Es hätte schlimmer kommen können. Mit den Startplätzen drei und acht ist Mercedes noch gut bedient. Die Fahrer bescherten ihrem Team in der Qualifikation die ein oder andere Zitterpartie. "Wir sind nicht so reibungslos durch das Q1 und Q2 gekommen, wie wir uns das gewünscht hatten", gab Chefingenieur Andrew Shovlin zu. Lewis Hamilton fuhr sich im Q1 erst mit seiner letzten Runde aus der Abstiegszone. Und das Q2 schloss der Engländer als Neunter ab.
Im Q3 hing alles von der Frage ob, wann der Regen einsetzen würde. Das Wetterradar kündigte Regen für den Moment an, in dem die Ampel an der Boxenausfahrt auf Grün springen würde. Tatsächlich kam er vier Minuten später. Davor tröpfelte es nur. Gut genug für Slicks. Wer bis zu der roten Flagge nach George Russells Unfall keine vernünftige Rundenzeit erzielt hatte, war angeschmiert. Ab Rundenzeiten von 1:16 Minuten musste man Intermediates aufziehen.

Hamilton ohne Grip
Mercedes traf die Frage – Slicks oder Intermediates – genau eine Minute vor Beginn des Q3. Russell und Hamilton gingen auf Slicks in die letzte K.O.-Runde, mussten sich aber wegen der späten Entscheidung am Ende der Schlange einreihen. Die Position der Mercedes-Box ganz am Anfang der Boxengasse war dabei auch nicht hilfreich. "Der Regen wurde immer stärker. Wir hatten feuchtere Bedingungen als die Autos am Beginn der Schlange. Außerdem haben wir beim Anstellen in der Boxengasse zu viel Reifentemperatur verloren. Ich hatte einfach nicht genug Grip", bedauerte Hamilton.
Russells Kommentar hörte sich ähnlich an. "In meiner Runde war die letzte Kurve schon deutlich nasser als in der Aufwärmrunde davor. In der Runde darauf habe ich das Auto in Kurve 4 verloren." Der 24-jährige Engländer traf beim Anbremsen die weiße Linie und segelte durch das Kiesbett. Beim Versuch, das Auto auf dem Asphaltstreifen vor der Leitplanke um 360 Grad zu drehen, manövrierte Russell das Heck seines Autos wieder in den Sandkasten und konnte sich von dort nicht mehr befreien. "Das war nicht meine beste Entscheidung", meinte der WM-Vierte selbstkritisch.

Russells Glück im Unglück
Russell hatte Glück im Unglück. Er provozierte mit seinem Ausritt eine rote Flagge. Bis das Training neun Minuten später wieder angepfiffen wurde, hatte der Regen so stark zugenommen, dass eine Verbesserung der Rundenzeiten nicht mehr möglich war. Damit war sein dritter Startplatz festbetoniert. Hamilton zählte dagegen zu den Fahrern, die sich gerne noch verbessert hätten, durch die Unterbrechung aber ausgebremst wurden. "Der achte Startplatz ist nicht ideal, aber wenigstens haben wir mit George ein Auto weiter vorne stehen", machte Hamilton gute Miene zum bösen Spiel.
Andrew Shovlin resümierte, dass die Position auf der Strecke zu Beginn des Q3 der Schlüssel zu Erfolg und Misserfolg war. "Hinterher waren wir schlauer. Da hätten wir uns gewünscht am Anfang der Schlange zu stehen. Dann hätten wir die Strecke in ihrem besten Zustand bekommen." Da auch für Samstag unbeständiges Wetter vorhergesagt ist, bekommen die Strategen eine zweite Chance, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Bei trockenen Bedingungen wird es nach Ansicht der Ingenieure ein enges Rennen zwischen Ferrari und Mercedes hinter Verstappen geben. "Der Max ist unantastbar."