Formel-1-Teamduelle 2025: Wie lange hält der Ferrari-Frieden?

Die Teamduelle in der Formel-1-Saison 2025
Wo kracht's als Erstes?

Der erste Gegner ist immer der Teamkollege. Diese Regel gilt in der Formel 1 seit Jahrzehnten. Wer seinen Stallgefährten schlägt, verschafft seiner Karriere einen Boost – umgekehrt kostet eine krachende Niederlage im Teamduell viele Fahrer den Job.

Im Gegensatz zum Vorjahr gibt es für die Formel-1-Saison 2025 viele Wechsel bei den Rennställen. Nur zwei von zehn Teams setzen auf dieselbe Paarung wie in der vergangenen Saison. Das macht die Vorhersage noch schwieriger.

Selbst freundschaftliche Beziehungen zwischen zwei Fahrern sind kein Garant für den Teamfrieden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Stimmung schnell hitzig wird, wenn plötzlich der WM-Titel auf dem Spiel steht. In unserer Analyse schauen wir uns alle zehn Duelle im Detail an.

Lando Norris & Oscar Piastri - McLaren - GP Las Vegas 2024
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McLaren: Lando Norris vs. Oscar Piastri

Das Weltmeister-Team stellt eine der ausgeglichensten Fahrerpaarungen im Formel-1-Feld. Lando Norris und Oscar Piastri wollen nach dem ersten Team-Titel seit 1998 in der Saison 2025 jetzt auch den WM-Sieg bei den Fahrern nach Woking holen. Seit Lewis Hamilton im Jahr 2008 stellte McLaren keinen Weltmeister mehr. Norris gilt als Top-Favorit. Der Engländer wurde 2024 Zweiter in der Fahrer-Wertung hinter Kumpel Max Verstappen. Vier Siege und acht Pole-Positions sammelte der 25-Jährige.

Mit Piastri als Teamkollegen hat Norris aber eine harte Nuss zu knacken. Der Australier zeigte in seinem zweiten Formel-1-Jahr, dass er vor keinem zurücksteckt. Auch nicht vor dem eigenen Teamkollegen, an den er im direkten Zweikampf auf der Strecke keine Geschenke verteilte. Zwei Siege feierte der 23-Jährige. Viele Experten sehen in ihm den kommenden Weltmeister, weil er mental stabil wirkt. Lediglich im Qualifying muss Piastri noch eine Schippe drauflegen. Norris entschied das Duell in dieser Disziplin mit 20:4 für sich.

Sollte McLaren seinen Fahrern schon zu Saisonbeginn ein starkes Auto zur Verfügung stellen, könnten zwischen den beiden Papaya-Piloten die Fetzen fliegen. Obwohl es sich um zwei eher ruhige Gemüter handelt, sehen wir ein höheres Konflikt-Potenzial zwischen Norris und Piastri.

Lewis Hamilton - Charles Leclerc - Mercedes - Ferrari - GP Italien 2024 - Monza - Formel 1
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Ferrari: Charles Leclerc vs. Lewis Hamilton

Es ist das Teamduell mit der größten Aufmerksamkeit. Charles Leclerc und Lewis Hamilton messen sich 2025 bei Ferrari. Der Rekordsieger der Formel 1 kehrte nach zwölf Jahren bei Mercedes seiner "Familie" den Rücken, um bei der Mythos-Marke anzuheuern. Die gesamte Motorsport-Welt kann es kaum erwarten, wie sich der Superstar bei den heißblütigen Italienern schlagen wird. Sein neuer Stallgefährte Charles Leclerc zählt zu den schnellsten Fahrern im Grid. Außerdem gilt der Monegasse als Liebling der Tifosi. Leclerc spricht fließend Italienisch und stammt aus der eigenen Akademie.

Hamilton selbst verlor gegen George Russell bei Mercedes zwei seiner drei Teamduelle. Seine Leistungen schwankten in den vergangenen Jahren. Der mittlerweile 40-Jährige wird sich bei der Scuderia strecken müssen. Konfliktpotenzial bietet die Fahrerpaarung auf beiden Seiten. Unvergessen bleibt das erbitterte Stallduell bei Mercedes zwischen Hamilton und Nico Rosberg von 2014 bis 2016. Der Finne Valtteri Bottas konnte Hamilton ab 2017 nie gefährden, und als Russell 2022 zu Mercedes gestoßen war, hatten die Ingenieure kein Auto mehr gebaut, das in der Lage war, um den Titel zu kämpfen. Zwischen den Landsmännern blieb es somit friedlich.

Charles Leclerc hatte hin und wieder seine Mühe mit Carlos Sainz. Auf der Strecke ging es manchmal heiß her, doch die Wogen glätteten sich schnell. Ob das bei Hamilton ebenfalls der Fall sein wird, steht in den Sternen. Baut Ferrari ein WM-fähiges Formel-1-Auto, könnte der Frieden schnell in eine erbitterte Schlacht führen.

Liam Lawson - Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - 2024
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Red Bull: Max Verstappen vs. Liam Lawson

Verglichen mit McLaren und Ferrari dürfte bei Red Bull weniger Explosionsgefahr herrschen. Max Verstappen ist der eindeutige Platzhirsch im Team. Der Niederländer feierte 2024 seinen vierten WM-Titel in Serie. Während Red Bull im Laufe der Saison auf den dritten Platz bei den Konstrukteuren abrutschte, brachte Verstappen seinen Vorsprung in der Fahrer-WM souverän ins Ziel. Vor allem im direkten Vergleich mit seinem ehemaligen Teamkollegen Sergio Perez zeigte sich die Klasse des Champions. Der Mexikaner landete nach einer katastrophalen zweiten Jahreshälfte nur auf Rang acht in der Fahrerwertung. Perez zog mehr oder weniger freiwillig seine Konsequenzen und räumte trotz laufenden Vertrags seinen Platz bei Red Bull.

Sein Ersatz für die kommende Spielzeit heißt Liam Lawson. Der Neuseeländer steigt von Toro Rosso ins A-Team auf und wird Verstappens neuer Teamkollege. Der 22-Jährige wird sich als nächster Fahrer auf dem vermeintlichen Schleudersitz der Formel 1 versuchen. Lawson fuhr bis jetzt elf Rennen in der Königsklasse und sollte vor allem zu Beginn der Saison keine große Gefahr für Max Verstappen darstellen.

Andrea Kimi Antonelli - George Russell - Mercedes - Formel 1 - 2024
Mercedes

Mercedes: George Russell vs. Andrea Kimi Antonelli

George Russell ist nach dem Abgang von Lewis Hamilton zum neuen Teamleader bei Mercedes aufgestiegen. Dem Engländer bescheinigen die meisten Experten Weltmeister-Qualitäten, allein das Auto hatte der 26-Jährige in seinen drei Mercedes-Jahren dafür nicht. Aber Russell verdiente sich seine Lorbeeren, in dem er mindestens auf Augenhöhe mit Hamilton fuhr.

Für 2025 bekommt er mit Andrea Kimi Antonelli einen neuen Stallgefährten. Der Italiener gilt als das Supertalent der Formel 1. Teamchef Toto Wolff gibt dem erst 18-Jährigen sofort einen Stammplatz im Werksteam von Mercedes und hofft darauf, dass sich Antonelli schnell akklimatisieren wird.

Es ist schwer einzuschätzen, wie das Teamduell bei den Silberpfeilen verlaufen wird. Russell dürfte im ersten Teil der Saison die Oberhand behalten. Doch Obacht: Lewis Hamilton bekam 2007 einst die Chance, seine Rookie-Saison bei McLaren neben dem amtierenden Weltmeister Fernando Alonso zu bestreiten. Sollte Antonelli einschlagen wie sein Vorgänger, könnte es bei Mercedes heiß hergehen. Bei McLaren gab es damals einen legendären Zweikampf zwischen Alonso und Hamilton.

Stroll & Alonso - GP Katar 2023
Aston Martin

Aston Martin: Fernando Alonso vs. Lance Stroll

Fernando Alonso bekommt es 2025 zum dritten Mal in Folge mit Lance Stroll zu tun. In den vergangenen beiden Saisons ging es zwischen den beiden nicht sonderlich hart zur Sache. Zu schwach waren die Leistungen Strolls verglichen mit denen des Altmeisters. Der Kanadier holte 2024 nur 24 Punkte, während Alonso 70 Zähler für das am Ende enttäuschende Aston Martin einsammelte.

Es gibt viele Stimmen im Fahrerlager, die an Strolls Formel-1-Qualitäten zweifeln. Doch der Sohn von Eigentümer Lawrence Stroll sitzt fest im Sattel. Ersatz- und Reservefahrer Felipe Drugovich würde Alonso vermutlich mehr ins Schwitzen bringen. Doch der Formel-2-Champion muss weiterhin auf seine Chance als Stammpilot in der Königsklasse warten. Wir sehen bei Aston Martin kein erhöhtes Konflikt-Potenzial.

Pierre Gasly - Jack Doohan - Alpine - GP Abu Dhabi 2024 - Formel 1
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Alpine: Pierre Gasly vs. Jack Doohan

Auch beim Tabellen-Sechsten des Jahres 2024 sind die Rollen vor dem Saisonbeginn klar verteilt. Pierre Gasly reist als klare Nummer 1 von Alpine zum Auftakt ins australische Melbourne. Der Franzose ist seinen Landsmann Esteban Ocon losgeworden, der sich nach mehreren Reibereien innerhalb des Teams Richtung Haas verabschiedete. Ocon und Gasly fuhren zwei Jahre lang auf Augenhöhe, ehe Letzterer vor allem am Ende der 2024er-Saison für Alpine die Big Points landete und das Team noch auf Platz sechs führte.

Zwar ging Ocon im Unfrieden, doch auf sportlicher Seite dürfte der Abgang schmerzen. Der einmalige Rennsieger bewies beim Brasilien-GP 2024 seine Klasse und holte Platz zwei im Regen von São Paulo – vor Gasly. Seinem Nachfolger Jack Doohan ist das (noch) nicht zuzutrauen. Nachdem Ocon bereits das letzte Rennen in Abu Dhabi ausgelassen hatte, bekam der Australier seine erste Bewährungschance, die er höflich formuliert, nur bedingt nutzen konnte.

Alpine hat in der Winterpause Franco Colapinto als neuen Reservefahrer verpflichtet. Der Argentinier überzeugte mit seinem Speed als Williams-Ersatz von Logan Sargeant und hofft bei Alpine auf eine Chance, falls Doohan floppt. Alpine-Berater Flavio Briatore fackelt nicht lange, wenn es darum geht, Fahrer auszutauschen. Die Stimmung im Team ist also von Beginn an angespannt.

Esteban Ocon - Ferrari 296 GTB - Charles Pozzi Group
Charles Pozzi Group

Haas: Esteban Ocon vs. Oliver Bearman

Eine der Überraschungen in der Formel 1 aus dem Vorjahr war Haas. Das US-Team katapultierte sich vom letzten Platz auf Rang sieben bei den Konstrukteuren. Für 2025 kommt eine komplett neue Fahrerpaarung zum Einsatz. Ocon stößt von Alpine zum Team, als zweiten Fahrer verpflichtete Teamchef Ayao Komatsu Oliver Bearman. Der Engländer gilt neben Antonelli als ein weiteres Juwel.

Bearman überzeugte bei seinen drei Einsätzen als Ersatzfahrer für Ferrari und Haas auf ganzer Linie. Der 19-Jährige ist ein Schüler der Ferrari-Nachwuchsakademie und wurde von der Scuderia beim Kundenteam geparkt. Dort will er sich für höhere Aufgaben empfehlen. Mit Ocon bekommt er einen Teamkollegen, der schnell und erfahren ist, sich aber in der Vergangenheit schon das ein oder andere Scharmützel mit seinen Stallgefährten geliefert hat.

Als besonders fairer Teamplayer ist Ocon zumindest noch nicht in Erscheinung getreten. In den vergangenen beiden Jahren bildeten Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen ein harmonisches Fahrer-Duo. Gut möglich, dass es mit dieser Ruhe 2025 vorbei ist.

Isack Hadjar - Red Bull - GP England 2024
Red Bull

Toro Rosso: Yuki Tsunoda vs. Isack Hadjar

Emotional könnte es bei Toro Rosso ordentlich zur Sache gehen. Yuki Tsunoda und Isack Hadjar gelten beide als Heißsporne. Tsunoda hatte sich Hoffnungen gemacht, Sergio Perez bei Red Bull zu beerben. Seine letztjährigen Teamkollegen Daniel Ricciardo und dessen Nachfolger Liam Lawson schlug er sowohl im Quali-Duell als auch bei den Punkten. Doch Red Bull gab ihm einen Korb. Wie wird der Japaner mit diesem Rückschlag umgehen?

Hadjar profitiert von Lawsons Wechsel ins A-Team. Der Franzose belegte im Vorjahr Rang zwei in der Formel 2. Hadjar gilt als schneller Mann, dem es zuzutrauen ist, dass er Tsunoda vor Probleme stellen wird. Falls Hadjar nicht sofort einschlägt, könnte ihm helfen, dass aus dem Red-Bull-Junioren-Programm momentan kein Fahrer für den sofortigen Aufstieg in die Formel 1 bereit ist. Spannend wird es, wenn Lawson bei Red Bull unter Druck gerät und ein Kandidat für die Beförderung gesucht wird.

Alexander Albon - Carlos Sainz - Williams - Ferrari - Formel 1 2023
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Williams: Alexander Albon vs. Carlos Sainz

Teamchef James Vowles attestierte Alexander Albon bei der letzten Vertragsverlängerung 2024 Weltmeister-Potenzial. Der Thailänder revitalisierte seine Karriere bei Williams, nachdem er 2021 aussetzen musste. Doch der Stern ist in der letzten Saison etwas verglüht. Nachdem Williams Logan Sargeant mit Franco Colapinto ausgetauscht hatte, bekam Albon erstmals in seiner Zeit beim Traditionsteam Druck im eigenen Haus. Der Argentinier war schnell auf dem Level des erfahrenen Piloten.

Mit Carlos Sainz bekommt Albon nun eine echte Benchmark. Der Spanier stößt nach vier Jahren und vier Siegen für Ferrari zu Williams. Vowles konnte den Madrilenen von einem Engagement bei seinem im Aufbau befindlichen Team überzeugen. Sainz gab Audi und Alpine einen Korb. Zwischen den beiden Fahrern sollte es eng zugehen. Der spanische Neuankömmling will sich schnell die Vorherrschaft im Rennstall aus Grove schnappen.

Nico Hülkenberg - Sauber - Test - Abu Dhabi 2024 - Formel 1
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Sauber: Nico Hülkenberg vs. Gabriel Bortoleto

Das Duell beim Schlusslicht des Vorjahres ist schwer einzustufen. Mit Nico Hülkenberg konnte das zukünftige Audi-Team einen erfahrenen Piloten verpflichten. Der 37-Jährige ist als Zugpferd für das ehrgeizige Projekt geholt worden. Der Rheinländer überzeugte in den zwei Jahren seit seinem Comeback. Teamkollege Magnussen hatte meist das Nachsehen.

Lange Zeit war offen, wer das zweite Cockpit neben Hülkenberg erhalten würde. Sainz galt als Wunschkandidat, entschied sich aber für Williams. Am Ende fuhr sich Gabriel Bortoleto zum richtigen Zeitpunkt ins Rampenlicht. Der Rookie schnappte sich auf Anhieb den Titel in der Formel 2 und bekam den Zuschlag, nachdem ihn Förderer McLaren ziehen ließ. Der Brasilianer wurde vom Weltmeister-Team in den letzten Jahren aufgebaut.

Wie eng der Zweikampf bei Sauber werden wird, hängt davon ab, wie schnell sich Bortoleto in der Formel 1 akklimatisieren kann. Das Talent für eine große Formel-1-Karriere wird dem 20-Jährigen allgemein bescheinigt. Doch schon so einige vielversprechende Karrieren wurden durch den eigenen Teamkollegen zerstört. Vor dem Audi-Einstieg in der Saison 2026 können sich die Verantwortlichen keinen großen Streit leisten. Um technisch voranzukommen, müssen jetzt alle an einem Strang ziehen.