Schumacher zum 300. Grand Prix: Das neunte Jubiläum

Schumacher zum 300. Grand Prix
Schumis neuntes Jubiläum

Der 300. Grand Prix in Michael Schumachers unvergleichlicher Formel 1-Karriere ist bereits das neunte Jubiläum. Am kommenden Sonntag in Monza ist es soweit. Wer lange fährt, darf auch oft feiern. Manchmal ist Michael Schumacher damit ein bisschen früh dran. So geschehen auch beim 100., beim 150., beim 200., beim 250. und beim 300. Grand Prix-Start. Puristen zählen den GP Frankreich 1996 nicht mit, weil ihn da ein Motorschaden in der Formationsrunde stoppte, bevor das Rennen tatsächlich gestartet wurde.

Die Jubuläumsrennen von Schumacher

Der siebenfache Weltmeister gab zu, dass er sich nicht mehr an alle 299 Rennen erinnern könne. Noch nicht einmal an alle 91 Siege. Ganz im Gegensatz zu Rubens Barrichello, der behauptet, er könne auf Stichwort zu jedem seiner 323 GP-Einsätze etwas erzählen. Vielleicht hat der Brasilianer in seiner Karriere einfach zu wenig gewonnen, so dass ihm jede Erinnerung zu kostbar ist um sie zu vergessen.

Wir haben uns die runden Zahlen in Schumachers GP-Almanach herausgesucht. Gut möglich, dass da der ein oder andere Grand Prix dabei ist, an den sich Michael Schumacher nicht mehr erinnern kann. In unserer Fotogalerie helfen wir ihm auf die Sprünge.

1. Grand Prix: GP Belgien 1991, 25. August, Spa-Francorchamps, 7. Startplatz, Ausfall mit Kupplungsschaden

Jordan sucht einen Fahrer. Bertrand Gachot sitzt im Gefängnis. Erst sechs Tage vor dem GP Belgien ist klar, dass Schumacher fährt. Erst als Eddie Jordan ein Scheck in Höhe von 150.000 Pfund garantiert wird. Schumacher dreht ein paar Testrunden in Silverstone, dann muss er aussteigen. Jordan will das Auto nicht riskieren. Und der Motor darf nicht zu viele Kilometer bekommen. Er ist illegal im Auto. Weil nur das Ford-Werksteam Benetton das Anrecht auf die letzte Ausbaustufe hat.

Im Training setzt der Neuling gleich einmal ein Zeichen. Er fährt die achtschnellste Zeit, rückt aber einen Platz auf, weil Riccardo Patreses Zeit gestrichen wird. Dann muss Schumi zur Rennleitung. Er hat Alain Prost mit der Faust gedroht. "Das macht man nicht mit einem Weltmeister", wird der Youngster belehrt. Im Rennen kommt Schumacher nur einen Kilometer weit. Er weiß nicht, dass Jordan aus Kostengründen eine alte Kupplung mit einer Aluminiumnabe einsetzt. Die ist heikel. Weil er zwei Mal aus dem Stand anfahren muss, einmal beim Start, dann nach einem Stau ausgangs La Source, bricht die Kupplung.

Obwohl der Jordan in Spa ein potenzielles Siegerauto ist und sich Teamkollege Andrea de Cesaris mit Ayrton Senna um die Führung streitet, wäre Schumacher auch ohne das Pech beim Start nicht ins Ziel gekommen. Ihm hätte wie de Cesaris ein Motorschaden geblüht. Und das kam so: Ford hatte Jordan nichts von der neuen Spezifikation erzählt. Die Kolben hatten einen Ölabstreifring weniger. Deshalb brauchte der Motor mehr Öl. Der Öltank im Jordan 191 war dazu zu klein.

25. Grand Prix: GP Europa 1993, 11. April, Donington Park, 3. Startplatz, Ausfall durch Unfall

Donington ist ein einmaliger GP-Schauplatz. 1993 findet dort der GP Europa statt. Bei winterlichen Temperaturen, waagrechtem Regen und einem schauerlichen Polarwind. Schumacher sitzt im Benetton B193-Ford, Senna im McLaren MP4-8. Es gibt einen Streit um die Ausbaustufen der Ford-Motoren. Benetton pocht auf die letzte Spezifikation. Und zwar exklusiv. Senna jammert, dass dies ungerecht sei. Der Brasilianer ist doppelt angestachelt. Sein zweites Feindbild ist Prost, der ihm das Williams-Cockpit weggenommen hat.

Der ganze Hass entlädt sich beim Start. Schumacher drängt Senna ab. So können die Williams-Piloten auf der feuchten Strecke in Führung gehen. Wendlinger und Andretti klemmen sich dahinter. Erst dann folgen Schumacher und Senna. Der McLaren-Pilot geht in der dritte Kurve an Schumacher vorbei. Nach einer unglaublichen Startrunde führt er. Schumacher ist nur Sechster. Es trocknet ab und beginnt wieder zu regnen. Da sieht Schumacher seine Chance. Während alle anderen auf Regenreifen wechseln, bleibt er mit Slicks auf der Strecke. In der 23. Runde geht der Drahtseilakt schief. Der Benetton-Pilot dreht sich von der Strecke.

50. Grand Prix: GP Europa 1994, 16. Oktober, Jerez, 2. Startplatz, Platz 1, schnellste Rennrunde

Schumacher kehrt nach zwei Rennen Sperre mit frischer Kraft in den GP-Zirkus zurück. Sein WM-Gegner Damon Hill hat in Abwesenheit des Benetton-Piloten die Rennen von Monza und Estoril gewonnen. Es steht nur noch 76:75 für Schumacher im Titelkampf. Jerez ist das letzte Rennen der Europasaison. Danach kommen nur noch die Übersee-Grand Prix von Japan und Australien. Hill schlägt Schumacher beim Start und bleibt bis zum Reifenwechsel in der 18. Runde in Führung. Danach übernimmt Schumacher die Spitze. Der Deutsche ist klar schneller als sein Rivale, der nur beim zweiten Tankstopp noch einmal kurz für zwei Runden die Führung genießen darf. Im Ziel hat Schumacher 24 Sekunden Vorsprung. Eine Ohrfeige für Hill. 

75. Grand Prix: GP Monaco 1996, 19. Mai, Monte Carlo, 1. Startplatz, Ausfall durch Unfall

Schumachers Zeit bei Ferrari beginnt dornenreich. Zwei zweite, ein dritter Platz, zwei Ausfälle. Damon Hill dominiert die Saison. Auch der zweite Williams von Neuling Villeneuve ist normalerweise außer Reichweite. Dann kommt Monaco. Hier kann Schumacher die Defizite des Ferrari F310 überspielen. Er startet von der Pole Position. Am Renntag regnet es. Ein Geschenk des Himmels. Glaubt Schumacher. Nach zwei Kilometern passiert ihm ein dummer Fehler. Er rutscht in der Rechtskurve vor Portier untersteuernd in die Mauer. Aus der Traum vom ersten Ferrari-Sieg. Mit Olivier Panis gewinnt ein Außenseiter.

100. Grand Prix: GP Japan 1997, 12. Oktober, Suzuka, 2. Startplatz, Platz 1

Es geht um alles. Schumacher gegen Villeneuve. Im Hintergrund lauern die Wasserträger Irvine und Frentzen. Villeneuve steht bei der FIA auf der schwarzen Liste, weil er den Verband immer wieder kritisiert. Als er bei gelben Flaggen wegen eines abgestellten Fahrzeuges nicht Tempo rausnimmt, bekommt er eine Verwarnung. Und da dies schon die zweite gelbe Karte wegen des gleichen Vergehens ist, wird er für den GP Japan gesperrt. Trotz der Pole Position.

Williams geht für Villeneuve in Berufung und fährt gegen die Ferrari ein Geisterrennen. Der Plan ist klar. Er will Schumacher Punkte wegnehmen, wenn er selbst schon keine machen darf. Am besten ihn in einen Fehler hetzen, damit der WM-Rivale leer ausgeht. Schumacher macht aber keine Fehler. Er schickt Irvine vor. Die beiden tricksen Villeneuve nach allen Regeln der Kunst aus. Als das Ferrari-Tandem in Führung liegt, übernimmt Schumacher das Kommando. Und Irvine sichert ihn nach hinten ab. Damit steht es vor dem WM-Finale in Jerez 78:77 für Schumacher.

150. Grand Prix: GP Österreich 2001, 13. Mai, A1-Ring, 1. Startplatz, Platz 2

Seit zwei Rennen sind Traktionskontrolle und Startautomatik wieder erlaubt. Prompt bleiben beim Start zwei Autos auf der Zielgeraden stehen. Das Safety-Car rückt aus. Montoya und Ralf Schumacher haben Michael beim Start auf Platz drei verdrängt. Bald hat der Ferrari-Pilot nur noch einen Williams vor der Nase. Ralf Schumacher fällt mit Bremsproblemen aus. Doch Montoya ist eine harte Nuss. Als Schumacher ihn in der Remus-Kurve ausbremsen will, drehen sich beide von der Strecke und fallen weit zurück ins Feld.

Damit führt Barrichello. Doch nur bis zur Runde der Boxenstopps. McLaren fertigt Coulthard schneller ab als Ferrari seinen Mann Barrichello. Schumacher ist bereits wieder Dritter. Während Coulthard sicher gewinnt, wird bei Ferrari kurz vor Schluss ein Platztausch vorbereitet. Barrichello muss Schumacher in der letzten Runde vorbeilassen. Eine erste Welle der Entrüstung breitet sich über Ferrari aus. Schlimmer ist es nur ein Jahr später, als es um den Sieg geht.

200. Grand Prix: GP Monaco 2004, 23. Mai, Monte Carlo, 4. Startplatz, Ausfall durch Unfall

Schumacher fährt die Formel 1 platt. Fünf Rennen, fünf Siege. Wer soll Schumi in Monaco schlagen? Den ersten Dämpfer gibt es im Training. Michael Schumacher steht nur auf Startplatz vier. Eine Position bekommt er noch geschenkt, weil sein Bruder Ralf wegen eines Motorwechsels zehn Startpositionen zurück muss. Doch man weiß ja, dass die wahre Stärke des Ferrari F2004 das Rennen ist. Weil kein Auto besser mit den Reifen umgeht als die rote Rakete.

Der Trainingsschnellste Trulli geht sofort in Führung. Hinter ihm ist Teamkollege Alonso. Bei der ersten Runde der Boxenstopps gewinnt Schumacher zwei Positionen. Er stoppt als Letzter. Immer noch führt Trulli vor Alonso, doch jetzt schon mit dem Ferrari im Nacken. Als Alonso mit Ralf Schumacher im Tunnel kollidiert, rückt Michael Schumacher auf Platz zwei vor. Das Safety-Car rückt aus. Nur Schumacher und Montoya pokern und bleiben auf der Strecke. Der Rest der Spitze wechselt die Reifen und muss sich hinten anstellen.

Als am Safety-Car die Lichter ausgehen, präpariert Schumacher seinen Ferrari durch Zickzackfahren und hartes Bremsen für den Re-Start. Auch im Tunnel. Montoya ist überrascht, will zur Seite hin ausweichen und kollidiert mit dem Ferrari, der dann die Mauer berührt. Der kommt als Dreirad aus dem Tunnel. Schumacher feuert in der Box vor Wut den Helm gegen die Stellage. Montoya war bereits überrundet.

250. Grand Prix: GP Bahrain 2010, 14. März, Sakhir, 7. Startplatz, 6. Platz

Es ist das große Comeback. Der Meister kehrt zurück nach drei Jahren Pause. Nicht mehr im Ferrari, sondern im Mercedes. Das Medieninteresse ist dementsprechend groß. Nach der ersten Qualifikationsrunde in der zweiten Karriere ist Schumacher Siebter. Drei Zehntel hinter Teamkollege Rosberg.

"Ich fühle mich noch etwas eingerostet", sagt der Altmeister, der zwei Monate zuvor seinen 41. Geburtstag gefeiert hat. Sein Mercedes ist nicht konkurrenzfähig. Das Rennen verläuft als Prozession ziemlich ereignislos. Schumacher kehrt als Sechster aus der Startrunde zurück, und er wird mit vier Sekunden Rückstand auf den Stallrivalen als Sechster abgewinkt. Nicht schlecht für ein Comeback nach so langer Zeit.