos."

Verstappen vs. Norris - GP USA 2024
Motorsport Images

Abwarten besser als Angreifen

Ferrari war auch für McLaren unerreichbar. Auch wenn Teamchef Andrea Stella eine Minimalchance gesehen hätte, wenn Lando Norris die Pole Position in eine Führung hätte ummünzen können. So aber steckte der Engländer wie im Sprint im Verkehr. Nachdem er sich dabei den linken Vorderreifen ruiniert hatte, ließ er es im Hauptrennen ruhiger angehen.

McLaren setzte früh auf die Taktik Abwarten statt Angreifen. Eine Attacke auf Verstappen im ersten Stint erschien zu riskant. Also verlegte sich Norris aufs Reifenschonen um später zu stoppen und seinen WM-Gegner mit den besseren Reifen im zweiten Stint anzugreifen. Das Reifendelta betrug sechs Runden zugunsten von Norris. Die Rechnung ging nicht ganz auf. Norris kam zwar an Verstappen vorbei, aber nur auf Kosten einer Strafe.

Schwierige Strecke für McLaren

McLaren hatte sein Auto in sechs Punkten verändert. Doch der neue Frontflügel, die modifizierten Querlenker und Bremsbelüftungen und der geänderte Beam Wing schienen ihre Wirkung verfehlt zu haben. Andere gaben plötzlich den Ton an. Stella dementierte, dass McLaren mit dem Upgrade ein Downgrade gelungen war. "Die Daten zeigen, dass wir uns verbessert haben. Aber wir wussten schon vorher, dass Austin vom Restprogramm unsere schwierigste Strecke sein würde."

McLaren reagierte auf den problematischen Start ins Wochenende mit dem Setup und Anweisungen an die Fahrer, wie sie mit ihrem Fahrstil die Reifen in den schnellen Kurven besser schützen müssen. Das zeigte am Samstag schon Wirkung. Norris hatte nun ein Auto, mit dem er um die Pole Position kämpfen konnte. Aber keines, mit dem er Ferrari am Siegen hindern hätte können.

Fazit: Red Bull ist McLaren nähergekommen, wenn auch nicht so nahe wie gewünscht. Man ist weiter von Fehlern des Gegners abhängig, allerdings nicht mehr so stark wie vorher. Das Problem für beide Titelkandidaten ist, dass andere ihnen jetzt in die Suppe spucken können. Ferrari tut Red Bull weh im Konstrukteurs-Pokal, Leclerc und Sainz kosten Norris Punkte in der Fahrerwertung.