Es ist ein mutiges Projekt. Red Bull will nicht wieder zurück in den Status eines Kundenteams und Motoren außerhalb einkaufen, sondern das Schicksal in den eigenen Händen halten. Dafür weitet der Formel-1-Rennstall seine Aktivitäten aus. Ab 2022 stellt Red Bull im englischen Milton Keynes nicht nur Rennautos her, sondern baut auch noch die Motoren in Eigenregie.
Dafür übernimmt Red Bull den Honda V6-Turbomotor samt der Hybridbausteine. Der japanische Autohersteller zieht sich am Saisonende aus der Königsklasse zurück – unter dem Deckmantel, die Erkenntnisse der letzten sieben Jahre zu nutzen, um den Konzern klimaneutral zu trimmen.
Ab 2023 ist Red Bull auf sich gestellt
Der Deal wurde bereits Ende 2020 eingefädelt. Im Februar folgte die endgültige Bestätigung, dass Honda seine IP (Geistiges Eigentum) an den Partner abtritt. Red Bull gründete daraufhin eine Motorenabteilung namens "Red Bull Powertrains Limited". Aktuell konzentrieren sich die Parteien auf den Saisonendspurt. Parallel machen die Japaner den Sechszylinder-Turbo für die kommende Saison fit. Ein letzter Kraftakt, der um die 50 Millionen Dollar kosten soll. Der Motor muss für die Umstellung von E5- auf E10-Benzin angepasst werden. Zehn Prozent des Kraftstoffes kommen ab 2022 aus biologischen Abfällen.

Aber auch danach greift Honda seinem liebgewonnenen Partner weiter unter die Arme. Es soll eine Art Übergangsphase geben, wie Team und Motorenhersteller vor dem Großen Preis der Türkei ausführen. Demnach werde Honda Red Bull und Alpha Tauri auch in der kommenden Saison unterstützen – sowohl in der Fabrik als auch an der Rennstrecke.
Für Red Bull sind das herausragende Nachrichten. Ohne Honda im Rücken wären Wartung und Einsatz der Motoren eine Herkulesaufgabe geworden. Auch wenn die Entwicklung nach der E10-Anpassung eingefroren wird. Die modernen Hybrid-Motoren sind so kompliziert, dass jeder Handgriff sitzen muss, damit sie laufen.
Red Bull Powertrains muss sich dieses tiefgreifende Knowhow erst einmal aneignen. Dafür werden Ingenieure der Konkurrenz – allen voran Mercedes – abgeworben. Und dafür bleibt Honda zunächst weiter im Boot. "Ab 2023 wird Red Bull Powertrains die Verantwortung übernehmen für die komplette Produktion und Wartung der Motoren", heißt es von Honda-Seite.
Zusammenarbeit fortgesetzt
Eine Kooperationsvereinbarung umfasst, dass die in Milton Keynes stationierten Motoreningenieure von Honda zu Arbeitnehmern von Red Bull Powertrains werden. Technik, Betrieb, Arbeitskraft: Red Bull kann sich freuen. "Hondas Unterstützung wird uns helfen, sicherzustellen, dass Red Bulls Übergang zu einem Chassis- und Motorenhersteller reibungslos verläuft", sagt Teamchef Christian Horner.
Honda selbst bleibt dem Sport damit trotz Rückzug verbunden. Die Japaner wollen nicht nur das F1-Programm Red Bulls stärken, sondern auch in anderen Bereichen weiter kooperieren. Zum Beispiel bei der Nachwuchsförderung. Ziel sei es, nach Yuki Tsunoda weitere japanische Talente in die Formel 1 zu bringen. Außerdem umfasst die Zusammenarbeit auch das Marketing.