Senna-Zeitzeuge Niki Lauda (3): Spannung vor Duell mit Schumacher

Senna-Zeitzeuge Niki Lauda (3)
:
Spannung vor Duell mit Schumacher

Ayrton Senna & Michael Schumacher - GP San Marino 1994 © Motorsport Images

Am 1. Mai jährt sich der tödliche Unfall von Ayrton Senna zum 25. Mal. Wir haben prominente Zeitzeugen nach ihren persönlichen Erinnerungen gefragt. Folge 3: Niki Lauda, der damals schon als TV-Experte in Imola dabei war.

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„Ich kann mich an das Wochenende von Imola noch sehr gut erinnern. Es ging schon am Freitag los, mit Barrichello, der auf die Leitplanke springt. Dann geht es mit Ratzenberger am Samstag brutal weiter. Am Sonntag bin ich dann zu Senna gegangen. Obwohl ich zu der Zeit kaum noch Kontakt zu ihm hatte, habe ich ihm gesagt: Ich muss mit dir reden. Wenn du als Leader das nicht in die Hand nimmst, dich persönlich darum zu kümmern, dass in Sachen Sicherheit was weitergeht, dann werdet ihr euch alle umbringen. Er schaut mich an und sagt: Du hast völlig Recht.“

„Er hat mir erzählt, dass er am Unfallort von Ratzenberger war, und wie hart ihn das getroffen hat. Er hat sich bei mir bedankt, noch ganz nett über ein paar andere Sachen geredet, und das war's. Ein paar Stunden später war er tot. Nach seinem Tod haben die anderen Fahrer mich aufgefordert, in Monte Carlo ein Sicherheitstreffen einzuberufen. Rausgekommen ist da aber nichts mehr.“

Lauda freut sich über Generationen-Duell

„Ich habe mich eigentlich auf das Rennen gefreut, auf dieses Duell Senna gegen Schumacher, das Aufeinandertreffen zweier Generationen. Ich sehe die zwei, wie sie hintereinander herfahren, und dann hat es nicht lange gedauert, und es war aus. Als ich den Unfall gesehen habe, war mein erster Gedanke. Er hat das nicht überlebt.“

„Er ist nicht ausgestiegen, das Auto war in tausend Fetzen, und die Zeit, die die Ärzte dort herumgedoktert haben, hat bei mir ein schlechtes Gefühl hinterlassen. Da kamen die ganzen Bilder von Sennas Karriere wieder hoch. Das Regenrennen in Donington. Sein zweiter Platz 1984 in Monte Carlo. Seine Kämpfe mit Prost. Sein Fehler in Monte Carlo, wo er eingeschlafen und in die Leitplanke gefahren ist.“

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Ayrton Senna und Niki Lauda im Gespräch 1994 am Rennwochenende von Imola.


 
„Senna war ein unglaublich charismatischer Typ, fahrerisch sensationell, im Regen unglaublich. Einfach eine Ausnahmeerscheinung. Einer der besten Rennfahrer überhaupt. Da konnten weder Prost, Mansell noch Piquet mithalten. Senna war in allen Punkten besser. Voll fokussiert, voll talentiert, kannte jedes Detail und war einfach rücksichtslos. Er hat die Menschen angezogen durch seine Ausstrahlung.“

Lauda erteilt Senna erste Lektion

„Meine erste Begegnung mit Senna war 1984 in Monte Carlo. Erster Qualifikationstag. Er steht mir in meiner schnellen Runde voll im Weg. Danach gehe ich zu ihm hin und habe ihm erklärt: Du bist neu da, aber es gibt gewisse Regeln. Wir lassen uns in der Qualifikation vorbei, wenn ein schnellerer von hinten kommt. Er hat mir ganz frech gesagt: Ich nicht. Mein erster Gedanke: Was ist das für ein Trottel?“
 
„Am Samstag dann das Abschlusstraining. Es geht um die Wurst. Ich war mit meinem Programm durch, bleibe aber auf der Strecke, um auf ihn zu warten. Als er mit seinem Toleman von hinten gekommen ist, bin ich stehengeblieben. Dann wieder weiter gefahren. Danach ist er zu mir gekommen – fuchsteufelswild. Ich habe ihm erklärt, dass man sich immer zwei Mal trifft in der Formel 1. Das hat er kapiert und gelacht. Von dem Moment an sind wir gut miteinander ausgekommen. Da war gegenseitiger Respekt vorhanden.“

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Der 1. Mai 1994 ist vielen Formel-1-Fans fest ins Gedächtnis eingebrannt. Der Williams von Ayrton Senna zerschellte in Runde 6 in der Tamburello-Kurve von Imola. Schon an seinem Todestag war der Brasilianer eine Legende. Wir blicken zurück auf eine ereignisreiche Formel-1-Karriere...

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Ein Bild aus jungen Jahren. Nach ersten Gehversuchen in der Formel Ford startete Ayrton Senna 1983 zunächst in der englischen Formel 3.

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1984 hatte der Brasilianer auch noch einen Auftritt in einem Porsche 962 in der Gruppe C. Allerdings blieb es bei einer einmaligen Erfahrung.

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Senna hatte sich schon für eine Formel-1-Laufbahn entschieden. Das kleine Toleman-Team sollte als Sprungbrett für eine große Karriere dienen.

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Selbst mit unterlegenem Material konnte Neuling Senna immer wieder sein Talent aufblitzen lassen.

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Den ersten WM-Punkt gab es schon im zweiten Rennen in Südafrika. Drei Mal fuhr der Rookie in seiner ersten Saison aufs Podium.

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Die Konkurrenz wurde schnell auf den talentierten Youngster aufmerksam. Am Ende des Jahres wurde Senna Neunter in der Fahrer-WM.

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Noch war Senna aber der Nebendarsteller für die Stars der Szene. Niki Lauda wurde mit einem halben Punkt Vorsprung vor Alain Prost Weltmeister.

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Nach nur einer Saison bei Toleman wechselte Senna 1985 zu Lotus.
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Das Auto war deutlich konkurrenzfähiger, allerdings nicht besonders zuverlässig. Sieben Ausfälle bei 16 Rennen.

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Wenn Senna ins Ziel kam, dann auch meist auf dem Podium.
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In Portugal und Belgien feierte der Lotus-Pilot die ersten beiden Grand-Prix-Siege.

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Schnell kristallisierte sich auch das außerordentliche Talent bei nassen Bedingungen heraus. Beide Siege in der Saison feierte der Brasilianer auf feuchter Strecke.
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Neben der Piste gab sich Senna meist entspannt – hier mit Stefan Bellof (links) und Manager Domingos Piedade. Auf dem Tisch liegt übrigens eine Ausgabe von auto motor und sport herum.

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1986 startete der Lotus-Pilot als Mitfavorit in die Saison.

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Die Konkurrenz war groß – hier das einzige Bild, dass die großen vier Piloten der Epoche zusammen zeigt: Ayrton Senna, Alain Prost, Nigel Mansell und Nelson Piquet vor dem Rennen in Estoril. Bernie Ecclestone setzt seine Stars für die Fotografen in Szene.

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Nach den ersten beiden Rennen führte Senna die WM-Wertung an.

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Doch wieder spielte die Lotus-Technik nicht mit. In der zweiten Hälfte musste Senna zuschauen, wie die Konkurrenz wegzog.

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Start in Jerez 1986: der spätere Sieger Senna vor Piquet und Mansell. Am Ende des Jahres kam Senna wieder "nur" auf zwei Erfolge. Die Erwartungen waren langsam gestiegen.

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Hier Senna mit Niki Lauda (re.) und Lotus-Konstrukteur Gérard Ducarouge beim Fachgespräch an der Boxenmauer.

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Mit drei Ausfällen in den letzten fünf Rennen blieb am Ende nur Rang vier in der WM. Weltmeister wurde McLaren-Pilot Alain Prost.

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1987 ging Senna in einem neuen Look an den Start. Der gelbe Lotus passte zum traditionellen Helm-Design des Brasilianers.

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Lotus hatte im Winter den Motoren-Partner gewechselt. Von Renault ging es zu Honda.

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Das auffällige Auto fuhr zum ersten Mal mit aktiver Aufhängung – einer eigenen Lotus-Erfindung. Doch die Technik war in der ersten Saison noch zu kompliziert.

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Wieder gab es zwei Siege – auf den Stadtkursen in Monaco und Detroit.

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Wieder führte Senna kurzzeitig die WM an. Am Ende hatte Lotus aber keine Chance gegen die übermächtigen Williams.

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Nach drei Jahren mit Lotus wechselte Senna ins Lager von McLaren. Der gelbe Helm im rot-weißen Auto – so blieb der Mann aus São Paulo den meisten Fans in Erinnerung.

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Im Heck des MP4-4 sorgte immer noch ein Honda-Motor für den Vortrieb. Senna hatte eine ausgezeichnete Beziehung zu den Japanern.

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Neuer Teamkollege wurde Alain Prost. Es war der Beginn des spektakulärsten Stallduells der Formel-1-Geschichte.

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Senna und Prost gewannen gemeinsam 15 von 16 Rennen in der Saison 1988. Der McLaren war der Konkurrenz weit voraus.

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Schon damals an Bord: Trainer und Betreuer Joseph Leberer. Ayrton Senna war einer der ersten Piloten überhaupt, der viel Wert auf eine professionelle körperliche Vorbereitung legte. Leberer ist heute noch als Physiotherapeut in der Formel 1 aktiv – beim Schweizer Sauber-Team.

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Mit acht zu sieben Siegen und 90 zu 84 Punkten – wegen der Streichresultate – feierte Senna am Ende seinen ersten WM-Titel.

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Dass der junge Senna das erste Teamduell gewann, konnte der deutlich erfahrenere Prost natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Die Spannungen wurden immer größer.

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Mit drei Start-Ziel-Siegen in den ersten vier Rennen startete Senna gut in die Saison 1989.

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Start zum GP Brasilien. Senna im Sandwich zwischen Bergers Ferrari und Patreses Williams. Technik-Pech ließ das Pendel zur Saisonmitte aber in Richtung Prost umschwenken.

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Prost hatte vor den letzten Rennen des Jahres eine Führung herausgefahren.
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Beim vorletzten Rennen wurde Prost vorzeitig Weltmeister. Ein Crash zwischen den beiden Teamkollegen entschied das Duell auf nicht ganz faire Weise.

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1990 wollte Senna Rache. Prost war mittlerweile zu Ferrari abgewandert. Sein neuer Teamkollege hieß Gerhard Berger.

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Mit drei Siegen aus den ersten fünf Rennen startete die Saison gut für Senna. In Monaco war der Brasilianer besonders schwer zu schlagen. Legendär sind die Onboard-Aufnahmen seiner Quali-Runden.

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Senna bricht vor der Rivazza-Kurve von Imola die Felge. Boutsen geht innen vorbei. Hinten lauert Berger.

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Davon ließ sich der Brasilianer aber auch nicht aufhalten.

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Bremsduell vor der Tosa-Kurve zwischen Berger und Senna. Boutsen, Patrese und Prost warten auf einen Fehler der McLaren-Piloten.

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1991 ging Senna mit dem neuen Honda V12 im Heck in die Saison.

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Eine besondere Qualität von Senna war seine Qualifying-Stärke. Der Brasilianer setzte neue Rekorde für Pole-Positions.

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Die größte Konkurrenz im Kampf um den WM-Titel kam von Nigel Mansell im Williams. Mit vier Siegen in den ersten vier Rennen gab Senna aber früh den Ton an.

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Teamkollege war Gerhard Berger – der Österreicher gab selbst zu, dass er keine Chance gegen Senna hatte.

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Am Ende des Jahres wurde Senna jüngster Dreifach-Champion – 24 Punkte vor Nigel Mansell.

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Als Favorit mit der Startnummer 1 ging Senna – erneut im McLaren – in die Saison 1992.

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Der neue MP4-7 war erst zum dritten Saisonrennen fertig. Da war der Titel aber schon fast entschieden.

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Williams-Konkurrent Nigel Mansell gewann die ersten fünf Rennen des Jahres. Den Briten konnte niemand mehr einholen.

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Dazu kamen Probleme mit der Zuverlässigkeit bei McLaren. Siebenm Ausfälle waren zu viel. Am Ende wurde der Weltmeister nur Vierter in der Fahrerwertung. In Monza (Bild) gewann Senna allerdings. Es war einer von drei Siegen 1992.

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Neben den vielen Niederlagen gegen Mansell machte auch ein anderer Pilot Ärger. Ein junger Deutscher namens Michael Schumacher setzte Senna mit seinem Benetton unter Druck. In der Fahrerwertung landete Schumi am Ende sogar vor Senna.

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Gleich im ersten Rennen der Saison 1993 legte sich Senna wieder mit Schumi an. Gute Freunde wurden die beiden ehrgeizigen Piloten nie. Schumacher tickte in Sachen Fitness, Kompromisslosigkeit und Einstellung ähnlich wie sein brasilianischer Gegner.

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Noch war die große Zeit von Schumacher allerdings nicht gekommen. Größter WM-Konkurrent für Senna war wieder einmal Alain Prost, der mittlerweile im Williams unterwegs war.

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1993 wurde zur Achterbahnfahrt für Senna. Es gab fünf Siege – davon zwei legendäre Erfolge bei feuchten Bedingungen in São Paulo und Donington – aber auch fünf Ausfälle.

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Obwohl Prost die WM gewann, hatte der emotionale Senna die Herzen der meisten Fans auf seiner Seite. Seine klaren Worte machten ihn auch bei den Medien zum beliebten Interview-Partner.

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Williams hatte Senna zwei Mal in Folge die Tour vermasselt. 1994 fand das Erfolgsteam und der Erfolgsfahrer endlich zusammen. Die Partnerschaft sollte aber kein glückliches Ende nehmen.

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Prost hatte sich für den Rücktritt entschieden und machte den Weg für Senna frei.

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Der von Adrian Newey konstruierte FW16 konnte allerdings vom Potenzial nicht mit seinen überlegenen Vorgängern mithalten.

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Obwohl das Auto nicht das schnellste war, startete Senna in den ersten drei Rennen von der Pole-Position.

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Die Siege in Brasilien und Aida feierte allerdings Michael Schumacher im Benetton.

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Das Auto von Newey reagierte nervös auf Bodenwellen. Senna äußerte den Vorwurf, dass Schumacher mit Traktionskontrolle unterwegs gewesen sei.

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Als drittes Rennen des Jahres 1994 stand der Grand Prix von San Marino auf dem Programm. In Imola gab es jede Menge Bodenwellen.

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Das Wochenende stand unter keinem guten Stern. Schon am Freitag das erste Drama: Rubens Barrichello landete nach einem heftigen Crash erst im Fangzaun, dann im Krankenhaus (Bild). Am Samstag verunglückte dann der Österreicher Roland Ratzenberger im Simtek tödlich.

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The Show must go on: Im Qualifying war Senna nicht zu schlagen. Schumi musste sich mit Startplatz zwei zufriedengeben. Vor dem Rennen hatten allerdings viele Beobachter ein mulmiges Gefühl.

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Nach einem Startcrash musste das Rennen neutralisiert werden. Beim Neustart hing Schumi Senna direkt im Nacken.
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In der 5. Runde dann der fatale Unfall. Senna ließ sein Leben in der Tamburello-Kurve. Der Brasilianer wurde beim Aufprall von seinem Reifen erschlagen. Berichte, dass sich die Aufhängung durch den Helm gebohrt hätten, entsprachen nicht der Wahrheit.

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Schumacher vor Larini und Häkkinen – an den Rennausgang erinnert sich wohl kaum noch jemand.

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Der Unfall wurde lange untersucht. Der Tod von Senna war ein Weltereignis. Bei der Überführung und der Beerdigung in São Paulo säumten Millionen Fans die Straßen. Der Tod war nicht umsonst: Nach dem Unfall wurde die Sicherheit in der Formel 1 extrem verbessert.


 
In unserer Bildergalerie zeigen wir Ihnen zum 25. Todestag noch einmal zahlreiche unveröffentlichte Fotos aus der Karriere Ayrton Sennas. Hier ist die Übersicht mit allen Folgen unserer Zeitzeugen-Serie zum traurigen Senna-Jubiläum.

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