Red Bull: Beste Taktik für 20 Sekunden Strafe?

Red Bull in der Strafen-Falle
Beste Taktik für einen 20-Sekunden-Stopp?

GP Mexiko 2024

Auf dem Papier war der GP Mexiko ein Einstopp-Rennen. Zwei Reifenwechsel ergaben nur Sinn, wenn der Fahrer zu oft drohte, im Verkehr steckenzubleiben. Das Problem waren dann nicht die Reifen, sondern die Temperaturen des Motors und der Bremsen. In keinem anderen Rennen ist die Kühlung so kritisch.

Die dünne Luft in 2.240 Metern Höhe fordert ihren Tribut. Das einzige Mittel gegen Überhitzung ist entweder ein Boxenstopp, der den Fahrer in eine Lücke im Feld wirft. Oder viel Lift and Coast. Das kostet massiv Rundenzeit. Wenn Reifenschonen Priorität hat, dann gehen die Fahrer 100 bis 150 Meter vor dem Bremspunkt vom Gas. In Mexiko sind es in der Regel 150 bis 200 Meter, in schlimmen Fällen sogar mehr.

Safety-Car - GP Mexiko 2024
xpb

Zwei Stopps nur für Notfälle

Bei der letztjährigen Ausgabe des GP Mexiko gingen noch drei Fahrer mit dem Plan eines Zweistopp-Rennens ins Rennen. Max Verstappen, um die beiden Ferrari vor ihm zu überrumpeln. Und weil er sich mit seinem haushoch überlegenen Red Bull praktisch jede Taktik leisten konnte. Lando Norris, weil er vom 17. Startplatz nach vorne gelotst werden musste. Da brauchte er viel freie Fahrt.

Diesmal war mehr als ein Stopp nur für Notfälle eingeplant. So wie der von Sergio Perez, der nach einer starken Startrunde mit der Hypothek einer Fünfsekunden-Strafe für einen Fehlstart auf Platz elf festhing und als Konsequenz mit nachlassenden Reifen und hohen Temperaturen kämpfte. Da machte es Sinn, ihn asymmetrisch zu den anderen fahren zu lassen.

Alle Einstopper, die mit Medium-Reifen gestartet waren, kamen in den Runden 26 bis 39 an die Boxen. Max Verstappen war der erste, Oscar Piastri der Letzte. Piastri verlor durch das lange Warten zwar drei Positionen, machte das aber im Finale durch den Vorteil frischerer Reifen wieder wett. Der Australier sprang in den letzten 31 Runden noch von Platz 14 auf Rang acht.

Lawson vs. Perez - GP Mexiko 2024
Red Bull

Start mit harten Reifen lohnte nicht

Der Schachzug mehrerer Piloten in der hinteren Hälfte des Feldes, mit harten Reifen zu starten, lohnte sich nicht. Nur Liam Lawson hatte zeitweise Aussicht auf WM-Punkte, doch der Neuseeländer legte sich mit Sergio Perez und Franco Colapinto an, was ihn zu weit zurückwarf. Außerdem steckte der Toro-Rosso-Pilot die meiste Zeit im Verkehr. "Ich habe fast immer in das Getriebe eines anderen Autos geschaut."

Bei den meisten Fahrern bestimmte die Position auf der Strecke das Timing des Reifenwechsels. Max Verstappen zog die Mercedes-Fahrer mit. "Er war unser einziger Gegner", hieß es am Mercedes-Kommandostand. Lewis Hamilton stoppte drei Runden vor George Russell, weil seine Vorderreifen am Ende waren. Viel falsch machen konnten die Strategen nicht. Die 20-Sekunden-Strafe warf Verstappen 6,3 Sekunden hinter Russell und Hamilton.

Doch dem Weltmeister fehlte der Speed, um die Lücke zu den Silberpfeilen zu schließen. Am Ende hatte er einen Rückstand von 11,0 Sekunden auf Russell, dessen Mercedes am Frontflügel beschädigt war. Der Haupt-Flap des Frontflügels war auf einer Bodenwelle kollabiert. Das kostete Abtrieb und beeinträchtigte die Balance.

Max Verstappen - GP Mexiko 2024
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Verstappen-Timing praktisch egal

Red Bull wusste schon in der 13. Runde, dass ihrem Chefpiloten zwei Zehnsekunden-Strafen bevorstanden, die er beim Boxenstopp absitzen musste. Verstappen stellte in der langen Wartezeit vor der Garage sogar den Motor ab, damit er nicht überhitzte.

Bei so viel Zeitverlust war der Zeitpunkt des Boxenstopps egal. Er wurde eher durch die starke Reifenabnutzung und die Lücken im Feld bestimmt, in die man den Weltmeister einfädeln wollte. Die größte war auf Platz 15 zwischen Esteban Ocon und Teamkollege Perez.

Unter besten Bedingungen hätte man Verstappen früher zum Reifenwechsel bestellt. Seine Rundenzeiten stiegen ab der 20. Runde stark an. Die Ferrari fuhren ihm pro Runde eine Sekunde davon. Doch da ging es bei Red Bull nur noch darum, Lando Norris die Party zu verderben.

George Russell vs. Lewis Hamilton - GP Mexiko 2024
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Verstappen kostete Norris sechs Sekunden

Verstappen sollte Norris Zeit kosten oder ihn bei einem Angriff in einen Fehler locken. Norris durchschaute das Spiel. "Heute ging es darum, einen Crash zu vermeiden. Max hatte im Zweikampf weniger zu verlieren als ich."

Plan A ging jedoch auf. Norris verlor in der Zeit hinter seinem WM-Gegner sechs Sekunden auf die Ferrari. Die fehlten ihm am Ende, um gegen Sainz um den Sieg zu fahren. Verstappen selbst war nicht in der Lage, die große Aufholjagd zu starten. In den letzten zehn Runden machte sogar Kevin Magnussen Boden auf den WM-Spitzenreiter gut.

Die harten Reifen bauten dramatisch ab an seinem Red Bull. "Max hat sie nie zum Arbeiten gebracht", verzweifelte Sportchef Helmut Marko und fügte mit Blickrichtung Titelkampf hinzu: "Unsere Reifenprobleme im Rennen sind alarmierend."