Ein Reifenhersteller ist in der Formel 1 wirklich nicht zu beneiden. Im Fokus steht der Ausrüster immer nur dann, wenn es Probleme gibt. Zuletzt war es allerdings relativ ruhig an der Reifenfront. Doch damit das so bleibt, muss Pirelli immer schon zwei Schritte vorausdenken. Die Entwicklung der Autos steht bekanntlich nicht still. Die Gummis müssen bei der ansteigenden Performance-Kurve stets Schritt halten.
Aktuell arbeitet der italienische Gummi-Lieferant gleich an zwei Fronten. Die neuen Autos für 2026 verlangen ganz neue Reifen mit geänderten Dimensionen. Die ersten Proberunden für die nächste F1-Ära haben mit einem speziellen Testträger schon Mitte September begonnen. Aston Martin stellte ein technisch angepasstes Auto zur Verfügung, um auf der Grand-Prix-Strecke von Barcelona Daten zu sammeln.

Bei Tests mit einzelnen Teams erprobt Pirelli schon die ganze Saison neue Reifen für 2025 - hier Charles Leclerc in Mugello.
Reifen-Sortiment wird erweitert
Obwohl 2026 alles ganz anders wird, schenkt Pirelli die Saison 2025 nicht einfach ab. Das Unternehmen aus Mailand hat sich entschieden, auch für kommendes Jahr noch einmal ein überarbeitetes Produkt für die Formel 1 zu entwickeln. Sowohl der Unterbau der Reifen als auch die Mischungen werden angepasst, um für mehr Sicherheit zu sorgen und den Fans eine bessere Show zu bieten.
Die Entwicklung der Reifen-Konstruktion musste dem Reglement entsprechend schon zur Homologations-Deadline am 1. September abgeschlossen sein. Nun bleibt den Ingenieuren noch bis zum Saisonende Zeit, auch die einzelnen Gummi-Mischungen zu finalisieren. Bei den Testfahrten in Abu Dhabi nach dem letzten Rennen des Jahres dürfen die Piloten dann erstmals das fertige Produkt aufschnallen.
Die größte Änderung für Fahrer, Ingenieure und Fans ist die Einführung einer sechsten Reifensorte. Bisher waren die Mischungen nur von C1 bis C5 durchnummeriert, 2025 kommt auch noch ein extraweicher C6-Gummi hinzu. Mit der Erweiterung der Skala nach unten will Pirelli auf die immer weiter steigende Anzahl von Stadtkursen reagieren, auf denen softere Mischungen besseren Grip bringen sollen.

Die Prototypen-Reifen erkennt man daran, dass bei ihnen die Markierung an der Flanke fehlt.
Reifen-Test im Mexiko-Training
Bisher kamen die 2025er-Prototypen nur bei den offiziellen Reifentests mit einzelnen Teams auf extra angemieteten Strecken zum Einsatz. Um die Entwicklung zu beschleunigen und mehr Daten auf einmal zu sammeln, sollen sie aber bald auch schon im Rahmen eines Grand-Prix-Wochenendes von allen Piloten gleichzeitig gefahren werden.
Weil es sich beim nächsten Rennwochenende in Austin um ein Sprint-Format mit nur einem freien Training handelt, entschieden sich die Verantwortlichen dafür, den sogenannten "In-Competition-Test" im Rahmen des Mexiko-Grand-Prix durchzuführen. Das Autódromo Hermanos Rodríguez ist vom Layout zudem besser geeignet, um verwertbare Erkenntnisse über das Verhalten weicherer Sorten zu gewinnen.
Die zweite Trainingssession wird von 60 auf 90 Minuten verlängert, um vor allem Prototypen der Mischungen C4 und C5 auszuprobieren. Pirelli hat zudem angekündigt, auch ein paar Sätze des C6-Reifens mitzubringen. Für die Ingenieure und die Fahrer sind solche Tests innerhalb eines GP-Wochenendes immer etwas tückisch. Bei der Setup-Arbeit und der Erprobung von technischen Upgrades muss man aufpassen, sich durch die unterschiedlichen Reifensorten nicht in die Irre führen zu lassen.