Drei Ingenieure starren auf zehn Bildschirme. Sie studieren Daten, überblicken Kurven auf ihren Computern, sie versinken darin, bis Florian Niehaves aus dem Hintergrund fragt: "Ist er abgekühlt?" Red Bulls Head of Power Unit Validation & Testing – zu Deutsch: Leiter der Validierungs- und Testabteilung – zeigt auf den Raum hinter der Scheibe. Die drei Ingenieure nicken. Niehaves ballt die rechte Faust wie Max Verstappen nach einem Sieg: "Yes."
Der Sechszylinder darf gerade ruhen. Wir treten durch die dunkle Tür in die Testzelle, die mit "V6 Development Dyno" umschrieben ist – also der Entwicklungsprüfstand für den Sechszylinder-Turbomotor, den Red Bull für die Formel-1-Saison 2026 konstruiert. Dieser Motor ist eine Unabhängigkeitserklärung des Teams.

Red Bull mit Ford
Diese Unabhängigkeit ist Red Bull so wichtig, dass man Porsche im September 2022 vor den Kopf stieß und am Traualtar die Flucht ergriff. Stattdessen kooperiert Red Bull in Zukunft mit Detroit. Ford machte den Kauf von Teamanteilen nicht zur Bedingung. Der zweitgrößte US-Automobilhersteller nach General Motors will am Formel-1-Hype teilhaben, der auf dem heimischen Markt passiert. Fords Hintergedanke ist es, die eigene E-Offensive zu pushen, in die man 50 Milliarden US-Dollar pumpt.
In dieser Saison fährt die Königsklasse drei Rennen in den Staaten. Besonders im Fokus steht dabei die Rückkehr nach Las Vegas. Diesmal fährt die Formel 1 wirklich über den Strip. Für den GP in der Zockerstadt hofft man auf Umsätze von einer halben Milliarde Dollar. Die Zukunft verspricht noch mehr. Das Publikum wird immer jünger, weiblicher, diverser. Neue Veranstalter stehen Schlange an der Bürotür von F1-Chef Stefano Domenicali, der zur Verkündung des Deals zwischen Red Bull und Ford im Februar extra nach New York City gereist war.