Perez fährt beim GP Singapur Rennen seines Lebens

Perez fährt Rennen seines Lebens
Ferrari fehlt die Ausdauer gegen Red Bull

GP Singapur 2022

Max Verstappen wollte in Singapur Weltmeister werden. Doch das Geburtstagskind erwischte ein rabenschwarzes Wochenende. Teamkollege Sergio Perez vertrat den Weltmeister mehr als gut. Der Mexikaner machte unter schwierigen Bedingungen auf einer nur langsam abtrocknenden Strecke nicht den entscheidenden großen Fehler, der Charles Leclerc vorbeigebracht hätte. Je länger die Reifen am Auto waren, umso mehr Abstand gewann Perez auf seinen Beschatter.

Die größte Gefahr drohte noch von den Sportkommissaren, die Perez in den beiden Safety-Car-Phasen vorwarfen, zu langsam gefahren zu sein und sich in den Runden 10 und 36 mehr als zehn Wagenlängen hinter das Safety Car fallengelassen zu haben. Der Sieger erklärte das damit, dass er im besonders nassen dritten Sektor nicht immer das Tempo halten konnte. Zweieinhalb Stunden nach der Zieldurchfahrt bekam Perez eine Fünfsekunden-Strafe und eine Verwarnung aufgebrummt. Das reichte zum Sieg. Ferrari hatte Leclerc angewiesen, für den Fall einer Strafe den Rückstand zu seinem Gegner nicht größer als fünf Sekunden werden zu lassen.

Doch Leclerc musste abreißen lassen, weil er das Tempo seines Bezwingers in der Schlussphase nicht mehr mitgehen konnte. Als das Delta in der 57 .Runde auf 5,1 Sekunden stieg, gab der Ferrari-Pilot auf. "Ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen und selbst noch abfliegen", gab der WM-Zweite zu. Red Bull-Sportdirektor Helmut Marko nannte das Nachspiel im Büro der Sportkommissare eine "Farce".

Start - Formel 1 - GP Singapur 2022 - Rennen
Wilhelm

Kontrollieren und überleben

Selbst eine Strafe hätte nichts vom Glanz der Fahrt des Siegers wegnehmen können. "Es waren unglaublich schwierige Bedingungen, speziell dann auf Slicks", erzählte Perez. "Die eine Hälfte der Strecke war trocken. Auf der anderen hätte man immer noch Intermediates gebraucht. Es war so einfach einen Fehler zu machen, speziell mit Charles im Genick. Ich hatte viele Beinahe-Abflüge."

Für Perez gab es zwei Schlüssel zum Sieg. "Auf den Intermediates konnte ich das Rennen kontrollieren. Und auf den Slicks konnte ich überleben." Kritisch wurde es speziell zu Beginn, als das Rennen nach der zweiten Safety-Car-Phase wieder freigegeben wurde. Da kam Leclerc besser in die Gänge.

Und Perez haderte mit seinem Motor, der plötzlich Power verlor. Der Honda V6-Turbo litt zeitweise unter der hohen Luftfeuchtigkeit. "Am Freitag gab er die Leistung zu aggressiv, im Rennen zu zögerlich ab. Wir konnte es durch Verstellen der Parameter lösen", verriet Marko.

Perez antwortet auf Kritik

Leclerc hing dem Red Bull einige Runde lang formatfüllend im Rückspiegel. Doch mehr als ein Angriff vor Kurve 7 kam nicht dabei heraus. "Ich war selber jenseits von Gut und Böse und mit einem Bein immer in der Mauer. Um Checo zu kriegen, musste ich vor der Geraden ganz nah dran sein. Es war aber schwer abzuschätzen, wie rutschig die Strecke abseits der Ideallinie sein würde", bedauerte Leclerc, der für seine Niederlage einen Hauptgrund angab: "Ich habe das Rennen mit meinem schlechten Start verloren. Damit musste ich Checo zu lange hinterherfahren, was dann die Reifentemperaturen nach oben getrieben hat."

Helmut Marko verlieh seiner Nummer zwei einen Orden. "Stadtkurse und wechselnde Bedingungen, da ist der Perez außergewöhnlich. Das war schon in Monte Carlo so. Er hat eine super Leistung abgeliefert und dem Druck von Leclerc ohne Fehler standgehalten." Perez atmete auf. "Das war meine Antwort auf die Kritik nach den letzten Rennen. Wenn du bei Red Bull zwei Mal nicht aufs Podium fährst, fordern die Medien gleich deine Entlassung."

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP Singapur 2022 - Rennen
Motorsport Images

Verstappen im falschen Motormodus

Während Perez seinen großen Tag genoss, schlich sich Max Verstappen heimlich, still und leise aus dem Fahrerlager. An dem Wochenende, bei dem er 25 Jahre alt wurde und seinen zweiten WM-Titel feiern wollte, ging so ziemlich alles schief. "Am Freitag haben wir ihm das Auto falsch zusammengebaut, und am Samstag ist uns der Fehler mit dem Sprit unterlaufen. Ohne das wäre der Max mit einer halben Sekunde Vorsprung auf der Pole gestanden", entschuldigte sich Marko.

Im Rennen unterliefen dem Fahrer die Fehler. Beim Start schaltete der Titelverteidiger in den falschen Motormodus und wurde vom achten auf den zwölften Platz durchgereicht. Der anschließende Vormarsch führte Verstappen bis auf Platz 6. Als sich Lewis Hamilton nach einem Unfall vor seine Nase setzte und trotz eines auf Halbmast hängenden Frontflügel nicht Platz machte, nutzte Verstappen die Situation zum Wechsel auf Medium-Reifen. Kurz vorher hatte George Russell auf Slicks gezeigt, dass die Zeit der Intermediates abgelaufen war.

Zu dem Zeitpunkt musste man dem WM-Spitzenreiter noch ein Podium zutrauen. Doch beim Angriff auf Lando Norris stieg der Holländer viel zu spät in die Eisen und bremste sich die Reifen eckig. Der zweite Boxenstopp und der Wechsel auf die Soft-Gummis warf ihn auf den vorletzten Platz zurück. Als Siebter betrieb Verstappen noch Schadenbegrenzung. Er verdankte die letzten beiden Platzgewinne Hamilton, der sich beim Angriff auf Sebastian Vettel verschätzte. Damit hatte Vettel seinen Geleitschutz verloren. "Der Max hat sich mit dem Hamilton beim Verbremsen abgewechselt", kommentierte Marko spöttisch, ärgerte sich aber auch: "Wäre DRS früher zugelassen worden, wäre Max weiter vorne gelandet."